Pentatonix (Deluxe Edition)
Nachdem sich das Quintett Pentatonix via YouTube in den letzten Jahren einen Namen gemacht hat, weltweit die Fans des a-cappella-Gesangs begeisterte und im letzten Jahr mit PTX ein tolles Album auf den Markt brachten, wagen die Fünf nun den nächsten Schritt und bringen ein neues Album heraus, welches ausschließlich aus eigenen Songs besteht. Wenn das keine Reifeprüfung ist.
Ich war zugegebenermaßen erst mal etwas skeptisch, als ich hörte, dass Pentatonix nicht mehr auf die tollen Kompositionen von bereits bekannten Songs zurück greift (was beim Hören durch die Wiedererkennung natürlich einen ganz anderen Effekt hat), sondern auch die Songs selbst kreiert. Es ist nicht so, dass ich ihnen das nicht zutraue, aber ob sich das Genre dann auf CD trägt (live ist Pentatonix immer ein Erlebnis), war für mich quasi die spannendste Frage.
Und so viel sei schon mal vorweg gesagt, es funktioniert. Beim ersten Hören ist es noch etwas befremdlich, weil durch eine fehlende, bekannte Melodie die Faszination der rein stimmlichen Begleitung weniger präsent ist. So ist man mehr darauf fokussiert, wahrzunehmen, dass alles doch recht poplastig ist. Das Gefühl löst sich dann aber langsam auf, sobald bei mehrmaligem Hören die Melodien ihr Ohrwurmpotenzial entfalten.
Mit "Na Na Na" gelingt jedenfalls gleich mal ein flotter Einstieg ins Album, der neben tiefen Bässen auch durch rhythmisches Klatschen für Pep sorgt und dadurch sehr voll klingt. "Can't Sleep Love" ist da etwas ruhiger und arbeitet auch mit spielerischer Einbindung der Stimme. Insgesamt ist er mir als Song aber etwas zu gewöhnlich.
"Sing" ist da wieder um Einiges mitreißender und hat einen schönen Aufbau und das Singen preisenden Inhalt, auch wenn man hier den poppigen Schwerpunkt ziemlich deutlich heraushört. Bei "Misbehavin'" hört man dagegen ganz andere Dinge heraus. Während der Anfang an "Stand By Me" erinnert, wirken Teile des Refrains wie Michael Jacksons "Black or White", was verwirrt, weil man die Band ja durch zahlreiche Cover kennt. Dadurch prägt sich die Melodie auch nicht so gut ein, was den Song für mich irgendwie abwertet. Mit einem kraftvollen Popsong geht es aber sogleich weiter. "Ref" ist ein richtig guter Song für die Autofahrt und damit absolut radiogeeignet. Man merkt also schon mit diesen fünf Songs gleich, dass das Grundhandwerk voll vorhanden ist und es scheinbar kein Problem war, ein ganzes Album zu produzieren. Sie wissen, wie es geht, was wie klingt, und probieren sich auch mal aus. Das spiegelt sich auch in "First Things First", wobei sich in diesem sechsten Song langsam das Bedürfnis bei mir regt, auch mal ganz sanfte Töne angeschlagen zu bekommen, weil es bis hierhin etwas an Abwechslung mangelt.
"Rose Gold" hat dann immerhin einen anderen Klang und ist etwas gemächlicher angelegt. Es ist nicht so viel Beiwerk, sondern eine klare Melodie, ein aufbauender Background und somit ein schönes Klimax im Song. Er geht mir aber noch nicht so sehr ins Mark, wie es beispielsweise die schöne Eigenkomposition auf dem letzten Album "Say Something". Die Anfänge von "If I Ever Fall in Love" schaffen das schon eher, doch auch hier ist das Klimax des Songs vor allem darauf angelegt, dass es immer voller wird, wobei man hier auch wieder die ganze Qualität des Quintetts zu spüren bekommt. Der neunte Song "Cracked" kann vor allem durch die stimmige Abwechslung zwischen Strophe und Refrain überzeugen, die auch inhaltlich Sinn macht. Das ist auch ein Song, der live sicherlich noch mehr Wirkung entfalten kann.
Wenn man bei "Water" ankommt, sind andere Alben fast schon zu Ende, hier befindet man sich aber noch voll in der Mitte, vor allem, wenn man sich gleich für die Deluxe Edition entschieden hat, die insgesamt 17 Song hat. Ich finde es immer sehr schön, wenn eine CD vollgepackt ist, dann ist auch nicht so schlimm, wenn mal ein Song nicht den eigenen Nerv trifft, weil man immer noch eine große Auswahl hat. Water ist jedenfalls das erste Lied, wo Kirsti Maldonado die Leadstimme hat. Der Song braucht einen Moment, bis er richtig ankommt, entfaltet sich dann aber nach und nach. Auch hier gilt aber wieder, dass es ein richtiger Popsong ist, der gut und gerne auch von Rihanna oder Konsorten sein könnte. Das ist aber keines falls abwertend gemeint.
"Take Me Home" ist dann endlich mal ein Song, der wirklich mal ganz wenig macht und die Ursprünge von a-capella deutlich macht. Hier ist mal keine Beatbox im Hintergrund sondern nur ein füllender Bass in der Harmonie dabei. Das klingt gleich viel choraler und gefällt mir daher noch mehr. "New Year's Day" ist dann natürlich etwas feierlicher und wieder viel dynamischer. "Light in the Hallway" folgt besinnlicher, wieder ganz einfach gehalten, weil man die Stimmen schön entfaltet und erklingen lässt. So einen Song stellt man sich sofort in einer Kirche vor und bekommt Gänsehaut.
An dieser Stelle wäre das Album zu Ende, die Deluxe Edition schenkt einem aber vier weitere Beiträge und da man von Pentatonix eigentlich nicht genug bekommen kann (ich höre das erste Album auch immer noch oft), freut man sich darauf sehr. "Where Are Ü Now" erhöht den Anteil an ruhigen Songs auf dem Album. Hier ist die Steigerung ins Schneller auch sehr gut gelungen. "Cheerleader" ist dann ein sehr leichter, fast schon sommerlicher Song, der eigentlich genau meinen Vorstellungen von Pentatonix entspricht. Mit "Lean On" kommt man noch mal in eine feierliche Stimmung, bevor dann ein Mix von "Can't Sleep Love" den endgültigen Abschluss markiert, wobei der kleine Rapeinwurf von Tink am Ende nicht so bereichernd ist.
Fazit
Pentatonix ist ein mehr als ordentliches Album voller eigener Songs gelungen. Der Popanteil ist etwas hoch, auch hätte es häufiger gereicht, wenn man nach dem Motto "weniger ist mehr" die Singstimmen mehr herausstellen würde und nicht nur zeigt, wie einfach es auch ohne Instrumente ist, voll zu klingen. Das nutzt sich nämlich im Laufe von 17 Songs etwas ab. Trotzdem kann man das Album locker immer wieder hören und sich seine Perlen raussuchen. Von dem Quintett wird man sicherlich noch was hören. Die Reifeprüfung ist jedenfalls erfolgreich absolviert.
Anspieltipps
Na Na Na
Sing
Cracked
Take me home
Light in the Hallway
Artistpage
Tracks
1. | Na Na Na | |||
2. | Can't Sleep Love | |||
3. | Sing | |||
4. | Misbehavin' | |||
5. | Ref | |||
6. | First Things First | |||
7. | Rose Gold | |||
8. | If I Ever Fall in Love | featuring Jason Derulo | ||
9. | Cracked | |||
10. | Water | |||
11. | Take Me Home | |||
12. | New Year's Day | |||
13. | Light in the Hallway | |||
14. | Where Are Ü Now | |||
15. | Cheerleader | |||
16. | Lean On | |||
17. | Can't Sleep Love | featuring Tink |
Emil Groth - myFanbase
25.10.2015
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (US): 16.10.2015Veröffentlichungsdatum (DE): 16.10.2015
Genre: A cappella
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