Die besten Neuentdeckungen 2014

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Jedes Jahr erscheinen in Deutschland Unmengen von Büchern, von inländischen und ausländischen Autoren, in verschiedenen Genres und bei unterschiedlichen Verlagen. Da können einem so manche Werke einfach entgehen und erst Jahre nach ihrem Erscheinen ins Auge fallen. Um solche Neuentdeckungen geht es in dieser Rubrik. Erfahrt hier, welche etwas älteren Bücher das myFanbase-Team im Jahr 2014 begeistert haben.

Isabella Caldart meint:

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#1 Jaume Cabré – Die Stimmen des Flusses (2007)

Der barcelonesische Autor Jaume Cabré hat etwas geschafft, was wenigen Schriftsteller vergönnt ist, die auf Katalanisch schreiben: Er hat mit seinem Buch "Die Stimmen des Flusses" in ganz Spanien und auch in Deutschland einen großen Hit gelandet. Der Roman ist vielschichtig und auf mehreren Zeitebenen angesiedelt, hauptsächlich kurz nach dem Spanischen Bürgerkrieg, mitten während der Franco-Diktatur und in der heutigen Zeit, das heißt um das Jahr 2001 rum. Im Winter 2001 stößt die Lehrerin Tina Bros in der Schule eines katalanischen Bergdorfes, die abgerissen wird, zufällig auf einen langen Brief von Oriol Fontelles, den er Jahrzehnte zuvor an seine Tochter, die er nie kennenlernen konnte, schrieb. In dem Dorf ist Oriol Fontelles auch heute noch als glühender Falangist und Franco-Unterstützer bekannt, doch Tina findet die Wahrheit heraus: Fontelles hat heimlich Widerstandskämpfer unterstützt. Sie versucht, seinen Ruf posthum zu retten, doch es gibt Menschen, die das zu verhindern versuchen, denn Geschichte wird von den Mächtigen geschrieben. "Die Stimmen des Flusses" ist gespickt mit Lügen, Mord und Verlust, aber auch Liebe und Leidenschaft. Der Stil ist zu Beginn ungewöhnlich, da der Autor oft innerhalb eines gleichen Satzes Epoche und Erzählperson wechselt. Sobald sich der Leser daran gewöhnt, hält er ein fesselndes Meisterwerk in der Hand.

#2 Sylvia Plath – Die Glasglocke (1997 [Neuerscheinung])

Jeder Büchermensch kennt das Phänomen: Auf dem Boden (oder im inneren Auge) stapeln sich die Klassiker, die man schon längst lesen wollte. Und wenn man endlich dazu kommt, ist das Erstaunen groß: Der Roman ist aus gutem Grund ein Klassiker – warum habe ich ihn nicht schon vorher gelesen? So erging es mir mit Plath' "Glasglocke". Der Roman lässt sich klar in zwei Hälften teilen. Die erste erinnert stark an den "Fänger im Roggen", ohne eine Kopie des Welterfolgs zu sein. Die neunzehnjährige Esther Greenwood aus der amerikanischen Provinz bekommt die Gelegenheit, mehrere Wochen lang ein Praktikum in New York zu machen. Etwas ziellos taumelt sie durch ihr Leben und durch die Stadt, macht Bekanntschaften, die sie wieder verliert und lernt, sich von ihrem Kleinstadtleben abzunabeln. Wieder Zuhause wird die labile junge Frau von Depressionen überwältigt, die in einem Suizidversuch gipfeln. Daraufhin wird sie in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, in der sie Elektroshocks bekommt. Während der erste Teil von einer sanften Melancholie begleitet wird, dominiert in der zweiten Hälfte das Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Dennoch scheint Esther am Ende eine Chance zu haben – ganz anders als Sylvia Plath. Der Roman, der stark autobiographische Züge trägt, wurde zehn Jahre nach ihrem New York-Aufenthalt im Jahre 1963 publiziert. Wenige Wochen danach beging die Lyrikerin Suizid.

#3 Andreas Maier – Kirillow (2005)

Worum geht es in "Kirillow"? Es ist gar nicht so leicht, die Frage zu beantworten, da Andreas Maiers Roman weniger eine kohärente Storyline verfolgt, sondern vielmehr Situationen und Protagonisten erzählt, das aber auf sehr eindringliche Weise. "Character is plot, plot is character" sagte F. Scott Fitzgerald einst und auf Maiers Figuren passt das Zitat wie die Faust aufs Auge. Frank, Julian, Anja und ihre Freunde sind Studenten aus dem linken Milieu, die in Frankfurt leben. Die Stadt wirkt manchmal wie ein eigenständiger Protagonist und die Twentysomethings bewegen sich mit schlafwandlerischer Sicherheit durch die Straßen und Kneipen Frankfurts. Sie lernen ein paar Russen kennen, die größtenteils nur rudimentär Deutsch können und ziehen mit ihnen durch die Gegend. Der besonnene Frank erinnert die Russen an einen Kirillow aus dem fernen Chabarowsk, dessen Traktat über die Menschheit in deutscher Übersetzung in Frankfurt landet. Julian, Sohn eines konservativen Politikers, ist besonders versessen darauf, die bestehenden Verhältnisse zu hinterfragen und zu ändern, doch mit alkoholgeschwängerten Reden ist dies nicht getan. Das traurige Finale gipfelt in der Reise der Clique in die deutsche Peripherie, um den Castortransport zu verhindern. Nein, es ist kein wirklich freundliches Bild, das der hessische Schriftsteller Andreas Maier von der neoliberalen Gesellschaft zeichnet, aber dadurch nicht minder intelligent und durchdacht. Am Ende sind auch die jungen Wilden hilflos. Die Zeiten, in denen noch mit Fug und Recht an eine Revolution geglaubt werden kann, sind lange vorüber.

Anika W. meint:

#1 Nicholas Sparks – Wie ein Licht in der Nacht (2011)

Dass Nicholas Sparks wunderschöne Geschichten schreiben kann, sollte inzwischen jedem bekannt sein. Auch ich habe schon einige Werke von ihm gelesen und konnte daher gar nicht anders, als "Wie ein Licht in der Nacht" zu kaufen, als ich es auf dem Büchermarkt gefunden hatte. Diesmal ist seine Erzählung nicht nur romantisch und tragisch, sondern zugleich auch ein wenig Thriller. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen und gerade der leichte Zauber um Jo macht diese Geschichte zu einer spannenden und wunderschönen.

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#2 Lauren Oliver – Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei sagen sie (2010)

Auf Lauren Oliver war ich schon durch ihre Amor-Triologie gestoßen und da ihr Schreibstil mir ganz gut gefallen hatte und sie mit ihrem Debütroman "Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei sagen sie" ein anderes Genre eingeschlagen hatte, wollte ich dieses auch lesen. Zu anfang wusste ich noch nicht recht, was ich von der Geschichte halten sollte, da es so Ähnlich wie "Und täglich grüßt das Murmeltier" mit Highschool-Mädchen war. Doch nach und nach erkennt man die Besonderheit der Geschichte und gerade das Ende ist wirklich interessant. Besonders gut gefallen hat mir daran, dass es eine Geschichte ist, die man so doch nicht kennt und der Charakter Sam eine unglaubliche Wandlung vom ersten bis zum letzten Kapitel durchmacht.

#3 John Green – Das Schicksal ist ein mieser Verräter (2012)

Das Buch gekauft habe ich mir eigentlich nur wegen all der positiven Kritik hier im Forum. Schnell war dann auch ich begeistert von dieser wunderschön-traurigen Geschichte um Hazel Grace und Gus. Man verliebt sich gleich in die beiden Figuren und hofft, lacht, leidet und weint mit ihnen mit. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und der Film, der dieses Jahr ebenfalls in die Kinos kam, ist eine der besten Buchverfilmungen der letzten Zeit, da einfach auf jedes Detail aus der Geschichte geachtet wurde. Mehr bleibt da gar nicht zu sagen, wer die Geschichte noch nicht kennt, sollte dies unbedingt nachholen.

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