Bücherherbst 2015 - Teil 1

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Während Deutschland noch unter den hohen Temperaturen leidet, steht in der Welt des geschriebenen Wortes der Herbst bereits in den Startlöchern. Natürlich sind die Romane, auf die wir uns in den nächsten Monaten freuen dürfen, auch bestens als Strand- und Schwimmbadlektüre geeignet.

Juli: Die Nachtigall bekommt Zuwachs

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Dieser Roman stellt für Leser rund um den Globus das literarische Highlight des Jahres dar: Wenige Tage nach der US-Veröffentlichung erscheint am 17. Juli bei DVA der Roman "Geh hin, stelle einen Wächter" von Harper Lee. Dabei handelt es sich erst um die zweite Publikation der bereits 89jährigen Autorin, die vor 55 Jahren den Pulitzer-Preis für "Wer die Nachtigall stört" erhalten hat. Ihr neuestes Werk ist Prequel und Sequel zugleich von "Wer die Nachtigall stört". Es erzählt zwar die Geschichte der bereits erwachsenen Jean Louise "Scout" Finch, wurde von Harper Lee aber noch vor "Wer die Nachtigall stört" verfasst und galt jahrzehntelang als verschollen. Unter ominösen Umständen wurde das Manuskript angeblich letztes Jahr von Harper Lees Anwältin Tonja Carter gefunden – auch wenn Carters Geschichte nicht ganz glaubwürdig klingt. Sei’s drum, die Leser freut es dennoch. In "Geh hin, stelle einen Wächter" kehrt Scout Finch als erwachsene Frau nach Maycomb, Alabama, zurück, um ihren Vater Atticus zu besuchen. Atticus, der bis dato zu den populärsten Figuren der Literaturgeschichte gehört hat, wird dieses Mal in einem anderen, negativeren Licht dargestellt. Scout ist gezwungen, sich mit persönlichen und politischen Problemen auseinandersetzen und stellt dabei nicht nur die amerikanische Gesellschaft, sondern vor allem die Beziehung zu ihrem eigenen Vater in Frage.

Bereits am 1. Juli ist in der Frankfurter Verlagsanstalt "Bora" der Wiener Autorin Ruth Cerha erschienen. Darin lernt die Schriftstellerin Mara auf einer kleinen kroatischen Insel den Fotografen Andrej kennen. Beide haben etwas gemeinsam, denn beiden fehlt die innere Balance: Ihr gelingt das Schreiben nicht mehr, er möchte nicht mehr fotografieren. Nach und nach erfährt Mara mehr von Andrejs Familie, die einst vor der kommunistischen Diktatur Titos in die USA fliehen musste und jeden Sommer ihre alte Heimat besucht. In einer bildgewaltigen Sprache erzählt Cerha vom kollektiven Schicksal eines Volkes und dem individuellen Schmerz von Andrej und seiner Familie.

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Auch bei dem Roman "Kleiner Versager" von Gary Shteyngart, der am 31. Juli im Rowohlt Verlag erscheint, wird die politische Verfolgung einer Bevölkerungsgruppe anhand eines Einzelschicksals betrachtet. In dem Fall ist der Protagonist der kleine Junge Igor, das Alter Ego Shteyngarts, der in Leningrad aufwächst, bis seine durch die Lager Hitlers und Stalins dezimierte jüdische Familie im Jahre 1979 nach New York auswandert. Gary Shteyngart, dessen echter Vorname auch Igor lautet, erzählt eine fiktionalisierte Version seiner eigenen Biographie, die zugleich voller Humor und doch voller Schwermut ist.

Der Berliner Autor Ulrich Peltzer legt nach seinem grandiosen letzten Roman "Teil der Lösung" mit "Das bessere Leben" (erscheint am 23. Juli bei S. Fischer) erneut eine Gesellschaftskritik mit politischen Einflüssen vor. Er erzählt das Leben von Jochen Brockmann, einem erfolgreichen Sales Manager, der nach einigen falschen Entscheidungen und Investitionen abstürzt. Der skrupellose Investor Sylvester Lee Fleming bietet ihm seine Hilfe an. Am Ende bleibt die Frage, was unsere kapitalistische Welt zusammenhält – idealistische Träume oder doch das Geld?

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