Diploid Love
Das letzte Riot Grrrl des Punkrock ist zurück: Brody Dalle hat in ihrem Leben ordentlich aufgeräumt, Meth-Sucht, Depressionen und sonstige Eskapaden hinter sich gelassen, führt eine normale Ehe, soweit die Ehe zwischen einer Brody Dalle und einem Josh Homme überhaupt normal sein kann, hat zwei Kinder zur Welt gebracht – und findet nun, dass sie und die Welt endlich bereit für ihr längst überfälliges Soloalbum sind.
Dass sie auch ohne Drogen und skandalösem Lebensstil genau so druckvoll und schnörkellos wie zu den besten Distillers-Zeiten rocken kann, beweist sie auf "Diploid Love" vom ersten Ton an. Es sind, wie man es so schön formuliert, "ass-kicking" Songs, deren einzige Verzierung ein paar Blasinstrumente sind (bei "Underworld" wird sie beispielsweise von Mariachi El Bronx unterstützt). Im weiteren Verlauf des Albums entfernt sie sich von diesen vorbildlichen Punkrock-Nummern, um vermehrt über den berühmten Tellerrand hinauszugucken. Früher war Dalle so weit unten, dass kein Mensch von ihr und ihrer Musik verlangen konnte, das zu tun – jetzt aber gibt es Dinge zu entdecken, die ihr nicht mal im Traum in den zugedröhnten Schädel gekommen wären und wir nicht mal im Traum mit der Australierin verbunden hätten.
Die Entwicklung, die "Diploid Love" hinlegt, ist bemerkenswert – und läuft vor allem so natürlich und selbstverständlich ab, als ob es das Normalste der Welt wäre, von klassischem Punkrock über Kopfstimme, Drum Machine und Streicher letztendlich – weiß der Geier wie – bei Industrial- und Experimental-Elementen zu landen. Die aufregende Konstante während dieser Reise bleibt Dalles unverkennbares Organ: Ob sie die Punk-Sirene wie zu besten Distillers-Zeiten gibt, mal rauchig, beinah lasziv oder verschwörerisch singt – stets gehören die Songs trotz illustren Gästen wie Shirley Manson (im herausragenden "Meet the Foetus/Oh the Joy”) ihr allein.
Die zunehmend düstere Instrumentierung (ein Gruselfilm-Klavier in "I Don't Need Your Love", ein brutal vor sich hingrummelndes "Blood in Gutters") hindert sie nicht daran, als Botschafterin von Kampfgeist und Stärke aufzutreten: "Never let yourself give in / When you're trying to start again / Put on your dreams and let's go" beschwört sie den Hörer in "Dressed In Dreams", wie man einst vielleicht sie beschwört hat. Und sie fährt fort: "All I really know / Is that I'll carry on" – wir sind froh darüber.
Fazit
Brody Dalle, die mit den Distillers und zuletzt Spinnerette eine der letzten großen weiblichen Ikonen des Punkrock war, legt auf ihrem ersten Soloalbum eine Reise zurück, die sie von ihren Punk-Wurzeln zu Klavierstücken und Industrial-Elementen führt. Dabei macht sie einen gewohnt coolen, aber gleichzeitig ungewöhnlich abgeklärten Eindruck – offenbar hat Frau Dalle endlich so was wie inneren Frieden gefunden. Man darf gespannt sein, wohin sie dieser in musikalischer Hinsicht in Zukunft noch führen wird.
Anspieltipps
Rat Race
Don't Mess With Me
Dressed In Dreams
Meet The Foetus / Oh The Joy
Blood In Gutters
Artistpage
Tracks
1. | Rat Race | |||
2. | Underworld | |||
3. | Don't Mess With Me | |||
4. | Dressed In Dreams | |||
5. | Carry On | |||
6. | Meet the Foetus/Oh the Joy | |||
7. | I Don't Need Your Love | |||
8. | Blood In Gutters | |||
9. | Parties for Prostitutes |
Stephanie S. - myFanbase
27.05.2014
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 25.04.2014Genre: Punk, Alternativ
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