Bewertung
Jamal Thomas Band, The

Future

Jamal Thomas stammt aus den USA, ist 59 Jahre alt und in der Funk- und Soul-Szene sowas wie ein Gott am Schlagzeug. Leute wie Meistersaxer Maceo Parker und Posaunist Fred Wesley wissen ihn seit Jahrzehnten zu schätzen. Da das Funk-Genre hier wohl nicht sonderlich bekannt ist, nur so viel: Die zwei zählen dort zu den Einflussreichsten, spielten für James Brown, Ray Charles, Prince und Bootsy Collins. Naja, wenn in einem Musikgenre große Namen nebensächlich sind, dann wohl in dem des Funk, Soul und Jazz. Da zählen Spaß, Leidenschaft und Ideen.

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The Jamal Thomas Band - "Future"
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Und genau mit jenen Substantiven wollte Thomas sein Dezett versehen wissen, als er vor vier Jahren den damals 23-jährigen Mannheimer Alex Bernath kennenlernte. Dieser ist ebenfalls Trommler, ausgebildet und im Grunde zeitlebens schon, und wollte eigentlich nur ein bisschen Fan-Talk nach einem Konzert. Was er bekam, war einen Schlagzeuglehrer, einen Mentor, einen Partner. Betraut mit dem Job des Musical Directors der just gegründeten Jamal Thomas Band suchte er junge, v.a. aber gute Musiker ihres Fachs. Die fand er größtenteils in seiner Wahlheimat, den Niederlanden.

Die Eröffnungsnummer zeigt, was einen auf dem im Kollektiv selbstkomponierten und -arrangierten Debüt erwartet: Jammende E-Gitarren, ein duppender Bass, quirliges Saxophon und dezente, rauchige Frauenstimmen im Hintergrund. Unter allem die vorherrschenden Trommeln und Becken, über allem Jamals Funkstimme, die es auf "Future" zum ersten Mal im Vordergrund zu hören gibt. Früher sang er höchstens mal im Background, nun hat er Lust auf mehr. Und dass er mehr kann und sich vor Vergleichen mit Funkgrößen nicht scheuen muss, zeigt er direkt in "Never Thought", wenn er sich ins Duett mit seinem Freund Fred Wesley begibt. Der singt nicht, der groovt mit seiner Posaune und zeigt uns Deutschen, dass mit diesem Instrument mehr möglich ist als Posaunenchöre vermuten lassen. Perfekt aufeinander abgestimmt – so wie der komplette Song! Bei dem betörenden Groove wird keiner ruhigen sitzen bleiben.

Ähnliches passiert in "Groove" - logo, bei dem Namen. Als hätte Guido Maria Kretschmer das Motto "Bass im Vordergrund" bestimmt, gibt der Österreicher Daniel Lottersberger alles am kernigen Bass. Das Gastspiel von Robin Brock bringt in "Happy" gekonnt Abwechslung ohne den Fluss zu unterbrechen. Robin und Jamal haben nämlich eine ganz ähnliche Stimmlange, unterscheiden sich aber deutlich in ihren Stimmfarben. Zwischendurch wird auch mal gescatet und gequatscht – jep, wir hören es, ihr kommt klar, ihr habt Spaß!

Mit dem am Ende recht 70er-mäßigen "Past" gut eingeleitet, verweisen Gesang und Gitarre von "Together" deutlich Richtung Prince. Schwitzig und chillig perfekt für den nie endenden Abend auf der Dachterasse, ist der Track als auflockerndes Mittelstück wunderbar auf der Scheibe platziert und leitet zum ebenfalls lässigen "Sneaky" über. Hier rappt der albanische Holländer Jon Tarifa im Duett mit harten Bläsern und fügt sich durch diese Begleitung gut in den Song, dessen Refrain sich Jamals Kopfstimme mit seinen Ladies teilt. Für den weichen Gegenpart sorgen der Teppich aus Becken und Schellen, der dumpf gespielte Basse und das Flötenspiel der gebürtigen Deutschen Susanne Alt.

In zwei Titeln gibt Jamal das Mikro an Maureen Fernandes und Maria Fernandez Alvarez ab. Stimmlich sind beide wunderbar, allerdings weiß das Titellied mehr zu gefallen als "Count On Me". Letzteres bringt am Ende des Albums mit Cajon, Salsa-Gitarre und spanischem Gesang eine zu große Stilveränderung und wird manchem sicher zu sehr "Café Del Mar" sein. "Future" bekommt es besser hin, lateinamerikanische Percussion mit markantem Bass, souligem Gospelchor und energischen Drums zu verbinden. Hier wird ein treibender Klangteppich kreiert, der eine wunderbar einfangende Unruhe bringt und die fünfeinhalb Minuten viel zu kurz erscheinen lässt.

Nachdem im gesamten Album sowieso schon Groove und Drive mehr als Gesang und Melodien im Vordergrund standen, kommt mit "Drum Talk & Spiritual Walk" ein wahres Trommelfeuerwerk. Thomas und Bernrath jammen gemeinsam mit Claus Tofft, der auch auf Caro Emeralds "The Shocking Miss Emerald" die Percussion bediente, über dreieinhalb Minuten und zeigen all ihr Können. Dann setzt doch die Band ein, aber ganz anders, ganz jazzig, bringt fast schon Hardbop und lässt das lockere Machwerk dann nach 90 Sekunden ausklingen.

Fazit

Jamal Thomas und seine neunköpfige Europaauswahl an hochtalentierten, unverbrauchten Musikern haben ein ganz eigenes, seltenes Sommeralbum zwischen zeitlosem Funk der alten Schule und modernem Sound geschaffen. Live sicher noch doller, passen die zwei Bandchefs und ihre Ladies und Gentleman spürbar zusammen und definieren Groove. Wer die Anklänge des blauäugigen Funks von Mic Donet ("Plenty of Love"), Heimlicher, Sam Sparro ("Return to Paradise") und Bryan Duncan ebenso liebt wie das, was John Legend & the Roots, Aloe Blacc und Ledisi ("Turn Me Loose") so schaffen, der wird auch in diesen 40 Minuten elektrisiert, vergnügt und zum Tanzen angeregt.

Anspieltipps

Never Thought featuring Fred Wesley

Future featuring ZO! Gospel Choir

Together

Sneaky featuring Jon Tarifa

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JamalThomas.Com

Tracks

1.Never Thoughtfeaturing Fred Wesley
2.Futurefeaturing ZO! Gospel Choir
3.Happyfeaturing Robin Brock
4.Past
5.Together
6.Sneakyfeaturing Jon Tarifa
7.Groove
8.Count On Me
9.Drum Talk & Spiritual Walk

Micha S. - myFanbase
19.08.2013

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