Christmas in Diverse City

Vor knapp einem Vierteljahrhundert gründete Toby McKeehan dcTalk, eine Formation, die anfangs vor allem Hip-Hop machte und den mit Pop und Rock verband. Zehn Millionen Plattenverkäufe später gingen die drei Männer Solowege. Seitdem lebt der US-Amerikaner auch nicht schlecht und schon gar nicht faul. Eineinhalb Jahre nach seinem letzten Studioalbum gibt's nun ein neues – bzw. eher ein halbes. Nach der Halbzeit übergibt Toby Mikrophon und Produktionsstuhl nämlich an seine Band. Viele dieser Musiker begleiten ihn schon seit zehn Jahren bei seinen Gigs und waren auch auf seinen bisherigen Alben zugegen – allerdings noch nie solo.

DJ Maj beginnt auf Track Sieben mit seinem ganz eigenen soulig-rockigen Mash-up des Kirchenlieds "Carol of the Bells" und der Hymne "We Three Kings" – in solch einem dunklen, vollen und energischen Sound hat man die zwei Stücke wohl noch nie gehört. Das ukrainische "Carol of the Bells" ist sowieso eins der herausragendsten Weihnachtslieder, das durch den darüber gelegten Rap noch einnehmender wird. Danach meint man die Black Eyed Peas zu hören, allerdings an einem ihrer schlechten Tage: Weder die Rapper von SuperHErose noch deren Sängerin Sarai haben die stimmliche Klasse und die Präsenz von will.i.am & Co., somit muss "Birth of Love" tatsächlich als schlechtester Track in Diverse City gelten. Dass man mit einer Neukomposition auch alles richtig machen kann, zeigt Tim Rosenau, sonst Gitarrist und Trompeter in TobyMacs Combo, mit "It Snowed": In bester Franz-Ferdinand-Manier feiert er sein funkig-rockendes Schneefest.

Recht klassische Fassungen von alten Weihnachtsliedern sangen Nirva Ready und Arch Nemesiz ein und wissen damit zu gefallen (aber nicht umzuhauen): Gabe, Sänger letzterer Band, hat eine schön warme, hier und da leicht rauchige Stimme, und Nirva, Tobys Background-Fee, weiß als solche eh was sie tut. Richtig stark scheinen Tobys Musiker aber nur dann zu sein, wenn sie sich weiter vom Original entfernen, so wie toodiefunk, Bassist in der vielfältigen Stadt. Der macht "Santa Claus is Coming to Town" zur Grundlage für ein Klangfeuerwerk, das diverse weitere Weihnachtssongs zitiert, auch mal nach Prince und Stevie Wonder klingt und in dem zudem noch Cynthia Robinson von Sly & the Family Stone vorbeischauen darf. Seine eigene Familie schart danach Byran "Mr. Talkbox" Chambers um sich, sein Sohn darf ein wenig mitrappen und die anderen den Hintergrundchor für ein Liedchen stellen, was schön chillig, letztlich aber zu schlicht daherkommt.

Auch vor jenen sieben Soloauftritten hat TobyMac nie das Mikrophon alleine in der Hand. Seine 20-jährige Neuentdeckung Jamie Grace, die Sixpence-None-the-Richer-Engelsstimme Leigh Nash und Owl City schauen unter anderem vorbei, wenn der fünffache Grammy-Gewinner alte Weihnachtschoräle umstylt oder neue Originale für die Feiertage vorstellt. Und dass er das kann – trendy Bearbeiten und Samplen, clever Featuren und positiv Stimmen –, hat der 47-jährige bereits auf vier Studioalben und weiteren Live- und Remix-Scheiben gezeigt.

Fazit

Somit bietet "Christmas in Diverse City" sechs plus fünf Mal spaßige Einstimmung auf Weihnachten in seinem typischen poppig-funkigen und hip-hoppenden Stilmix, den seine Band hier einzeln vorstellt. Leider tut das nicht jeder auf dem gleichen Niveau (daher fehlten gerade zwei Tracks in der Rechnung, falls das nicht klar wurde). Dass die herausragendsten Titel der Platte aber nicht auf TobyMacs Kappe gehen, ist ja aber auch eine deutliche Aussage über seine facettenreiche Truppe. Ein weiteres ausgereifteres Allstar-Album, das die einzelnen musikalischen Wurzeln und Vorlieben veranschaulicht, wäre also sicher ein Gewinn.

Anspieltipps

Christmas This Year

O Come All Ye Faithful

This Christmas (Father of the Fatherless)

Carol of the Kings

It Snowed

Santa'scomin'baka'round!

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TobyMac.com

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