The Shocking Miss Emerald
Mit Einflüssen des Jazz' und Swings der 30er bis 50er Jahre in ihrer Musik ging Caro Emerald in der Musikgeschichte weiter zurück als Amy Winehouse, ließ ihre Musik weniger poppig als die von Michael Bublé (siehe "To Be Loved") werden, allerdings auch weniger retro als die der Puppini Sisters ("Betcha Bottom Dollar). Und damit schienen Miss Emerald und ihre Produzenten etwas richtig gemacht zu haben, erreichten ihre "Deleted Scenes From The Cutting Room Floor" in ihrer niederländischen Heimat schließlich einen Landesrekord mit 30 Wochen auf Platz 1. Bei uns landete ihre Single "A Night Like This" auf Rang 4 und lief in "Pretty Little Liars" und "The Secret Circle". In ganz Europa verkaufte sie bis heute über 1,2 Millionen Platten.
Solch ein unerwarteter Erfolg setzt die Erwartungen an den Nachfolger natürlich hoch, nicht nur bei den Hörern, Radiostationen und Plattenbossen. Auch die Künstlerin selbst steht in diesem Fall unter hohem Druck und kann sich leicht darin verlieren, sich selbst zu kopieren oder sich bewusst zu weit von dem signifikanten Stil wegzuentwickeln. Da Caroline Esmeralda van der Leeuw ihre Musik nie alleine geprägt hat, lag dieser Leistungs- und Orientierungsdruck ebenso auf ihren Produzenten David Schreurs und Jan van Wieringen. Gemeinsam wollten sie weiterhin charmanten und lässigen Retro-Pop bringen, ihn aber mit mehr Tiefe und Seele versehen. In Anbetracht der Tatsache, dass dies mein einziger Kritikpunkt am Erstling war, ein korrektes Ziel.
Und tatsächlich: Die Nachfolgeplatte wirkt etwas düsterer und ernster, weniger steril und immerfröhlich. Das Ergebnis rechtfertigt zwar nicht den Titel, ist nämlich nicht sehr schockierend. Es justiert die 32-Jährige aber nicht mehr "nur" in die interessante Mitte zwischen den Andrew Sisters und Lily Allen ("It's Not Me, It's You"), sondern fügt Lana Del Rey ("Born To Die") als weitere Referenz hinzu. Der schwermütige Albumschluss "The Lipstick On His Collar..." von vor zwei Jahren kann also nachträglich als eine Art Überleitung angesehen werden.
So wie "Deleted Scenes..." mit Orchesterklängen endete, beginnt "Miss Emerald" mit einem ebensolchen Intro. Das folgende "One Day" erinnert an "Riviera Life" und "A Night Like This" bzw. wie die schlechtere Version dieser Songs. Gleiches trifft auf "Pack Up the Louie", "Liquid Lunch" und "Completely" zu - sie alle klingen wie schon einmal gehört, wären früher aussortiert worden, weil zu uninteressant, zu ähnlich und damit zu vergessenswert.
"The Maestro" und "Excuse My French" bieten da mit ihrem mehrstimmigen Harmony-Gesang schon mal mehr, aber immer noch nicht genug um langfristig einen Eindruck zu hinterlassen. Schade, denn gerade der Karl-Lagerfeld-Einspieler im erstgenannten Lied ist an und für sich eine nette Idee.
"Paris" schafft es, aus einer netten Idee eine gute Nummer zu machen. Mit seinem Staccato-Beat und der flanierenden Klarinette wird es zum stimmungsvollsten und charmantesten Titel der Platte. Mit "My 2 Cents" geht es danach auf gutem Niveau weiter: Klasse, wie Caro den tollen Beat der Strophen im Refrain mit ihrem Gesang weiterführt. Auch "Tangled Up" hat einen vorherrschenden Beat, der durch ein Akkordeon cool unterstützt wird und gemeinsam mit den Scratches von DJ Kypski zu Recht die erste Single-Veröffentlichung wert ist.
"Coming Back As a Man" und das langsame "Black Valentine" sind leicht mollig gehalten, wirken dunkler als alles auf dem ersten Album. In "The Wonderful In You" klingt die Amsterdamerin etwas nach Paloma Faiths düstere Theatralik (vgl "Fall To Grace"), in "I Belong To You" nach Lana Del Rey und durch die Bläser auch nach Bond-Soundtrack, wobei Adele ("21") oder Amy die Nummer stimmlich weiter gebracht hätten.
Fazit
Wenn man etwas an Caro Emeralds fast perfekten Debüt kritisieren konnte, dann höchstens, dass es hier und da gerne noch etwas verruchter und tiefgründiger hätte wirken können. Genau diese Facette versucht sie mit ihrem bewährten Team an Produzenten und Songschreibern auf ihrem Zweitling nun hinzuzufügen und verliert dabei die Eingängigkeit, kopiert ihre Lieder zu sehr selbst und bringt letztlich nur eine Handvoll Titel, die einigermaßen an die Klasse ihres Debüts heranreichen.
Anspieltipps
Tangled Up
Black Valentine
I Belong To You
Paris
My 2 Cents
Artistpage
Tracks
1. | Miss Emerald: Intro | |||
2. | One Day | |||
3. | Coming Back As a Man | |||
4. | Tangled Up | |||
5. | Completely | |||
6. | Black Valentine | |||
7. | Pack Up the Louie | |||
8. | I Belong To You | |||
9. | The Maestro | |||
10. | Liquid Lunch | |||
11. | Excuse My French | |||
12. | Paris | |||
13. | My 2 Cents | |||
14. | The Wonderful In You |
Micha S. - myFanbase
25.05.2013
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 03.05.2013Genre: Swing, Pop, Jazz
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