Young Love
Jemanden, der sein Major-Debüt fast eine halbe Million Mal verkauft hat und von seinem dritten Album nun in der ersten Woche knapp 50.000 Exemplare loswurde, kann man nicht "unbekannt" nennen. Einer, der regelmäßiger Gast bei Leno, Letterman und O'Brien ist, hat was vorzuweisen. Neben Platzierungen in den Top-15- bzw. nun Top-5 der US-Charts nämlich vor allem das Gespieltwerden in mehr als zwanzig TV-Serien wie "Grey's Anatomy", "Scrubs", "Bones" und "Vampire Diaries". Daher dürften ihn dann wohl auch Deutsche kennen, wenn sie ihn denn kennen, diesen Mat Kearney.
Seine ruhigen, aber eingängigen Songs waren wie geschaffen für die musikalische Unterlegung von rührenden TV-Momenten. Daher verwunderte es auch nicht, als auf seiner zweiten Major-Veröffentlichung viel mehr Stücke dieser Sorte drauf waren als auf dem Vorgänger. Der hatte nämlich genauso viele flotte Tracks, die Rap-Parts über folkig-alternativen Singer/Songwriter-Sound legten. Den Unmut der treuen Käufer und Hörer über diese fehlende Komponente scheinen Mat und sein Label jedoch mitbekommen haben: "Young Love" wartet nämlich fast nur mit solchen Nummern auf.
Die Beats sind wieder allgegenwärtig, klingen fünf Jahre später natürlich moderner, etwas polierter und radiotauglicher. "Sooner or Later" könnte sogar beinahe als Ryan-Tedder-Track durchgehen, was nicht jeder Fan Kearneys mögen wird. Andere Musiker sollten weiterhin gerne als Vergleiche und Orientierung herangezogen werden, etwa Jason Mraz für die lässige Stimmung, Amos Lee für die melancholische, Paul Wright wegen der Hip-Hop-Anleihen, Michael Franti wenn es Richtung Reggae geht oder Chris Martin für die ähnliche Stimme. Die ist trotz der Ähnlichkeit mit dem Coldplay-Frontman Mats Markenzeichen, weil sie unheimlich stark und gefühlvoll zugleich wirken kann.
Die zwei ruhigen Lieder "Learning to Love Again" und "Rochester" sind daher auch zwei herausragende Stücke Musik: Im letzteren erzählt der US-Amerikaner irischer Abstammung die bewegende Geschichte seines Vaters und im erstgenannten Song weiß er ebenfalls mit Worten zu rühren: "You're poker face ain't fooling nobody here. We've all felt the flame and shed those same tears. Driving home to a one man hell, still counting years. Hey brother, we're all learning to love again. 'Cause that was the real you running through the field of gold wide open, standing in places no picture contains." Das (mit 39 Minuten leider nur sehr kurze) Album befasst sich häufig mit dem Thema "Liebe”, vielleicht weil der 32-jährige Sänger und Liedermacher letztes Jahr geheiratet hat.
Vielleicht hat es daher auch so viele Gute-Laune-Lieder. Egal ob mal elektronische Spielereien im Fokus sind, flotte Kinderstimmen einen Song kennzeichnen (wie in "Count on Me"), Piano-Läufe oder eine mit vier Gitarrenspielern und drei Mal Percussion fast bombastische Instrumentierung aufhorchen lassen (wie in "Young Dumb and In Love"), die Tracks haben Beat, der ansteckt, einen seltenen Style, der viel Charme versprüht, und nun auch eine Radio-Orientierung, die selbstbewusster wirkt. Mathew Kearney, dem dank einer Krankenschwester seit seiner Geburt ein "t" im Vornamen fehlt, und sein bisher bei jedem Album eingesetzter Produzent Robert Marvin haben den Spagat zwischen lässigem College-Jam und anspruchsvollem Pop nach wie vor drauf.
Fazit
Jener Robert Marvin war es übrigens, der Mat, der zu damaligen Uni-Zeiten Songs mit diesen heute charakteristischen Spoken-Word-Passagen nur deswegen schrieb, weil seine Gitarrenkünste zum Spielen von Songs Anderer zu miserabel waren, in die Musik-Hauptstadt Nashville brachte. Und zwar als Umzugshelfer auf seinem Road Trip von Kalifornien, von dem Mat aber bisher nie zurückkehrte. Richtig so, denn solche charmanten, spaßigen und gefühlvollen Lieder müssen unbedingt auf CD gepresst werden und man sollte ihn unbedingt kennen, diesen Mat Kearney.
Anspieltipps
Hey Mama
Count on Me
Learning to Love Again
Rochester
Artistpage
MatKearney.com
Tracks
1. | Hey Mama | |||
2. | Ships in the Night | |||
3. | Count on Me | |||
4. | Sooner or Later | |||
5. | Chasing the Light | |||
6. | Learning to Love Again | |||
7. | Down | |||
8. | She Got the Honey | |||
9. | Young Dumb and In Love | |||
10. | Rochester |
Micha S. - myFanbase
26.11.2011
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 02.08.2011Genre: Pop
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