Bewertung
Caligola

Back to Earth

Mando Diao – So, jetzt hab ich sie erwähnt. Daran führt auch kein Weg dran vorbei, schließlich ist deren Doppelspitze Björn Dixgård und Gustaf Norén irgendwie auch eine ebensolche von Caligola, das sich eigentlich als Künstlernetzwerk verstehen will. Tänzer, Fotografen, Filmemacher, bildende Künstler – wer will, darf dazu gehören und Musik mitmachen, auf seine Art ausdrücken und bereichern. So erzählen die zwei es zumindest in Interviews. Auf Fotos tragen sie so wie alle Beteiligten Kutten. Weil ja alle gleich sein sollen, diesmal ohne Frontmänner und Glorifizierung und so. 70er, ich hör euch trapsen...

Foto: Caligola - "Back to Earth" - Copyright: We Love Music
Caligola - "Back to Earth"
© We Love Music

Jenes Jahrzehnt vernimmt man auch deutlich in den musikalischen Ergebnissen des Kollektivs. Die damaligen Soul-Combos und Disco-Größen hört man genauso raus wie damalige Rockröhren und Jazz-Legenden. Funkig-rockig geht es nach einem kurzen Toast-Intro von Nutty Silver über dumpfen Beats mit "Down By the Riverside" los, in dem Björns kratzige Stimme von einem souligen Gospelchor begleitet wird, den selbst Macy Gray nicht besser hinbekommen würde. Aus dem gleichen Holz ist die Top-20-Single "Forgive Forget" gemacht und ebenso das stampfende "Raise Your Head", dessen stechende Klavierläufe fast unbemerkt erst von Synthie- und dann von Streichertapsern abgelöst werden. Diese drei Songs gehen unheimlich ins Ohr, ins Gemüt und in die Beine und hätten so auch von der "Dance With Somebody"-Truppe stammen können.

Alle anderen Titel gehen weiter und das in die unterschiedlichsten Richtungen: "Angel Ice" ist eine ruhige Jazz-Spielerei, "Sad Girl" eine programmierte Nummer mit Prince-ähnlichem verzerrten Gesang und "Release Me"-Sängerin Agnes im Hintergrund. Das ist dann gar nicht mehr so weit von Moby entfernt wie auch "Morning Light" mit chilligem Klavier und Gospelvocals von LaGaylia Frazier.

Temporeicher sind "My Sister Rising" und das lässig-brummende "Violettas Dance" (mit Saxofonist Per "Ruskträsk" Johansson), die auch der Scissor-Sisters-Disco ("Night Work") entsprungen sein könnten. Und während man im groovigen "Sting of Battle" neben Flöten und anderen Bläsern Cee Lo Green an den Reglern vermutet, versetzt "Mr. Morris" einen stellenweise auf eine Timberlake-Platte. Zuvor gibt’s in "Ride the Night Away" noch fröhlichen Motown-Rhythmus mit melancholischer E-Gitarre und spacigem Refrain, während "Hapokalypse" die Ideen-Collage mit hymnischem Chor über markanten Hip-Hop-Beats der Salazar Brothers (ihresgleichen zwei Drittel der Latin Kings und "Give Me Fire"-Produzenten) á la Kanye West abschließt.

Fazit

Caligola – Das war ein durchgeknallter römischer Kaiser, der gemacht hat, was er wollte. Gleiches will und tut auch dieses mysteriöse Projekt. Schon klar, Crossover machen und können auch Andere supergut – siehe Gnarls Barkley, SuperHeavy oder Mark Ronson. Und ja, so manches ist von Mando Diao gar nicht so weit weg. Manches wäre dort aber auch gar nicht möglich gewesen und geschieht hier mit so viel Drive und Freude am Spiel, ist vielseitig und dennoch rund, experimentell und dennoch eingängig. 9 Punkte, ich hör euch trapsen...

Anspieltipps

Down by the Riverside

Forgive Forget

Violettas Dance

Sad Girl

Hapokalypse

Artistpage

Caligola.com

Tracks

1.Back 2 Earth
2.Down By the Riverside
3.Forgive Forget
4.Fire Burns Out a Weak Heart
5.Violettas Dance
6.Sting of Battle
7.Morning Light
8.Raise Your Head
9.My Sister Rising
10.Capo
11.Sad Girl
12.Ride the Night Away
13.Mr. Morris
14.Angel Ice
15.Hapokalypse

Micha S. - myFanbase
03.04.2012

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