The End of an Era - Die besten Episoden aus sieben Staffeln "Mad Men"
Konstant großartige Serien haben einen ganz entscheidenden Nachteil: Es fällt verdammt schwer, rückblickend einzelne Highlightfolgen herauszupicken. Wir haben uns dennoch auf eine Auswahl an persönlichen Favoriten geeinigt, die wir nachfolgend noch einmal Revue passieren lassen. Welche "Mad Men"-Episode hat euch am nachhaltigsten beeindruckt? Nehmt an unserer Abstimmung teil und hinterlasst einen Kommentar zu eurer Auswahl!
#1.01 Smoke Gets in Your Eyes
Wirklich herausragende Pilotepisoden sind in der Serienwelt eher eine Seltenheit, dauert es doch meist eine Weile, bis sich vor und hinter der Kamera alles eingespielt hat und genügend Momentum aufgebaut ist, um den Zuschauer voll in den Bann zu ziehen. Umso beachtlicher ist es, wie ausgereift, selbstbewusst und zeitlos großartig der Auftakt zu "Mad Men" auch mehrere Jahre nach der TV-Premiere und zahlreiche Serienhighlights später noch anmutet.
Geschickt wird Peggy Olsons erster Arbeitstag als Sekretärin bei Sterling Cooper dazu verwendet, um den Zuschauer an ihrer Seite in den Geschäftsalltag der Werbeagentur und deren Mitarbeiter eintauchen zu lassen. Aber auch die Einführung des Protagonisten Don Draper lässt dank seiner vielen Facetten – vom immensen Geschick als Kreativdirektor über die dubiose Vergangenheit bis hin zur Rolle als Frauenschwarm und notorisch untreuer Ehemann – keinen Zweifel daran, dass Matthew Weiner hier ein echter Geniestreich gelungen ist. Sehr viel mehr Positives ließe sich an dieser Stelle noch in Hinblick auf die kinoreife Optik, das detailverliebt-authentische Setting und die geschliffenen Dialoge ergänzen, doch am besten überzeugt man sich einfach (noch einmal) selbst davon. In diesem Sinne: Willkommen auf der Madison Avenue!
Zur Episodenbeschreibung | Zur Review
#1.13 The Wheel
Mit dem letzten Staffeldrittel der ersten Season hat "Mad Men" vorgeführt, wie man an die finalen Phasen der einzelnen Staffeln heranzugehen gedenkt. Dabei ist Matthew Weiners Prägung durch seinen vorherigen Arbeitgeber, David Chase und "The Sopranos", unbestreitbar. Denn auch "Mad Men" handelt zumeist einige wichtige Handlungsstränge bereits in der vorletzten Episode ab, während sich das Finale dann mit deren Nachwirkungen beschäftigt. Aber so ganz lässt sich die "Sopranos"-Formel dennoch nicht auf "Mad Men" anwenden. Denn man hebt sich doch immer einige fette Überraschungen für das eigentliche Finale auf, und gerade in Sachen Emotionen liegt hier doch meist der eigentliche Schwerpunkt.
Dennoch sind die finalen Phasen meist ein Gesamtkunstwerk, und so ist es unserer Redaktion schon in der ersten Staffel sehr schwer gefallen, aus der starken Schlussphase einen Favoriten herauszupicken. Den Ausschlag hat dann gegeben, dass wir uns eine Liste der besten "Mad Men-"Episoden nur schwer vorstellen konnten, in der Dons legendäre Kodak-Rede fehlt. Diese ist für den weiteren Verlauf der Serie derart prägend und wird eben deshalb in weiteren Einträgen hier noch einige Male erwähnt werden, dass wir sie einfach würdigen mussten. Es ist einer dieser Momente, für die "Mad Men"-Fans lediglich ein Stichwort benötigen, um zu wissen, wovon man redet. Aber #1.13 The Wheel hat nicht nur diesen Moment für die Ewigkeit zu bieten, denn auch Peggys überraschende Schwangerschaft kommt in dieser Episode ans Licht. Hinzu kommen Bettys Erkenntnisse über Don, die schockierend sind, aber viel Spielraum für den weiteren Umgang damit innerhalb der Serie offen lassen. Und ihre Konfrontation mit dem jungen Glen auf dem Parkplatz, als wir ganz tief hinter ihre kühle Fassade blicken dürfen, hat einen festen Platz unter den legendären Augenblicken der Serie verdient. Wie so oft sind es die vielen Kleinigkeiten, die diese Episode zu einem gelungenen Meisterwerk machen, denn auch auf Harry Cranes wohl humansten Moment der gesamten Serie, seine Rede über die Höhlenmalereien von Lascaux, ist eine eigene Erwähnung wert. #1.13 The Wheel ist ein würdiger Abschluss für eine spektakuläre Debütstaffel, die die Serie endgültig in den Zenit der ganz Großen beförderte.
Zur Episodenbeschreibung | Zur Review
#2.12 The Mountain King
Wenn eine Serie so viele Handlungsstränge jongliert, wie es bei "Mad Men" in der Regel der Fall ist, scheint es geradezu naheliegend, dass nicht immer jede Einzelgeschichte in gleichem Maße überzeugt. Die vorletzte Episode der 2. Staffel beweist jedoch, dass es durchaus möglich ist, auf allen Handlungsebenen parallel zu glänzen. Egal ob es nun die gelungene Popsicle-Präsentation von Peggy ist, die ihr zu einem eigenen Büro verhilft, oder Joans schockierende Vergewaltigung durch ihren vermeintlich perfekten Verlobten Greg oder aber das offene Gespräch zwischen Betty und Sally über die ungewisse Zukunft ihrer Familie - hier werden keine halben Sachen gemacht.
Inmitten der besagten Höhepunkte im gewohnten New-York-Setting bekommt der Zuschauer zudem eine am anderen Ende der USA angesiedelte Storyline serviert, deren Wirkung in weiterer Folge noch lange nachhallt. Mit Dons Besuch bei seiner engen Vertrauten Anna Draper in Kalifornien wird nicht nur ein weiterer Aspekt seiner schwierigen Vergangenheit beleuchtet, sondern auch ein völlig unerwarteter Blick hinter seine souveräne Fassade gewährt. Erstmals bekommt man hier das wahre Ich des Protagonisten zu sehen und erfährt in den warmherzig-offenen Gesprächen mit Anna, was tatsächlich in ihm vorgeht. Es sind eindrucksvolle Worte (Anna: "The only thing keeping you from being happy is the belief that you are alone."), Rückblicke (der Hals über Kopf verliebte junge Don weiht Anna in seine Hochzeitspläne mit Betty ein) und Bilder (Don badet abschließend im Meer), die einem hier präsentiert werden und die diese Episode zu einer schlichtweg unvergesslichen machen.
Zur Episodenbeschreibung | Zur Review
#3.13 Shut the Door. Have a Seat
Das Finale der dritten Staffel von "Mad Men" gehört in erster Linie zu den unterhaltsamsten und amüsantesten Episoden der Serie, die diese Qualitäten durchaus auch in zahlreichen "normalen" Folgen, die hier jetzt nicht explizit zur Sprache kommen, an den Tag legt. Aber die Freude an der Veränderung, die hier in jeder Szene präsentiert wird, macht dieses Finale zu einem großen Spaß, den man sich immer und immer wieder anschauen kann. Außerdem ist die Episode der größte Umbruch, den die Serie durchgemacht hat. Zumindest innerhalb so kurzer Zeit, andere Veränderungen kamen dann doch eher graduell und verteilter über einen längeren Zeitraum. Aber hier begehen wir das Ende der Ära Sterling Cooper, ebenso wie das Ende der Draper-Ehe. Beides sind Dinge, die die ersten Staffeln von "Mad Men" enorm geprägt haben und beide werden hier zu Grabe getragen.
In der Retrospektive wissen wir, dass diese Umstellungen vollkommen gelungen sind und dass es zur Stärke von "Mad Men" gehört, derart grundlegende Veränderungen nicht zu scheuen. Und dass die Serie keine Probleme hat, derartige Umbrüche anhand von unheimlich emotionalen und kraftvollen Szenen zu transportieren, anhand von Momenten wie Dons Entschuldigung bei Peggy, seinem gemeinsamen Gespräch mit Betty und seinen Kindern, triumphalen Augenblicken wie Joans Rückkehr und natürlich auch Lanes Kündigung gegenüber den Briten. Die Episode ist voller Szenen für die "Mad Men"-Ewigkeit und gehört damit ohne Zweifel zu den besten Folgen der Serie überhaupt.
Zur Episodenbeschreibung | Zur Review
#4.07 The Suitcase
Manchmal reichen selbst die blumigsten Superlative nicht aus, um angemessen zum Ausdruck zu bringen, welch tiefen, bleibenden Eindruck eine einzelne Folge bei einem begeisterten Anhänger hinterlassen kann. Ein Paradebeispiel für eine solche Ausnahmefolge hat "Mad Men" genau in der Mitte der vierten Staffel abgeliefert, und zwar in Form eines kammerspielartig inszenierten Abends, der sich nahezu komplett um die beiden Kernfiguren Don und Peggy dreht.
In einer veritablen Tour de Force laufen Jon Hamm und Elisabeth Moss dabei zur Höchstform auf und stellen die gesamte Palette ihres schauspielerischen Könnens unter Beweis. Gleichzeitig werden von Seiten der Drehbuchautoren die beiden zentralen Stärken der Serie, nämlich grandiose Charakterzeichnung und höchste Dialogkunst, eindrucksvoll hervorgekehrt. Und so jagt schließlich ein emotionales Highlight das nächste, vom verbitterten Streit zwischen Don und Peggy hinsichtlich der Natur ihrer Zusammenarbeit (legendär und zudem herrlich meta: "You never say thank you!" – "That's what the money is for!") über die unausgesprochene Versöhnung beim Lauschen von Rogers köstlichen Memoiren und offenen Plaudern über die persönliche Vergangenheit bis hin zu Dons Zusammenbruch nach Erhalt der Nachricht von Annas Tod. Und als letzterer dann gegen Ende auch noch wortlos seine Hand auf jene von Peggy legt, wie es umgekehrt einst im Pilot der Fall war, besteht endgültig kein Zweifel mehr an der Einzigartigkeit dieser Episode – passende Superlative hin oder her.
Zur Episodenbeschreibung | Zur Review
#5.06 Far Away Places
Eine der großen Stärken der fünften Staffel von "Mad Men" liegt darin, dass die Macher den Mut hatten, ab und an in die stilistische Trickkiste zu greifen und aus dem gewohnt linearen Erzählschema auszubrechen. Am deutlichsten – und wohl auch am gelungensten – zeigte sich dies an der gewagten Inszenierung der drei Handlungsstränge in #5.06 Far Away Places, die zwar zeitlich parallel stattfinden, jedoch sequenziell abgehandelt werden. Das wirklich Bemerkenswerte daran ist jedoch, dass dieser Kunstgriff nicht nur um des Effekts willen gewählt wurde, sondern auch auf rein inhaltlicher Ebene bestens funktioniert, wie sich spätestens beim Zusammenlaufen der drei Storylines am Episodenende zeigt.
Für sich alleine betrachtet, weisen die drei Segmente in dieser Episode ganz unterschiedliche Stärken auf. So arbeitet Teil 1 gekonnt Peggys offenkundige Gemeinsamkeiten mit ihrem Mentor Don heraus, sowohl arbeits- als auch verhaltenstechnisch, und zeigt gleichzeitig die Grenzen auf, an die sie dabei allein wegen ihres unterschiedlichen Geschlechts stößt. Teil 2, der sich um einen gemeinsamen LSD-Trip von Roger und Jane dreht, sorgt indes rein visuell für beste Unterhaltung und legt den Schluss nahe, dass David Lynch als Meister des surrealistischen Films hier heimlich seine Finger im Spiel hatte. Zu guter Letzt gewährt Teil 3 einen interessanten Einblick in die Dynamik der noch jungen Ehe von Megan und Don, der vor allem ersterer noch mehr Profil verleiht und sie als eigenständigen Charakter positioniert. Selbst die letzten Skeptiker dürften in Anbetracht dieser packenden Darbietung eingesehen haben, dass Jessica Parés Beförderung in den Hauptcast eine echte Bereicherung für die Serie darstellt.
Zur Episodenbeschreibung | Zur Review
#5.11 The Other Woman
Mit #5.11 The Other Woman gelang es "Mad Men" wieder einmal, eine Folge zu präsentieren, die in allen Details derartig perfekt war, dass man fast keine Worte findet, um diese für einen kurzen Rückblick hier zusammenzufassen. Für viele bleibt sie wahrscheinlich für immer in Erinnerung als der Moment, in dem Joan sich prostituiert, um SCDP den wichtigsten Auftrag seit Bestehen der Agentur zu verschaffen. Die Frage, ob die Figur Joan Harris, wie wir sie kennen, dies wirklich tun würde, hat die Zuschauerschaft lange gespalten und wird wohl auch noch weit bis über das Ende der Serie hinaus für Diskussionen sorgen. Für mich ist ihre Entscheidung aber absolut schlüssig und wurde in der fünften Staffel auch mit der nötigen Sorgfalt vorbereitet. Dabei ist es besonders der von Lane Pryce ins Spiel gebrachte Aspekt der dauerhaften Sicherheit, welche die als Preis ausgelobte Teilhaberschaft für sie darstellt, der mich überzeugt. Aber Joans Dilemma, ihre Erniedrigung und ihre letztendliche Entscheidung sind nur ein Teil dieser hochkomplexen Episode.
In dieser Folge greifen die individuellen Bedürfnisse und Eindrücke der zentralen Charaktere auf kreative Weise ineinander, jede Handlung der einzelnen Figuren beeinflusst die der anderen, und besonders die unausgesprochenen Motive jedes Einzelnen bringen die Handlung hier voran. Nur wir Zuschauer haben den Überblick über das gesamte komplexe Gefüge und wie sich jede einzelne kleine Erniedrigung – von Peggy durch Don, von Joan durch Pete und vor allem Roger, und von Megan durch die Männer während ihres Vorsprechens – auf die Protagonistinnen auswirkt. Wir sind es, die wissen, warum Don seine Wut an Peggy auslässt, und wir sehen die regelrecht zum Himmel schreiende Ironie der Kampagne, die SCDP für Jaguar vorstellt: "Something beautiful you can truly own". Oberflächlich betrachtet meint man hier zu sehen, dass alle Frauen dieser Episode zum reinen Besitz degradiert werden, aber wie immer gelingt es "Mad Men", die Wahrheit viel komplexer zu machen. Denn Joan, Peggy und Megan sind eben keine Objekte, sie sind Menschen aus Fleisch und Blut, die in einer Welt leben, die sie aber immer wieder zu leblosen Gegenständen machen möchte und dies über individuelle Herabwürdigungen zementiert. Doch sie sind und bleiben Individuen, die sich nie so verhalten, wie es alle von ihnen erwarten. #5.11 The Other Woman ist eine herausragende Episode, die selbst aus der Liste dieser genialen Folgen noch einmal besonders heraussticht.
Zur Episodenbeschreibung | Zum Rückblickstext zur Episode
#6.13 In Care Of
Ein weiteres Staffelfinale findet sich in unserer Liste der Highlights der Serie mit Episode #6.13 In Care Of. Die vorangegangene sechste Staffel hatte durchaus einige Elemente, die von den Zuschauern nicht immer als gelungen empfunden wurden. Besonders der intensive Fokus auf Dons Jugend in einem Bordell und die Parallelen, die die Serie von dieser zu seiner aktuellen Affäre mit Sylvia Rosen zog, hatte problematische Aspekte. Aber wenn diese Phase es nur geschafft hat, das spektakuläre Ende dieses Finales vorzubereiten, dann war sie es wert. Der Blick, den Sally und Don tauschen, als dieser seinen Kindern zum ersten Mal seine Vergangenheit präsentiert, war phänomenal und hat wieder einmal gezeigt, welche Ausnahmetalente man mit Jon Hamm und Kiernan Shipka im Cast hat. Untermalt von dem großartigen Abschlusslied "Both Sides Now", welches für mich für immer mit "Mad Men" und dem Gefühl, das diese Szene in mir auslöst, verbunden sein wird, hat man die sechste Staffel wunderbar abgeschlossen.
Aber wie gewohnt bei unseren Episodenhighlights reicht nicht ein einzelner Moment, um diese Folge zu einem Top-10-Kandidaten der Serie zu machen. Und so ist auch #6.13 In Care Of voll von Handlungssträngen und Überraschungen, die uns lange in Erinnerung bleiben werden. Hier fallen die legendären Pete-Campbell-Worte "Not great, Bob!", hier kulminieren die wochenlangen Flirts von Peggy und Ted im wahrsten Sinne des Wortes in einem Höhepunkt, nur um dann von seinem schlechtem Gewissen wieder abgewürgt zu werden. Und natürlich ist diese Episode auch der Ort von Dons berühmt-berüchtigtem Hershey-Pitch, dem dunklen Gegenstück zu all seinen gelungenen Verkaufsvorträgen. Hier ist Don endgültig am Boden seiner Existenz angelangt, und das Ende dieser Staffel machte klar, dass er nicht wieder einfach so zum Status quo zurückkehren kann. Veränderungen lassen sich nicht aufhalten - nicht nur für Don, sondern auch für Pete, Ted und Megan.
Zur Episodenbeschreibung | Zur Review
#7.06 The Strategy
Wenn eine Serie über sieben Jahre hinweg ohne einen erkennbaren Qualitätseinbruch läuft, führt dies offenbar dazu, dass einige Zuschauer das Gezeigte als selbstverständlich erachten und gar nicht mehr in vollem Maße zu schätzen wissen. Anders lässt es sich nicht erklären, warum trotz kreativer Höhenflüge wie eben dieser Episode vom ursprünglichen "Mad Men"-Hype in Fan- und Kritikerkreisen nicht mehr viel übrig ist. Mit spielerischer Leichtigkeit stellt diese (ebenso wie die nächste) Folge nämlich alles in den Schatten, was parallel dazu in der amerikanischen TV-Landschaft über die Bildschirme flimmerte.
Dieser Umstand ist insofern bemerkenswert, als ausgerechnet eine Don/Peggy-Geschichte für den Höhepunkt dieser Episode sorgte. Denn eigentlich schienen die Glanzzeiten dieser Paarung wegen unüberwindbar anmutender Differenzen längst vorbei und emotionale Zweiermomente wie jene in #4.07 The Suitcase in weiter Ferne. Was dann allerdings in Form einer Nachtschicht im Büro zwecks Finalisierung der Burger-Chef-Kampagne folgte, gekrönt von einem emotionalen Tänzchen zu Frank Sinatras "My Way", dürfte sogar "Mad Men"-müde Zuschauer nicht kalt gelassen haben. Wieder einmal bedarf es keiner großen Worte und schon gar keiner reißerischen Spannungselemente, um vor den Fernsehgeräten für angehaltenen Atem, gefolgt von seligem Grinsen, zu sorgen. Oft reichen für perfekte Momente in großartigen Episoden auch einfach nur vielsagende Blicke, wie es abschließend auch beim Zusammenkommen der drei Wahlverwandten Don, Peggy und Pete am beworbenen Familientisch bei Burger Chef der Fall ist. Weniger ist manchmal eben doch mehr.
Zur Episodenbeschreibung | Zur Review
#7.07 Waterloo
Hätte die siebte Staffel und damit auch "Mad Men" hier an dieser Stelle geendet, ich wäre sicher nicht enttäuscht gewesen. Natürlich bin ich unheimlich froh über weitere sieben Episoden meiner absoluten All-Time-Favorite-Serie, aber das Duo aus #7.06 The Strategy und #7.07 Waterloo war ein Wahnsinnsschlusspunkt für diese Staffelhälfte. Das Halbfinale hat noch einmal zahlreiche Grundpfeiler der Serie in petto: einen denkwürdigen Verkaufspitch von SC & Partners, hier vorgetragen von Peggy, der den langen Bogen zur berühmten Carousel-Rede von Don aus Staffel 1 schlägt (und dies ganz anders als die bizarre Variante aus dem Staffelfinale der sechsten Season), einen aufregenden Neustart der Agentur ganz wie am Ende von Staffel 3 und den Abschied eines geliebten Charakters auf ganz besondere Art und Weise. Vielleicht sollte ich hier mit Bert Coopers bzw. Robert Morse' wunderbar melancholischem Schlusslied "The Best Things in Life Are Free" beginnen, denn diese Performance sticht aufgrund ihrer Einzigartigkeit neben den großartigen Highlights der Episode als der definierende Augenblick heraus. Die detailverliebte Aufführung des talentierten Sängers und Tänzers Robert Morse - man erwähne nur die Tatsache, dass er auf Strümpfen tanzt - und sein Winken zum Abschied sowie Jon Hamms herzzerbrechender Blick am Ende der Episode, das alles wird mir sicher noch Jahre in Erinnerung bleiben und gehört zu den Momenten, die die Serie einfach definieren.
Dazu kommt, dass die vorhergehenden Minuten von #7.07 Waterloo ebenso wunderbar sind, der so sorgfältig aufgebauten Beziehung von Don und Peggy einen würdigen Höhepunkt verleihen und die Mondlandung großartig und organisch ins Geschehen einbinden. Eine wunderschöne Episode, die einen würdigen Abschluss für die erste Staffelhälfte der siebten Season bietet.
#7.11 Time & Life
Es liegt in der Natur der Sache, dass in der finalen Halbstaffel von "Mad Men" die Weichen früher oder später in Richtung Abschied gestellt werden mussten. Wie radikal die Autoren bei der Umsetzung des zum Mantra hochstilisierten Staffelmottos "The End of an Era" letztlich aber vorgehen sollten, haben sicherlich die wenigsten Zuschauer bereits drei Folgen vor Schluss kommen sehen. Durch die unangekündigte Integration in McCann Erickson wurde nicht nur das Ende von SC&P besiegelt, sondern auch einer der zentralsten Schauplätze der Serie vorzeitig zu Grabe getragen. Nie zuvor hatte Dons beliebter Ausspruch "This is the beginning of something, not the end" einen dermaßen bitteren Beigeschmack, und dennoch - oder vermutlich gerade deshalb - zählt diese Paukenschlag-Episode zu den besten der Serie.
Krisenzeiten dienten bei "Mad Men" schon immer als Katalysator für besonders denkwürdige zwischenmenschliche Momente, und auch #7.11 Time & Life stellt hierbei keine Ausnahme dar. Vor allem der serienfinalwürdige Barbesuch der fünf (Ex-)SC&P-Partner gesellt sich zweifellos zu jenen Szenen, die den Fans noch lange im Gedächtnis bleiben werden. In punkto Gänsehaut geht jedoch nichts über das vergleichsweise unscheinbar inszenierte Gespräch zwischen Peggy und Stan, in dessen Verlauf die oftmals eher unterkühlt agierende Werbetexterin über das Schicksal ihres einst weggegebenen Sohnes spricht. Vieles bleibt dabei bewusst vage, muss zwischen den Zeilen gelesen werden, und dennoch ist am Ende alles klar, da in dieser meisterhaft geschriebenen und gespielten Szene ein Blickwechsel wieder einmal mehr als tausend Worte sagt.
Zur Episodenbeschreibung | Zur Review
#7.12 Lost Horizon
Die letzten vier Episoden von "Mad Men" gehören alle zu den wirklich herausragenden Folgen der Serie, jede auf ihre ganz besondere Art und Weise. In #7.12 Lost Horizon produzierte man aber derart zahlreiche legendäre Momente, die von nun an für immer mit der Serie und ihrem Ende verbunden sein wird, dass diese Folge ohne Frage zu den absoluten Highlights gehört. Die absolute Nummer Eins ist dabei wohl Peggys ikonenhafter erster Auftritt bei McCann Erikson: verkatert, mit Zigarette im Mundwinkel und Bert Coopers pornografischen Gemälde im Arm schreitet sie durch die Gänge der Agentur und die Inszenierung geht für einige Momente über in Zeitlupendarstellung. Peggy hat im Verlauf der Serie für einige legendäre Momente gesorgt, aber dieser ist definitiv der beste.
Aber #7.12 Lost Horizon hatte darüber hinaus noch einiges mehr zu bieten, da wären Peggys und Rogers ehrliches Gespräch in den alten Büroräumen, gefolgt vom wunderbar surrealen Orgelspiel Rogers und Rollschuhsolo Peggys, aber auch Joans Storyline ist ein weiteres Highlight für die Ewigkeit. Diese Episode ist ein wenig wie ein Drogenrausch, der sich über den Verlauf langsam steigert und am Ende in einem ekstatischen Moment nach dem anderen kulminiert. Spätestens hier möchte man den Abschied von "Mad Men" nicht mehr wahrhaben.
Willi S. & Cindy Scholz - myFanbase
Welche ist eure Lieblingsfolge von "Mad Men"?
Kommentare
Links
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare
23.11.2024 17:22 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Ich bin auf deine Meinung gespannt. Ob ich weiterschauen... mehr
26.11.2024 15:38 von Daniela
Episode: #10.08 Love Will Tear Us Apart (Chicago Med)
Zach habe ich da auch nicht gesehen, aber durch diese... mehr