Die besten Neuerscheinungen 2014

Foto:

Das Jahr 2014 hielt für Leseratten wieder jede Menge neues Futter bereit. Von Thriller über Comedy bis zu Sci-Fi hat sich in allen Genres viel getan. Der meistverkaufteste Roman war 2014 in Deutschland übrigens "Kinder der Freiheit" von Ken Follett. Welche Bücher des Jahres 2014 das myFanbase-Team begeistert verschlungen hat, erfahrt ihr hier.

Sanny Binder meint:

#1 Kiera Cass – The One

Bei "The One" (dt. "Selection – Der Erwählte") handelt es sich um den dritten Teil der Erfolsreihe "Selection" von Kiera Cass. Mit einer Mischung aus einer futuristischen Gesellschaft und dem Bachelor hat die Autorin es geschafft, Millionen Menschen weltweit zu faszinieren. Als das Buch Anfang des Jahres erschien, war ich sehr traurig, da es eigentlich nur eine Trilogie werden sollte, aber aufgrund des Riesenerfolgs hat die Autorin sich entschlossen den begeisterten Fans zwei weitere Bücher zu schenken. Zwar wäre "The One" ein wirklich würdevoller Abschluss geworden, allerdings freue ich mich sehr, dass die Geschichte noch weitergehen wird. Die Story um America Singer und Prinz Maxon hat mit diesem Band aber ihr Ende gefunden und es war fantastisch. Von Anfang bis Ende hatte ich einen Puls von 500, habe mit den Charakteren gelacht und mit ihnen geweint. Immer mehr Geheimnisse und Intrigen wurden aufgedeckt und die Handlung hat einige unerwartete Wendungen genommen, durch die mein Herz oftmals in meine Hose gerutscht ist. Ich kann nicht mal genau beschreiben, was ich an diesem Buch so wundervoll finde. Vermutlich, das es in sich sehr stimmig ist und keine Fragen unbeantwortet lässt.

#2 Neal Shusterman – Vollendet: Die Rache

Wenn man sich meine Listen so anschaut, ist es ziemlich offensichtlich, dass Fantasy mein bevorzugtes Genre ist. Aus genau diesem Grund darf "Vollendet: Die Rache" an dieser Stelle nicht fehlen. Zwar sind die Bücher von Neal Shusterman in Deutschland ein kleines bisschen untergegangen und bekommen nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienen, das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass sie einfach großartig sind. Die Geschichte ist erschreckend, abartig und unheimlicherweise sehr realistisch erzählt. Shusterman weiß genau, wie man Menschen einen eiskalten Schauer über den Rücken jagen kann. Wie auch schon bei den ersten beiden Büchern bekommt man bei "Die Rache" einen tieferen Einblick darin, von wem und weshalb die Umwandlung eingeführt wurde – Kinder zwischen 13 und 17 Jahren können rückwirkend "abgetrieben" werden. Man schickt sie in ein Erntecamp, wo sie in ihre Einzelteile zerlegt werden und ihre Körperteile an Bedürftige gehen. Der Gedanke ist ernsthaft krank und gruselig, trotz dessen aber faszinierend. Ich habe mich vorher noch nie mit einem solchen Thema auch nur im Entferntesten auseinandergesetzt, aber seit ich vor zwei Jahren mit der Reihe begonnen habe, denke ich öfter über das große "Was wäre wenn?" nach. Wenn ein Autor es schafft, dass die Leser so viele Gedanken in seine Geschichten investieren, dann hat er auf jeden Fall alles richtig gemacht.

#3 A.J.Betts – Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe

In den letzten Monaten habe ich auf wohl jedem Literaturblog etwas zu "Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe" gelesen, wobei ich den Inhalt stets ignoriert habe. Das Buch hat überwiegend hervorragende Kritiken erhalten und doch hatte ich nie wirkliches Interesse daran es zu lesen – bis ich es in der Buchhandlung meines Vertrauens in den Händen hielt. Ich habe es gekauft, ohne zu wissen worum es geht und worauf ich mich eingelassen habe. Am nächsten Tag war ich durch und restlos begeistert. Es geht um zwei Jugendliche, die sich durch eine dünne Wand im Krankenhaus kennenlernen. Zac und Mia haben beide Krebs, doch gehen sie komplett unterschiedlich damit um. Auch wenn Mia wie eine hysterische Zicke rüberkommt, kann ich ihre Gedankenwelt doch sehr gut nachvollziehen. Ich wüsste nicht, wie ich mich in einer solchen Situation verhalten würde, aber sicherlich wäre das ihrem Verhalten sehr ähnlich. Zac ist ein Kämpfer, der sehr optimistisch ist, dass alles wieder besser wird. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein und doch verbindet sie etwas. Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert, in denen abwechselnd Zac und Mia den Lesern einen Einblick in ihre jeweiligen Leben gewähren. Auf einer emotionalen Reise lernt man die beiden immer besser kennen und verliebt sich von Wort zu Wort mehr in sie.

Anika W. meint:

Foto: Copyright: Rowohlt Verlag
© Rowohlt Verlag

#1 Nina George - Das Lavendelzimmer

Nina George, die auch unter dem Pseudonum Anne West Erotikbücher schreibt, hat mit "Das Lavendelzimmer" einen wunderschönen Roman geschaffen, der den Leser, wie ihren Hauptcharakter Jean Perdu, auf eine tolle Reise durch Frankreich mitnimmt. Diese Reise bestreitet Jean auf seinem Frachter "Lulu" nicht alleine. Er nimmt zwei Katzen und weitere Passagiere auf seine Suche nach dem Autor eines Buches mit. Je weiter sich Lulu in den Flüssen Frankreichs von Paris weg- und zur Provence hinbewegt, desto mehr verändert sich auch Jean zu der Person, die er vor zwanzig Jahren war. Er ist nicht mehr verbittert, wütend und traurig, sondern schöpft neue Lebens- und Liebensengergie. Es ist ein toller Roman über Verlust, Ängste und Freundschaft, der Fernweh nach der französischen Küche und der Provence weckt. Zudem ist die Idee der literarischen Apotheke, also das Bücher diverse Seelenleiden heilen können, sofern sie richtig verschrieben werden, einfach schön und irgendwie auch wahr.

#2 Amy Silver – Was bleibt wenn du gehst

Es ist ein Roman über Freundschaft, Tod, Liebe und das Leben. Eine Clique, die in ihren Zwanzigern unzertrennlich war, wird durch den Tod eines ihrer Freunde zerrüttet und trifft sich nach Jahren in dem Haus in Frankreich wieder, in dem sie früher ihre Sommer verbracht haben. Nach und nach erfährt der Leser in Rückblenden, was damals wirklich geschehen ist und wer die Schuld oder Nichtschuld an dem Unfall des geliebten Freundes trägt. Als die (ehemaligen) Freunde sich endlich aussprechen, ist trotzdem nichts mehr wie es damals war. Wie sich die Aussprache dann doch auf die jeweiligen Personen ausgewirkt hat, erfährt man in Vorblenden und schließlich finden sie durch einen weiteren Verlust doch wieder zusammen. Obwohl die Stimmung in diesem Roman meist betrübt war, hat er mir sehr gut gefallen. Jeder der Freunde ist anders und dies wird sowohl in den Rückblenden als auch in der Jetzt-Erzählung deutlich. Man möchte erfahren, was damals geschehen ist und hofft doch, dass die Freunde sich irgendwie wieder vertragen werden. Das Ende der Geschichte ist, wie der Rest auch, schön, aber traurig.

#3 Christian Eisert – Kim und Struppi. Ferien in Nordkorea

Über kaum ein anderes Land weiß man so wenig wie über Nordkorea. Dass das Thema sehr brisant ist, ist auch immer wieder deutlich in den Medien zu spüren. Momentan besonders durch den Film "The Interview", der zunächst nicht in den Kinos gezeigt werden sollte. Um sich ein bisschen über das Thema Nordkorea zu informieren und gleichzeitig eine nette Lektüre zu haben, wanderte dieses Buch also vom Ladentisch zu mir nach Hause. Der Buchrücken verspricht zwar Humor, doch den konnte ich nicht finden. Nichtdestotrotz ist es ein sehr interessanter Reisebericht, gemischt mit historischen Fakten über das Land und seine Herrscher. Man erfährt so einiges über den Umgang mit Touristen und über die Bräuche und Pflichten, die die Bewohner zu befolgen haben. Zur besseren Verdeutlichung sind einige farbliche Abbildungen, die der Autor auf seiner Reise heimlich und unheimlich fotografiert hat, abgebildet. "Kim und Struppi. Ferien in Nordkorea" ist ein lesenswerter Bericht, der einem von dem Land, über das man wenig weiß, einen kleinen interessanten Einblick verschafft.

Isabella Caldart meint:

Foto: Copyright: Aufbau Verlag GmbH & Co. KG
© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG

#1 Meg Wolitzer – Die Interessanten

Was bringt die Zukunft für die sechs Jugendlichen, die sich in einem Camp für junge Kreative kennenlernen? Tanz oder Musik, vielleicht Arbeit beim Film, etwas Außergewöhnliches soll es auf jeden Fall sein und daran, dass sie erfolgreich sein werden, zweifeln sie nicht. In versuchter Selbstironie nennen sie sich "Die Interessanten", aber wenn sie ganz ehrlich sind, halten sich die sechs auch für interessant. Doch im Leben kommt oft alles anders und schnell lernen die Jugendlichen, dass Talent nicht unbedingt über Erfolg entscheidet. Ein Vergewaltigungsvorwurf entzweit schließlich die Clique. Über mehrere Jahrzehnte hinweg begleitet Wolitzer ihre Figuren, erzählt von ihrem Scheitern und dem Aufrappeln, von Liebe und Tod und fragilen Freundschaften. Die Hauptfigur Jules, aus deren Perspektive die Geschichte am häufigsten geschildert wird, ist leider ein sehr neidischer Mensch: ihre Freundin sieht besser aus, der Ehemann ihrer Freundin, den sie selbst in jungen Jahren einst abwies, erlangt Ruhm und Geld, während Jules mit ihrer finanziellen Situation zu kämpfen hat. Der ewige Neid, der Jules auch drei Dekaden später noch auffrisst, ist das einzige Manko des sonst glänzenden Gesellschaftsromans. Die New York Times ordnete "Die Interessanten" irgendwo zwischen Jonathan Franzen und Jeffrey Eugenides ein. Das ist vielleicht ein bisschen hochgegriffen, trotzdem legt Wolitzer eine intelligente Satire über eine ruhmversessene amerikanische Gesellschaft vor.

#2 Rosa Ribas & Sabine Hoffmann – Das Flüstern der Stadt

Seit dem Erfolg von Carlos Ruiz Zafóns "Der Schatten des Windes" stehen Genitivkonstruktionen für die Namen von Romanen, die in Barcelona und/oder während der Franco-Diktatur spielen, hoch im Kurs. Nicht anders ist das bei diesem Krimi, der im Spanischen übrigens "Herr der Sprachen" heißt. Barcelona, 1952: Die Nachwuchsjournalistin Ana soll über den Mord an einer Arztwitwe berichten, aber nur das schreiben, was ihr von offizieller Seite erlaubt wird. Zusammen mit ihrer älteren Cousine Beatriz stellt sie auf eigene Faust Ermittlungen an. Die beiden Frauen decken auf, dass auch höhere Kreise in diesen Mord verwickelt sind und bringen dadurch ihr eigenes Leben in größte Gefahr. Obgleich die Detektivgeschichte spannend ist, hat der Roman eine ganz andere Stärke: atmosphärisch und gut recherchiert beleuchten Ribas und Hoffmann den bedrückenden Alltag in der dunkelsten Phase der Franco-Diktatur. Die Entstehungsgeschichte des Romans ist übrigens kurios: die zwei Autorinnen schrieben abwechselnd die Kapitel in ihrer Muttersprache und übersetzten dann die der jeweils anderen ins Deutsche beziehungsweise ins Spanische.

#3 Karine Tuil – Die Gierigen

Samir hat das geschafft, was sich so viele erträumen: Er ist in der High Society New Yorks angekommen, hat reich geheiratet, eine hübsche Frau, zwei Kinder. Doch seine Vergangenheit holt ihn ein, als seine Jugendfreunde Samuel und Nina, die verarmt in einem Pariser Vorort wohnen, entdecken, dass er sich einst Samuels Leben bemächtigte. Zwanzig Jahre später trifft das inzwischen verfeindete Trio wieder aufeinander – und Nina, die schon damals zwischen den beiden Freunden stand, muss sich erneut für einen Mann entscheiden. Die Französin Karin Tuil hat einen scharfsinnigen, vielschichtigen Gesellschaftsroman geschrieben, der Fragen über wahre Freundschaft und Verrat aufwirft. Neben den zwei spannend gezeichneten und komplexen Charakteren Samir und Samuel ist der einzige Wehrmutstropfen, dass sie es nicht schafft, mit Nina, der dritten Protagonistin, ebenso zu verfahren. Und so bleibt die Frau im Dreiergespann blass und lediglich ein Anhängsel ihrer Männer. Wer darüber hinwegsehen kann, hält einen spannenden Roman in den Händen, der die amerikanische High Society von einer Außenperspektive klug dechiffriert.

Zurück zur Übersicht

Kommentare