Jahresrückblick 2015 - Die Neuentdeckungen, Teil 4
Daniela S. meint:
Cylin Busby – Wo immer du bist (2014)
Ich wurde von einer Freundin auf das Buch aufmerksam gemacht. Obwohl sie es selbst noch nicht gelesen hatte, schwärmte sie von dem Inhalt und brachte mich dazu, ihn selbst einmal zu überfliegen - und schon setzte ich das Buch auf meine Wunschliste. Warum? Ganz einfach: Weil mich allein der Klappentext um den Komapatienten West Spencer schon umhaute. Die Autorin Cylin Busby, die mir bis dato unbekannt war, hat sich ein sehr schwieriges Thema ausgesucht. Sie beschreibt Erfahrungen über den Nahtod, Koma und was Menschen und Liebe bewirken können. Doch nicht nur die angesprochenen Themen berühren einen beim Lesen, sondern besonders auch die zwei tragenden Charaktere West Spencer und Olivia. Obwohl die beiden verschiedener nicht sein könnten, harmonieren sie perfekt miteinander und man kann eine wundervolle Freundschaft verfolgen, die einem selbst wieder bewusst macht, wie wichtig es ist, dass jemand an einem glaubt. Nachdem ich das Buch zu Ende gelesen hatte, fühlte ich mich zeitweise in eine andere Welt versetzt.
Stephen Chbosky – Das also ist mein Leben (1999)
Es gibt Bücher, bei denen man zunächst nicht davon ausgeht, dass sie einen tieferen Eindruck hinterlassen könnten. So wäre es mir sicherlich auch bei Stephen Chboskys "Das also ist mein Leben" ergangen, hätte ich nicht den Film "Vielleicht lieber morgen" vorab gesehen. Der Autor hat sich ein gerade heute sehr aktuellem Thema angenommen: sexueller Missbrauch an Kindern. Chbosky hat mit dem 15 Jahre alten Charlie einen Charakter erschaffen, bei dem man mitfühlen kann, wie sehr ihn das Erlebnis verändert hat. Ebenfalls gut gefallen hat mir, dass man nicht sofort dahinter kommt, was mit Charlie geschehen ist. Zwar wird schon ab dem ersten Satz deutlich, dass Charlie anders ist als seine Altersgenossen, doch hofft man, jeglicher Verdacht würde sich in Nichts auflösen. Stephen Chbosky hat einen angenehmen leichten Schreibstil, der das Verhalten von seinem Hauptcharakter schön beschreibt und zeigt, wie sehr ihm die Vergangenheit noch immer auf ihm lastet, obwohl Charlie das Geschehene verdrängt und erst am Ende bemerkt, dass seine Träume der Realität entsprechen.
Sebastian Fitzek – Passagier 23 (2014)
Sebastian Fitzek gehört seit 2006 zu den bekanntesten und beliebtesten Thrillerautoren. Verwunderlich ist dies nicht. Seine Bücher sind mittlerweile in 20 Sprachen übersetzt und verkaufen sich wie am Fließband. 2014 erschien mit "Passagier 23" ein weiteres Werk, das ich mir zulegen musste. Warum es in meiner Liste für den Jahresrückblick auftaucht, hat zum einen den Grund, dass es im Roman einen anderen Schauplatz gibt als gewohnt und mich das Ende wieder einmal sehr erstaunt und sprachlos gemacht hat. Ich bin schon vieles von Sebastian Fitzek gewöhnt und man sollte meinen, er könne einen nicht mehr überraschen und sprachlos machen. Dass er das noch kann, bewies er mit "Passagier 23" erneut. Von Anfang an sorgte das Buch bei mir für Verwirrungen, die aber umso mehr dazu führten, dass ich es nicht aus der Hand legen konnte. Besonders interessant war vor allem, dass all die Geschehnisse miteinander verbunden sind und man am Ende mit dem Schlimmsten rechnet, nur um dann völlig perplex über die Wendungen zu sein. Mich hat dieses Buch so sehr gefesselt, dass ich es innerhalb von drei Tagen verschlang und noch über das Ende nachdenke. "Passagier 23" zeigt, wie komplex und manipulativ Menschen sein können.
Laura Krebs meint:
Katja Millay – Irgendwann für immer (2014)
Ein Buch, das mich zum Ende des Jahres sehr begeistern konnte, ist "Irgendwann für immer" von Katja Millay. Die Autorin setzt mit ihrem Debütroman den Maßstab für weitere Veröffentlichungen ihrerseits sehr hoch, denn "Irgendwann für immer" hat mich nicht nur beeindruckt, sondern auch sehr nachdenklich zurückgelassen. Die Geschichte um Nastya und Josh, zwei eher zurückhaltende Charaktere, gezeichnet durch ihre Vergangenheit, die man als Leser erst im Laufe des Buches erfährt, ist herzzerreißend. Man fühlt mit jeder Seite mit den beiden Protagonisten mit und hat an keiner Stelle das Gefühl, dass die Autorin auch nur einen Satz zu viel in diese Geschichte gepackt hat. Das Besondere an dem Buch ist, dass Katja Millay völlig ohne Kitsch auskommt, obwohl man das bei einem Liebesroman für Jugendliche nicht gerade erwartet. Sie schreibt jedoch völlig unverblümt, was die Protagonisten bewegt und hat so genau den richtigen Nerv bei mir getroffen. Die Leser des Buches erwartet eine mitreißende Geschichte voller Gefühl, ohne dabei vorhersehbar oder mit irgendeinem anderen Buch dieser Art vergleichbar zu sein.
Marie Lu – Legend (2014)
Spätestens seit dem Erfolg von "Die Tribute von Panem" gehören Dystopien in jedes gut ausgestattete Jugendbuchregal. Die "Legend"-Trilogie von Marie Lu scheint auf den ersten Blick nur eine der vielen weiteren Dystopien zu sein, doch sie konnte mich in diesem Jahr hellauf begeistern - ich habe die Reihe nahezu verschlungen. Grund dafür waren hauptsächlich die beiden Protagonisten, aus deren Sicht die Geschichte, die in der Zukunft Amerikas spielt, abwechselnd erzählt wird. June, die Heldin der Republik und Day, der Verfolgte der Republik, sind völlig gegensätzlich und dennoch finden sie zueinander und werden zu einem herausragenden Team, dessen Abenteuer man nur zu gerne verfolgt. Die Teile sind durchweg spannend und kommen zwar nicht ganz ohne das Klischee eines Liebesdreiecks aus, das aber im Gegensatz zu anderen Trilogien dieser Art sehr dezent gehalten wird. Die Charaktere sind einem zu keinem Zeitpunkt unangenehm, denn durch die abwechselnde Erzählperspektive kann man jede Entscheidung von Day und June nachvollziehen. Ich hätte in jedem Fall gerne noch viel mehr von den beiden gelesen.
Jessica Thompson – Ein Tag im März (2014)
Liest man sich den Klappentext von "Ein Tag im März" durch, stellt man sich darunter einen der klassischen Liebesromane für Frauen vor, die man in den Regalen der Buchhandlungen zuhauf findet. Beim Lesen des Buches bemerkt man aber schnell, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Liebesroman handelt. Der Leser erfährt nicht nur die Geschichte der beiden Hauptpersonen, sondern auch von vielen weiteren Personen, deren Leben sich an einem Tag im März aufgrund eines Ereignisses verändert. Die einzelnen Handlungsstränge wirken zunächst zusammenhanglos, doch im Laufe des Buches werden die verschiedenen Fäden zusammengesponnen und erst da erkennt man, was für ein Meisterwerk "Ein Tag im März" wirklich ist. Die Autorin Jessica Thompson schafft es nicht nur, sehr gefühlvoll zu schreiben, sondern weiß auch, wie sie den Leser auf die Folter spannen kann, um ihn dann mit dem Ende zu begeistern. Daher gehört ihr Roman für mich definitiv in diese Liste meiner besten Neuentdeckungen im Jahr 2015.
Hera Lind – Der Mann, der wirklich liebte (2010)
Das Buch, das mich in meinem Lesejahr 2015 bei weitem am meisten beschäftigt hat und an das ich auch heute, Monate nachdem ich es gelesen habe, immer wieder zurückdenke, ist Hera Linds "Der Mann, der wirklich liebte". Die Tatsache, dass diese Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht, macht es greifbar und man stellt sich unweigerlich die Frage, wie sich das Ereignis auf sein eigenes Leben auswirken würde. Das führt dazu, dass der Roman keine leichte Kost ist, aber dennoch vermittelt er viele positive Werte. An erster Stelle steht da Hoffnung, denn die Hauptfigur Michael Röhrdanz muss mitansehen, wie seine Frau Angela ohne jegliche Vorwarnung in eine Starre verfällt und zum Pflegefall wird. Dennoch verliert er nicht den Glauben an sie und an ihr ungeborenes Kind, das sie zu Beginn der Krankheit noch in ihrem Bauch trägt. Obwohl die Ärzte ihr nicht zutrauen, in diesem Zustand mehr als zwei Wochen zu überleben, steckt in Michael Röhrdanz so viel Liebe, dass er gar nicht erst daran denkt, seine Frau aufzugeben. Schon allein seines starken Charakters wegen ist das Buch es wert, gelesen zu werden.
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