Girl on Fire
31 Jahre jung und bereits 35 Millionen Alben und 30 Millionen Singles verkauft. Vorstellen braucht man die junge Dame wohl nicht mehr. Jeder kennt "Fallin'", "No One" und "Empire State of Mind". Und jeder weiß, dass ein Album von Alicia Keys immer hörenswert ist. Dass die Gewinnerin von 14 Grammys gewaltig was drauf hat, darüber herrscht Einigkeit. Sie machte Neo Soul radiotauglich und hat zwischen ihm, R'n'B und Pop mittlerweile ihren ganz eigenen Stil gefunden.
Typischerweise beginnt Album Nr. 5 mit einem Intro. Wie auf "As I Am" ist es instrumental, diesmal allerdings nicht mit poppigen Beats unterlegt, sondern klassisch. Auch mal was - und wenn man weiß, dass die Sängerin mit italienisch-schottisch-irisch-afroamerikanischen Wurzeln Jahre lang klassisch geschult wurde und Chopin liebt, ein passendes Statement. Es geht nahtlos über in "Brand New Me", das seine knappen vier Minuten lang Alicias Klavierspiel als Grundlage behält und bis auf einen kurzen Power-Part überraschend ruhig bleibt. Auch wenn man Emeli Sandé deutlich als Songschreiberin hört, macht Alicia es gerade durch ihren eindringlichen Gesang und den cleveren Songaufbau zu einer für sie charakteristischen Autobiographie.
Danach folgt ein weiteres klares Statement, nämlich eine musikalisch vielseitige und wunderbar stimmige Ballade namens "When It's All Over". Mit einem dumpf surrenden Bass und jazzig klimpernden Schellen hält sie die Balance zwischen handgemachtem Soul und den modernen Möglichkeiten der Elektronik. Das ist alles andere als banal, fordert den Hörer und zeigt, dass hier jemand mehr zu bieten hat als Rihanna oder Beyoncé. Auch der folgende Track wurde von John Legend ("Evolver") mitgeschrieben und ist ebenfalls moderner Pianojazz. Noch herausragender ist aber "Fire We Make", was im Grunde ein logisches Urteil ist, wenn jemand wie Maxwell mitsingt. Der Grammy-Preisträger "übersingt" die Sängerin jedoch nicht, sondern jammt mit ihr auf Augenhöhe und liefert gemeinsam mit Gitarrengott Gary Clark Jr. eine langsame und schwüle Nummer ab, die auch auf "Songs in A Minor" gepasst hätte.
Zuvor gibt es mit "New Day" und dem Titeltrack die Beat-gewaltigsten Erzeugnisse seit "Heartburn". Mit "Ra-ta-tat"-Marschtrommeln und vielen "Ohs" und "Ays" ist die erste Single, die wiederum auf einer Single von 50 Cent basiert, eine starke von ihrem Ehemann Swizz Beatz produzierte Powerhymne im Geiste von Beyoncés "Run the World (Girls)". Am Ende wird sie fast zum Remix und geht über in "Girl on Fire", das mit einem trockenen Rap von Nicki Minaj über hart stampfenden Drums beginnt. Erst nach einer Weile setzt das majestätische Organ von Frau Keys umso energischer ein und tut alles dafür, dass der Song nicht für seinen Beat, sondern die stärkende und motivierende Botschaft bekannt wird.
Vor dem letzten Lied finden sich die üblichen Songs einer zweiten Plattenhälfte: Eine kleine Akustiknummer ("That's When I Knew"), eine, die im Ragga-Style vor allem Spaß machen soll ("Limitedless"), sowie eine etwas vorhersehbare Klavierballade ("Not Even the King") - keine Knaller, aber alle insgesamt nett und schön und besser als vieles Andere. Mit "101" hatte dann mal wieder Emeli Sandé den Stift in der Hand und schrieb mit Alicia eine Ballade, in die jene ihre ganze Leidenschaft reinlegen kann. Auf das typisch theatralische Ende folgt ein noch bombastischeres und leicht chaotisches Outro, das das Album in guter Erinnerung zurück lässt.
Fazit
Drei Jahre Pause, Mutterschaft und erste Regietätigkeiten haben Alicia Augello Cook gut getan. Selbstbewusst managt die New Yorker Patriotin sich immer mehr selbst, macht ihr Ding, macht es noch besser. Clever weiß sie ihre Musik mit Gefühl, Markanz und Anspruch zu füllen. Sie ist nicht nur hörenswert wie eh und je, sondern nach wie vor die Messlatte für Andere. Über für sie durchschnittliche Nummern würden Andere sich freuen.
Anspieltipps
Brand New Me
When It's All Over
New Day
Girl on Fire (Inferno Version)
Fire We Make
Artistpage
Tracks
1. | De Novo Adagio (Intro) | |||
2. | Brand New Me | |||
3. | When It's All Over | |||
4. | Listen to Your Heart | |||
5. | New Day | |||
6. | Girl on Fire (Inferno Version) | featuring Nicki Minaj | ||
7. | Fire We Make | Duet mit Maxwell | ||
8. | Tears Always Win | |||
9. | Not Even the King | |||
10. | That's When I Knew | |||
11. | Limitedless | |||
12. | One Thing | |||
13. | 101 |
Micha S. - myFanbase
09.02.2013
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 27.11.2012Veröffentlichungsdatum (DE): 23.11.2012
Genre: Soul, R&B
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