Bewertung
Eels

Wonderful, Glorious

The sum of all your experiences
A living breathing result of the fight
And every night you spent shrouded in darkness
Has let you to this moment in the light
It's alright

Foto: Eels - "Wonderful, Glorious" - Copyright: Cooperative Music
Eels - "Wonderful, Glorious"
© Cooperative Music

Keine Eels-Kritik ohne Anspielung auf Mark Oliver Everetts tragische Lebensgeschichte – und wir kommen auch hier nicht drum herum: Vor kurzem noch in einem Rutsch seine zutiefst berührende Biographie gelesen, in der er unter anderem beschreibt, wie nacheinander Vater, Schwester und Mutter auf tragische Weise ums Leben kamen und er es trotzdem schaffte, nicht durchzudrehen, steht wenig später sein zehntes Studioalbum in den Läden. Dass Everett einer der verrücktesten aller Käuze im Musikgeschäft ist, ist mehr als sein gutes Recht – und wenn jemand wie er singt, dass alles gut wird, dann glaubt man ihm auch; denn: Er muss es ja wissen.

"Wonderful, Glorious" ist nun genauso: Sehr verschroben, mit einer unterschwelligen "Alles wird gut"-Botschaft – eine typische Eels-Platte eben. Die Songs heißen "Kinda Fuzzy" und "You're My Friend", beim Durchblättern des Booklets ertappt man sich gleich mal bei der Suche nach den üblichen augenzwinkernden Anmerkungen. Manche Texte drehen sich um Blumen und Düfte, während der dazugehörige Gesang und die Musik eher an Protesthymnen erinnern. Überhaupt schickt der "Man called E" eine Reihe von kämpferischen Botschaften durch die Lautsprecher: "I'll no longer keep my mouth shut" warnt er gleich zu Beginn. Dazu werkeln die Instrumente eigensinnig nebeneinander her – das ergibt häufig einen nervösen Unterton und Rhythmen von groovy über barsch bis dreckig. Die schnelleren Nummern sind allesamt Blues-lastig und zackig, man kann sich jetzt schon darauf freuen, sie bei der anstehenden Tour live zu hören.

Während Everett in "Bombs Away", "Kinda Fuzzy" oder "Peach Blossom" mit stets hörbarem Genuss croont und lärmt, sind es letztlich aber wieder die Balladen, die überraschen: Dass derselbe Mann, der vorhin noch sein berühmtes Wolfsgeheul ausgestoßen hat, nun wie ein vor Liebeskummer eingehender Werwolf seine kehligen Weisen singt, ist ebenso erstaunlich wie berührend. "Never trusted anyone / don't see why I should now" heißt es mit fast gebrochener Stimme in "The Turnaround" – und man möchte den großen, bärtigen Mann vor der ganzen Welt beschützen.

Dass ein Mensch aber dazu fähig ist, viel mehr Leid und Tragödien zu ertragen, als er sich vorstellen kann, hat E in seinem Leben oft genug bewiesen – wenn er dann nach dem herzzerreißenden "True Original" wieder ordentlich auf den Putz haut und auch an Aussagen wie "I'll live today like tomorrow I'm dead" nicht spart, findet man daran nichts Klischeehaftes. Vielleicht liegt es auch daran, dass seine Musik trotz alledem nie in Pathos versinkt, sondern stets mit einem oder gar beiden Augen zwinkert – sei es in der Textzeile "I'm in a good mood today / I'm so glad it's not yesterday" oder in besagtem, mit reichlichen "Yeahs" gespickten Haudrauf-Rocksong, der letztlich nur von Blümchen handelt.

Fazit

Der gute E wird heuer 50 Jahre alt – und kann mit Stolz von sich behaupten, mit seinen Eels eine feste Größe im Alternative-Universum zu sein, die so leicht niemand mehr verdrängt. "Wonderful, Glorious" ist genauso, wie eine Eels-Platte sein soll: Barsch und ungestüm, zärtlich und verletzlich, tragikomisch und ironisch.

Anspieltipps

Bombs Away

Kinda Fuzzy

The Turnaround

True Original

Artistpage

EelsTheBand.com

Tracks

1.Bombs Away
2.Kinda Fuzzy
3.Accident Prone
4.Peach Blossom
5.On the Ropes
6.The Turnaround
7.New Alphabet
8.Stick Together
9.True Original
10.Open My Present
11.You're My Friend
12.I'm Building a Shrine
13.Wonderful, Glorious

Stephanie Stummer - myFanbase
18.02.2013

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