Pete vs. Don - Neid ist unversöhnlicher als Hass (Teil 2)

Foto:

Im Laufe der Zeit findet Pete sich langsam aber sicher mit der Tatsache ab, dass sein beruflicher Aufstieg nicht so schnell voranschreiten wird, wie er es sich erhofft hat. Demzufolge ist er zusehends bemüht, das Beste aus seiner aktuellen Position zu machen, anstatt immer neue Konflikte mit Don heraufzubeschwören. In der Tat arbeiten die beiden infolge von Petes Sinneswandel mehrere Male erfolgreich zusammen, ohne sich unnötig in die Haare zu kriegen. Das merklich entspannte Verhältnis zu seinem einstigen Erzrivalen veranlasst den jungen Kundenbetreuer sogar dazu, nach dem überraschenden Unfalltod seines Vaters ausgerechnet bei Don Trost zu suchen. Völlig neben der Spur, stattet er dem Kreativdirektor einen Besuch in dessen Büro ab und fragt hilflos, wie er sich in dieser schwierigen Situation zu verhalten habe. Don ist angesichts der ungewohnt vertrauten Natur des Gesprächs sichtlich überfordert und weiß sich nicht anders zu helfen, als dem Kollegen sein aufrichtiges Beileid auszusprechen und ihn nach Hause zu seiner Familie zu schicken. Dankbar leistet Pete dem Ratschlag, welchen er natürlich prompt als freundschaftliche Geste überbewertet, Folge.

Nobody makes Draper do anything

Foto: Vincent Kartheiser, Mad Men - Copyright: 2008 Frank Ockenfels/AMC
Vincent Kartheiser, Mad Men
© 2008 Frank Ockenfels/AMC

Wie allen anderen im Büro auch, bleibt Pete das zunehmend angespannte Verhältnis zwischen Don und Duck Phillips selbstverständlich nicht verborgen. Anstatt sich aber fix auf eine der beiden rivalisierenden Seiten zu schlagen, sieht Pete in dem brodelnden Konfliktherd eine Chance, seine eigenen Interessen voranzutreiben. Gekonnt pflegt er sowohl zu Don als auch zu Duck einen möglichst guten Kontakt und bezieht im Anlassfall stets jene Position, die ihm persönlich am meisten entgegenkommt. Als etwa Kollege Freddy Rumsen wegen seines ständigen Alkoholkonsums einen wichtigen Kundentermin gefährdet und Pete dadurch in eine unangenehme Lage bringt, macht letzterer sich gemeinsam mit Duck für einen sofortigen Rauswurf des notorischen Schluckspechts stark, während Don sich vergeblich für den treuen und geschätzten Mitarbeiter einzusetzen versucht. Die Genugtuung steht Pete ob des erhofften Ausgangs des daraus resultierenden Streitgesprächs förmlich ins Gesicht geschrieben: Freddy wird per Mehrheitsentschluss vor die Tür gesetzt, die Schuld für diese Entwicklung schiebt der maßlos verärgerte Kreativdirektor jedoch in erster Linie seinem aktuellen Feindbild Duck in die Schuhe. Pete hingegen bekommt nichts von Dons Unmut zu spüren, obwohl er derjenige ist, der mit seiner Beschwerde über Freddy den Stein überhaupt erst ins Rollen gebracht hat.

Foto: Jon Hamm, Mad Men - Copyright: 2008 Frank Ockenfels/AMC
Jon Hamm, Mad Men
© 2008 Frank Ockenfels/AMC

Kaum wiegt Pete sich allerdings in Sicherheit und schlägt im Umgang mit Don regelrecht kumpelhafte Töne an, wird er unsanft wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Konkret muss der Kreativdirektor ihm im Vorfeld eines wichtigen Kongresses in Kalifornien mehrmals den Kopf waschen, sei es wegen mangelnder Vorbereitung auf die dort anstehenden Termine oder Petes naiver Annahme, dass während des Geschäftsausfluges gewiss Zeit für das ein oder andere gemütliche Sonnenbad bleiben werde. An der Westküste angekommen, nimmt die gemeinsame Reise der beiden Werbefachmänner allerdings einen unerwarteten Verlauf. Während Pete nämlich erste Gespräche mit potentiellen Kunden an Land zieht, macht Don sich sang- und klanglos mit einer Gruppe von Bohemiens aus dem Staub und stattet dann auch noch seiner engen Vertrauten Anna einen spontanen Kurzbesuch ab. Den zurückgebliebenen Pete bringt Dons Verschwinden in eine unangenehme Lage, zumal er sich nun im Alleingang um die Kundenakquise kümmern und seinen Gesprächspartnern eine Ausrede über den Verbleib des Kreativdirektors auftischen muss. Zum Trotz pfeift er auf Dons striktes Badeverbot und macht sich zwischen den Terminen ein paar schöne Stunden am Hotelpool.

I know you want everything the minute you want it. Sometimes it's better to wait until you're ready.

Foto: Mad Men - Copyright: Frank Ockenfels/AMC
Mad Men
© Frank Ockenfels/AMC

Bei seiner Rückkehr nach New York hat Pete noch immer keinen blassen Schimmer, was mit Don in Kalifornien geschehen ist. Wissend, dass dieser aber schon einmal alles hinter sich gelassen und einen kompletten Neuanfang gewagt hat, macht er jedoch keine allzu große Sache aus dem Vorfall. Er geht sogleich wieder zur Tagesordnung über und wird schon bald von Duck mit einer überraschenden und streng vertraulichen Neuigkeit konfrontiert: Sterling Cooper solle demnächst an die britische Agentur Putnam, Powell & Lowe verkauft werden. Da Duck nach erfolgter Übernahme die Geschäftsführung innehaben werde, rückt Petes Traum von der Ernennung zum leitenden Kundenbetreuer plötzlich wieder in Griffweite. Ebenso unerwartet taucht Don zur selben Zeit wieder aus der Versenkung auf. Umgehend sucht Pete das Gespräch mit dem vermeintlich Verschollenen und stellt ihn aufgebracht zur Rede. Anstatt sich aber für sein Handeln zu rechtfertigen, meint Don lediglich, dass Pete sich auf dem Kongress offenbar auch ohne seine Hilfe erfolgreich durchgeschlagen habe. Stolz berichtet der Kundenbetreuer daraufhin von der Geschäftsanbahnung mit North American Aviation, wozu Don ihm herzlich gratuliert. Überwältigt von all den lobenden Worten, ist Petes Ärger auf Don schlagartig vergessen. Vielmehr veranlasst ihn das unerwartet positive Feedback des ansonsten so zugeknöpften Kreativdirektors dazu, ihn in die nach wie vor geheimen Restrukturierungspläne von Duck und den PPL-Vertretern einzuweihen. Dank Pete bleibt Don somit bei den nachfolgenden Verhandlungen über die Zukunft von Sterling Cooper eine unschöne Überraschung erspart, was er sehr zu schätzen weiß.

Willi S. - myFanbase