Bewertung
Selah Sue

Selah Sue

Natürlich wird seit dem 23. Juli 2011 nach der neuen Amy Winehouse (Kolumne zum Tod von Amy Winehouse) gesucht. Eigentlich wurde dies bereits zu ihren Lebzeiten getan. Egal ob Duffy, Adele, Lena oder Paloma Faith – das Wasser reichen konnte ihr kaum jemand. Und muss es doch auch nicht. Gerecht wird solch eine Nachfolge keinem. Und solche Vergleiche nerven ja sogar Leute, die von Musik keine Ahnung haben. Also, Schluss damit, ein letztes Danke an Amy dafür, dass sie den Soul wieder souliger machte, und nun Lauscher auf für Selah Sue.

Foto: Copyright: Warner Music Group
© Warner Music Group

Offene Ohren und Boxen hat die Belgierin nämlich verdient. Bereits der Opener "This World" lässt staunen: Über Platten-Knistern, einem chilligem Beat und brassenden Trompeten entwickelt Sanne Putseys, wie sie eigentlich heißt, einen unheimlich kraftvollen Song, in dem sie jammen, schreien, flüstern und kieksen darf. Ein Anheizer, der viel verspricht, und auf den mit "Peace of Mind" eine Nummer folgt, die auch von Nneka ("Soul Is Heavy") stammen könnte. Deren Produzent Farhot saß hier auch tatsächlich hinter dem Mischpult und sorgt für die laute Hip-Hop-Ausrichtung, die auch "Crazy Vibes", "Black Part Love" und "Crazy Sufferin Style" bieten. Groove haben die Tracks, funkige Bläser, verzerrte Stimmen und E-Gitarren und das dubbige Straßenpartygefühl von Macy Gray.

Fast alle restlichen Stücke wurden von Patrice produziert – somit dürfte dem gebildeten Leser nun die dritte Zutat für das selbstbetitelte Debüt der 22-Jährigen klar sein: Reggae. "Raggamuffin" heißt da passend Lied Nr. 3, bei dem Selah Sue nicht das einzige Mal auf der Platte rappt – hier oldschool-mäßig von einer kratzigen Akustik-Gitarre begleitet. Sehr gitarren-zentriert, ruhig und damit gefühlvoll sind auch "Mommy", "Explanations", "Summertime" und "Fyah Fyah", die alle ganz unterschiedlich Atmosphäre schaffen: Mal jazzig zart instrumentiert, mal intensiv groovend wie Asa oder Corinne Bailey Rae.

Dazwischen liegt mit "Please" ein Duett mit Cee-Lo Green, das bereits auf dessen großartigem "The Lady Killer" zu hören war und den mittlerweile schon sich selbst erklärenden Gnarls-Barkley-Sound bietet. Die Kollaboration wirkt nicht so irritierend, wie man vermuten könnte, kann als netter Ausflug betrachtet werden, wenngleich die junge Lady mit den S-Initialien eher nur Feature ist. Auch der Schlusstrack "Just Because I Do" ist eine interessante Spielerei mit allerlei Programming und könnte auch Nneka gefallen.

Fazit

Wenn vergleichen, dann also mit Nneka. Im Grunde schafft das vorliegende Platinalbum aber die Verschmelzung des modernen Reggaes der Hamburgerin, den rauen Sounds von Erykah Badu, Lauryn Hills Verspieltheit und der dreckigen Soulstimme der verstorbenen Amy. Selah Sue folgt also nach und reicht Wasser mit Respekt und Niveau, nur um dann den Eindruck zu hinterlassen, dass sie als begabte Singer/Songwriterin und mit fingerfertigen Mentoren an der Seite nach munterem Vergleichen nie dumm dastehen wird. Und wer weiß, vielleicht werden irgendwann sogar Sängerinnen gesucht, die die Nachfolge der Flämin antreten könnten.

Anspieltipps

This World

Piece of Mind

Raggamuffin

Explanations

Artistpage

SelahSue.com

Tracks

1.This World
2.Peace of Mind
3.Raggamuffin
4.Crazy Vibes
5.Black Part Love
6.Mommy
7.Explanations
8.Pleasefeaturing Cee-Lo Green
9.Summertime
10.Crazy Sufferin Style
11.Fyah Fyah
12.Just Because I Do

Micha S. - myFanbase
18.11.2011

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