Bewertung
Alicia Keys

The Element of Freedom

Eine der erfolgreichsten R&B-Künstlerinnen setzt nach einer für den Fan unglaublich langen Pause zu ihrem inzwischen vierten Studioalbum an und es gibt eigentlich keine Zweifel, dass sie damit die Verkaufscharts ein weiteres Mal erobern wird.

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Alicia Keys präsentiert auf "The Element of Freedom", das sie abermals in Zusammenarbeit mit ihrem langjährigen Studiopartner Kerry "Krucial" Brothers sowie Jeff Bashker produzierte, gleich 15 Songs, die sie wie gewohnt mit einem kurzen Textintro einleitet, in welchem sie den Titel des Albums aufgreift. Dieser ist entstanden, weil sie für dieses Album in erster Linie kreative Freiheit in den Entstehungsprozess ihrer Musik integrieren wollte und sich von jeglichen Terminzwang befreien wollte. "Die Herangehensweise war bei diesem Album eine völlig andere als zuvor. [...] Ich habe eine Freiheit und einen Flow gefunden, die ich jeden Tag anzuwenden versuche." Diese Erfahrungen hat sie im Vorfeld der Veröffentlichung des Albums gar in einer kleinen Universitätsrundreise mitgeteilt, um Studenten zu motivieren und ihnen in ihrer Entwicklung Unterstützung zu geben. Schön, wenn man diese Freiheit hat. Als normaler Hörer ist es allerdings schwierig, herauszuhören, ob dieses Album im Vergleich zu früheren Alben mehr kreative Freiheit beinhält, weil man den Entstehungsprozess nie miterlebt. Immerhin merkt man, dass sie einige Dinge auf dem Album ausprobiert, ein paar Effekte nutzt, in den Instrumenten variiert und wenn sie all dies in aller Ruhe machen konnte, ist man als Künstler sehr zufrieden, was der Musik sicher zugute kommt. Der Laie aber hat einfach ein weiteres Album von Alicia Keys Zuhause, das inhaltlich für meinen Geschmack etwas zu viel mit Trennung und Einsamkeit zu tun hat.

Mit "Love is Blind" steigt Alicia Keys sofort mit einer klagenden Ballade ein, die natürlich vom Klavier begleitet wird, allerdings auch einen harten, langsamen Grundbeat und einige verzerrende Zusatzeffekte hat, die einen deutlichen Unterschied zu früheren Balladen ergeben. Trotzdem weiß es auf dem zweiten Eindruck zu gefallen. Etwas flotter geht es mit "Doesn't Mean Anything" weiter, das mit seiner Melodie und den lang gezogenen Tönen im Refrain dann schon wieder mehr an die alte Alicia Keys zu erinnern weiß.

Herzzerreißend geht es mit "Try Sleeping with a Broken Heart" weiter, das aber eher Mut ausdrücken soll, dass man eine Trennung schon irgendwie überstehen wird. Doch besonders der Klavierpart am Ende lässt einen schönen melancholischen Eindruck zurück. Das Klavier bestimmt auch den Einstieg in "Wait 'Til You See My Smile", welches im Verlauf des Songs aber durch andere Instrumente ersetzt wird. Dies und die vielen Wiederholungen ein und derselben Zeile machen den Song nicht zu meinen Lieblingen, auch wenn das Klavier diesen Beitrag wieder ausklingen lassen darf. "That's How Strong My Love Is" ist dann die erste richtige Ballade, die in Anbetracht ihrer früheren Hits aber sehr blass bleibt. "Un-Thinkable (I'm Ready)" ist ebenfalls nur Durchschnitt. "Love Is My Disease" ist dagegen mit leichten Reggae-Klängen im Hintergrund schon wieder überzeugender. "Like the Sea" ist eine weitere Ballade, die schnell durch Schlagzeug unterstützt wird und dadurch etwas am anfänglichen Wohlgefallen verliert. Hier gilt doch, dass weniger manchmal mehr ist.

Es folgt mit "Put It in a Love Song" ein Beitrag, den sie mit Beyoncé gemeinsam gemacht hat und diese Handschrift ist mehr als deutlich zu hören. Der Beat und Stil lassen dies sofort erkennen, sodass es fast nicht notwendig gewesen wäre, das Featuring auszuweisen. Das Duett ist nicht nur an sich sehr gelungen, für das Album ist es auch eine willkommene Abwechslung. "This Bed" versucht den Schwung mitzunehmen, es bleibt aber bei dem Versuch. Mit "Distance and Time" folgt eine ruhige Ballade, die mal wieder zeigt, dass Alicia Keys für so was ein gutes Händchen und Stimmchen hat. Auf diesen weiteren traurigen Song folgt dann auch mal etwas Positiveres. "How It Feels to Fly" ist aber leider auch keiner der Songs, die ich immer und immer wieder hören will. "Empire State Of Mind (Part II) Broken Down" ist dann die Solo-Version des Nummer-Eins-Hits "Empire State Of Mind", was durch die Bekanntheit auch gleich im Ohr hängen bleibt. "Through It All" ist dann auch wieder ein richtig gefälliger Beitrag, der vor allem durch dezente Percussion eine schöne Begleitung erfährt und damit ein positives Ende für das Album einleitet. Den Abschluss macht die tolle Ballade "Pray for Forgiveness", die dieses Mal nicht zu viel macht, sondern durch dezente Begleitung überzeugt. So geht man mit einer positiven Gesamtbilanz aus dem Album heraus, kann es aber nicht vermeiden, dass man die anderen Alben doch in besserer Erinnerung hat und diesem Album vorziehen würde.

Fazit

Auch das vierte Album von Alicia Keys kann man als gelungen bezeichnen, auch wenn es nicht durchgängig zu überzeugen weiß. Durch die Vielzahl an Songs lässt sich auch der ein oder andere weniger zu gefallene Beitrag verkraften. Vielleicht war es dann aber doch fehlender Druck, da das Album den letzten Kick vermissen lässt und gerade im Mittelteil sehr durchwachsen ist. Ein Flop ist aber etwas anderes und so ist davon auszugehen, dass auch dieses Album erfolgreich sein wird.

Anspieltipps

Doesn't Mean Anything

Try Sleeping with a Broken Heart

Love Is My Disease

Put It in a Love Song

Pray for Forgiveness

Artistpage

AliciaKeys.de

Tracks

1.Element of Freedom (Intro)
2.Love is Blind
3.Doesn't Mean Anything
4.Try Sleeping with a Broken Heart
5.Wait 'Til You See My Smile
6.That’s How Strong My Love Is
7.Un-Thinkable (I’m Ready)
8.Love Is My Disease
9.Like the Sea
10.Put It in a Love Songfeaturing Beyoncé
11.This Bed
12.Distance and Time
13.How It Feels to Fly
14.Empire State of Mind (Part II) Broken Down
15.Through It All
16.Pray for Forgiveness

Emil Groth - myFanbase
27.12.2009

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