Soul Is Heavy
Vergleiche sind doof, zumindest für Künstler, die so gut sind, dass sie eigentlich ganz ohne Vergleiche auskommen könnten. Also seien hier nur ganz schnell ein paar Namen erwähnt – Lauryn Hill, Erykah Badu, Fela Kuti, Patrice – nur um zu zeigen in welcher Liga die Dame eigentlich spielt. Auch Ansammlungen von Musikernamen, mit denen jemand getourt hat, lenken ab. Also ganz schnell – Sean Paul, Bilal, Seeed, Lenny Kravitz, Damien Marley – und nun Fokus auf Nneka allein, die spätestens nach ihrem dritten Album eigentlich die sein sollte, mit der sich Andere messen und schmücken.
Nach dem Insider-Hit "Victim of Truth" und "No Longer at Ease", mit dem sie vor drei Jahren dann endlich bekannter wurde, bringt die Hamburgerin nigerischer Wurzeln wieder Musik auf dem gewohnt hohen Niveau. So viel sei hier schon direkt zu Beginn denen verraten, die schon nicht die 45 Sekunden Spannung schrummender Gitarren zu Albumbeginn aushalten können. Darauf folgt mit "Lucifer (No Doubt)" eine astreine Dub-Nummer mit smoothem Downtempo-Feeling, und mit "Sleep" eine Kollaboration, die trotz Ms. Dynamite kein HipHop ist, sondern angenehm soulig mit diversen technischen Spielereien im Hintergrund bleibt. Die Single "My Home" bedient sich sogar bei Motown-Rhythmen und bleibt dennoch feinster Afrobeat.
Das chillige "Shining Star" wäre bei jeder anderen Sängerin zu süßlich geraten, die 30-Jährige bringt aber genug Rauheit rein, so dass selbst der härteste Mann das Reggae-Konzert nicht verlassen müsste. Auch das traurige "Restless" und das anfangs balladeske "Valley" bleiben trotz Streicher und Klavier ernst zu nehmende und gerade in den letzten Dritteln mitreißende Nummern. "Don't Even Think" vermutet man in ähnlichem Fahrtwasser, entpuppt sich dann aber als der erste Track der Platte, auf dem die Sängerin und Songschreiberin rappt. Ein bisschen hatte man ihren Sprechgesang mit Akzent bzw. in der reduzierten Pidgin-Sprache ja doch vermisst, auch wenn ihr der Fokus auf (neo)souligen Gesang genauso gut steht, wie der folgende Song "J" sofort beweist.
Auch in "Stay" und dem Titelstück wird gerappt, einmal über einem Gnarls-Barkley-ähnlichen Background und im zweiten Fall über eine exzellent arrangierte Verbindung aus einer feinen Gitarrenmelodie und industrialer Geräuschkulisse. "Do You Love Me Now" ist ein akustischer Track mit sehr leidenschaftlichen, teilweise abgehakten Gesang und erinnert daher klar an Lauryn Hills Unplugged-Kram, macht's letztlich aber sogar intensiver und kurzweiliger. "V.I.P.", "Camouflage" und "God Knows Why" ziehen das Tempo dann wieder an, bringen kubanischen Vibe mit Flamenco-Gitarren bzw. energischen Hip-Hop über kantig-rockigen Effekten, einmal sogar mit Gastspiel von The-Roots-MC Black Thought.
Der fünfzehnte und letzte Track "Still I Rise" vereint dann mit stampfenden Beats, jazzigen Instrumentalparts und afrikanischem Feature all das, was Nneka Lucia Egbuna ausmacht. Nicht zu vergessen der tiefgründige Text über ihren Glauben an Gott, der auch die Themen der anderen Songs über Politik, Umwelt und Armut mal mehr, mal weniger deutlich beeinflusst.
Fazit
Schwere Inhalte und Beats neben leichten Klängen und authentischen Mitteilungen – so komplex kommt "Soul Is Heavy" daher ohne irgendwie damit zu überfordern. Im Gegenteil, genauso wie der Vorgänger ist es eine Platte, die auch zum Nebenbeihören geeignet ist. Dass dies bei aller künstlerischer Finesse möglich ist, zeugt von der Klasse, die Nneka und ihrer langjähriger Freund und Produzent DJ Farhot haben und mit der sich andere Künstler vergleichen und zieren sollten.
Anspieltipps
Lucifer (No Doubt)
Soul Is Heavy
Do You Love Me Now
God Knows Why
Still I Rise
Artistpage
Tracks
1. | Lucifer (No Doubt) | |||
2. | Sleep | featuring Ms. Dynamite | ||
3. | My Home | |||
4. | Shining Star | |||
5. | Restless | |||
6. | Don't Even Think | |||
7. | J | |||
8. | Stay | |||
9. | Soul Is Heavy | |||
10. | Do You Love Me Now | |||
11. | Valley | |||
12. | V.I.P. | |||
13. | Camouflage | |||
14. | God Knows Why | featuring Black Thought (of The Roots) | ||
15. | Still I Rise | featuring Wura Samba & Mohammed |
Micha S. - myFanbase
12.11.2011
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 07.10.2011Genre: Rap & HipHop, Soul
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