Bewertung
Horrible Crowes, The

Elsie

"Look out below the Hurricane comes near, the water's all poison and they're showing their teeth... You'll never get out of this... And there's always just these three siren spirits always following me. They just appeared one night in the passenger seat... And they say: Sugar, baby, we've got everything you need and even what you want"

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The Horrible Crowes ist das Sideprojekt des Gaslight Anthem (z.B. "American Slang") Frontsängers Brian Fallon, das er zusammen mit dem Freund und Gitarristen Ian Perkins ins Leben rief. Das Duo legt nun mit "Elsie" ein düsteres und beklemmendes Debütalbum vor. Titelgebend war übrigens – so erläuterte Fallon in mehreren Interviews – eine Figur aus einer Folge der britischen, psychedelischen Comedy-Serie "The Mighty Boosh": Elsie ist eine Ballerina, die im Kopf eines Dämons tanzt und jeden in ihren gespenstischen Bann zieht. Die Inspiration bei der Namensgebung der Band lieferte hingegen das schottische Gedicht "The Two Crows".

Noch etwas behäbig wird das Album mit dem langsamen "Last Rites" eröffnet. Ein Track, der von einem penetranten Tamburine, ruhigen Piano-Akkorden und den wegweisenden Textzeilen "Start up the car, Bury your memories, Call on your lovers, Speaking slow and heavy" getragen wird. Das Tamburin aus dem Opener rettet sich auch in den Refrain des nachfolgenden "Sugar" hinüber. Auffällig an diesem Song ist der nahezu fragile, leise Gesang Fallons, der von einer prägnanten Bass-Line untermalt wird. Die erste Single-Auskopplung, das hymnische "Behold the Hurricane" bietet mit relativ simpler, eingängiger Gitarren-Hookline ein großes Hitpotential. Bei diesem Song scheint schließlich dann doch das bekannte Soundmuster von The Gaslight Anthem deutlich durch. Ungewohnt leichtfüssig und beinahe reggaehaft schließt sich der eher unaufregende Track "I Witnessed a Crime" an.

"Go Tell Everybody" stellt eines der Highlights des Albums dar. Der Song überzeugt mit kraftvollem Gesang, treibenden Drumparts, partiellen Streicherarrangements und dem eingängigen Refrain "So go tell everybody that you drove your poor lover crazy and take a good look at just what the night did. There ain't nothing left of your dearly departed...", der schließlich in einem minutenlangen Crescendo seinen Ausklang findet. Erheblich ruhiger, behäbiger ist der folgende Track "Cherry Blossoms", der von verspielten Gitarrenklängen, dichten Streicherparts und Fallons getragenem, melancholischem Gesang dominiert wird. Die etwas eintönige Ballade "Ladykiller" und der nahezu schon heitere Midtempo-Song "Crush" bringen das Album im zweiten Drittel leider etwas zum Stagnieren.

Der nachfolgende Titel "Mary Ann" lässt jedoch das Tempo drastisch ansteigen und transportiert erheblich mehr Energie. Fallon singt, ja schreit sich die Seele aus dem Leib und wird dabei von kreischenden Gitarren und einem lärmendem Schlagzeug unterstützt – definitiv einer der besten Albumtracks. Auch "Black Betty & the Moon" besticht durch eingängige Gitarren-Arrangements, den dynamischen Rhythmus und eine hauchzarte Piano-Line. Erwartet man, dass der bittersüße, schwermütige Track "Blood Loss" mit Zeilen wie "And I'll tell you when it's over, I'll tell you when you can leave, I'll tell you when you cried long enough" und seinem Fadeout das Album abschließt; so folgt jedoch mit "I Believe Jesus Brought Us Together" das zwar stimmungsvolle, allerdings wenig aufregende Finale.

Insgesamt ist The Horrible Crowes mit "Elsie" ein atmosphärischer, abwechslungsreicher Einstand mit morbidem Charme gelungen. Fallon kann mit seinem prägnanten, facettenreichen Gesang und seinem poetischen Songwriting glänzen, wohingegen Perkins‘ dichte Arrangements und talentierte Instrumentierung überzeugen. Zusammen haben sie ein schwermütiges, finsteres Debüt geschaffen, das lediglich durch die beiden Lückenfüller "Crush" und "Ladykiller" geringfügig getrübt wird.

Letztlich wird sich den Horrible Crowes jedoch wohl unaufhörlich der Vergleich mit Brian Fallons Hauptband The Gaslight Anthem aufdrängen – ins Besondere, da seine Bandkollegen Alex Rosamilia und Ben Horowitz bei einigen Songs auf "Elsie" mitwirkten. Augenscheinlich ist ebenso, dass vermutlich immer Fallons Person im Vordergrund des Duos stehen wird.

Fazit

Mit "Elsie" präsentieren The Horrible Crowes ein überdurchschnittliches Debütalbum, das insgesamt gesehen – bis auf ein, zwei schwächere Songs – kaum Kritikpunkte aufweist. Dichte, atmosphärische Instrumentierung und melancholisch-poetische Texte bilden ein harmonisches, stimmiges Gesamtwerk und lassen das Album zum idealen Soundtrack für den kommenden Herbst werden.

Anspieltipps

Blood Loss

Black Betty & the Moon

Go Tell Everybody

Mary Ann

Artistpage

TheHorribleCrowes.com

Tracks

1.Last Rites
2.Sugar
3.Behold the Hurricane
4.I Witnessed a Crime
5.Go Tell Everybody
6.Cherry Blossoms
7.Ladykiller
8.Crush
9.Mary Ann
10.Black Betty & the Moon
11.Blood Loss
12.I Believe Jesus Brought Us Together

Ira Bosse - myFanbase
10.09.2011

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