Bewertung
Jeff Bridges

Jeff Bridges

Bereits als Dude hat uns Jeff Bridges vor Augen gehalten, dass man in Sachen Musik stets seinen Prinzipien treu bleiben muss: Längst legendär ist die Szene, in der er nach seinem "I hate the fucking Eagles, man" prompt vom Taxifahrer auf die Straße gesetzt wird. Über zehn Jahre später spielte er in "Crazy Heart" den abgehalfterten Countrystar Bad Blake und damit die zweite Rolle seines Lebens – und auch die, die ihm endlich einen Oscar bescherte. Bewunderung wurde ihm aber nicht nur für seine schauspielerische Leistung entgegengebracht, sondern auch für die Art und Weise, wie er den musikalischen Part der Aufgabe meisterte – nämlich so, als ob er sein Leben lang nichts anderes getan hätte, als an der Klampfe zu zupfen und Countryweisen zu singen. Der nächste logische Schritt: Ein eigenes Album, schlicht "Jeff Bridges" betitelt.

Foto: Copyright: Blue Note Records
© Blue Note Records

Interessanterweise ist das im August erschienene Werk gar nicht Bridges' erster richtiger Ausflug ins Musikgeschäft. Neben seiner natürlich bekannten Mitarbeit am "Crazy Heart"-Soundtrack ist 1999 bereits "Be Home Soon" erschienen. Nach ein paar Hörproben entpuppt sich dieses aber als der eher unausgegorene Versuch, wie Tom Petty zu klingen.

Für "Jeff Bridges" konnte er wieder auf die Mithilfe von T-Bone Burnett zählen, der ja bereits bei der gesamten "Crazy Heart"-Geschichte seine Hände im Spiel hatte und somit genau wusste, wie man Bridges am besten in Szene zu setzen hat. Als Gastmusiker konnten unter anderem Sam Phillips (die mit den "Laa-laa-laas" bei den "Gilmore Girls") und der Gitarrist Marc Ribot gewonnen werden. Lediglich zwei der zehn Nummern stammen aus Bridges' Feder: "Falling Short" und besonders das geheimnisvolle "Tumbling Vine" können aber durchaus zu den Highlights des Albums gezählt werden.

Richtig weh tut ohnehin nur das Eingangsstück "What a Little Bit of Love Can Do", das zwar rasch ins Ohr geht, aber viel zu sehr in die Kerbe "gefälliger Altherren-Country-Pop" schlägt. Gut, dass man sich in den nachfolgenden Songs etwas mehr von diesem Klischee in Richtung Americana entfernt. Das für Marc Ribot typische Gitarrenspiel (das ich automatisch immer mit Tom-Waits-Songs in Verbindung bringe) und Jeff Bridges' dunkle Stimme halten die sich oft nur dahinschleppenden Songs ganz gut zusammen – im besten Fall entsteht dabei so ein faszinierendes, episches Stück wie "Tumbling Vine".

Bridges ist natürlich nicht der beste Sänger, aber wenn es darum geht, wie in "Slow Boat" möglichst atmosphärisch vor sich hin zu brummen, dann ist er der richtige Mann für diese Aufgabe. Wenn es zwischendurch doch wieder etwas beschwingter und countryesker zugehen darf, dann zum Glück mehr im Stil der "Crazy Heart"-Songs mit gerade soviel Pedal-Steel-Einsatz, dass es noch nicht als übermäßiger Kitsch bezeichnet werden kann ("Everything But Love", "Blue Car", "Maybe I Missed the Point").

Fazit

Viele der Schauspieler, die einen Ausflug ins Musikbusiness wagen, fallen meist auf die Nase und/oder heimsen jede Menge Spott ein. Diese Sorgen muss sich der Dude nicht machen: Im Vergleich mit dem "Crazy Heart"-Soundtrack zieht "Jeff Bridges" zwar den Kürzeren, im Grunde ist ihm jedoch (mit jeder Menge prominenter Hilfe) ein angenehm zu hörendes Country/Americana-Album gelungen.

Anspieltipps

Tumbling Vine

Slow Boat

Blue Car

Artistpage

JeffBridges.com

Tracks

1.What a Little Bit of Love Can Do
2.Falling Short
3.Everything But Love
4.Tumbling Vine
5.Nothing Yet
6.Blue Car
7.Maybe I Missed the Point
8.Slow Boat
9.Either Way
10.The Quest

Stephanie Stummer - myFanbase
19.11.2011

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