A Swinging Christmas

Herr Gaebel selbst schien so großen Spaß an dem Album gehabt zu haben, dass er fünf Jahre später erneut im amerikanischen Weihnachtsliederbuch kramte. Die meisten Musiker holte er zurück ins Studio und auch die Mannschaft hinter den Reglern blieb dieselbe - "Easy Christmas Volume 2" also. Während er zuletzt mit Santa Clause die Scheibe begann, ist es diesmal Frosty, der Schneemann. Zu jazzigem Arrangement singt der 40-jährige Ruhrpottler so lässig, dass man ihn mit grinsendem Gesicht fast vor sich sieht. Und abermals ist bemerkbar, dass er stimmlich mehr Ausdruck hat als Michael Bublé. Warum man auf diesen guten Start mit "Twinkle Twinkle Little Me" einen absolut harmlosen, viel zu schlichten Track folgen lässt, erklärt sich nicht. Immerhin ist es schön, dass man mal einen eher unbekannten Weihnachtssong neu interpretiert, hier einen aus der Motown-Ära.

Neben der Ballade "My Kind of Christmas" gehört auch "Snow in Lover's Lane" nicht zu den berühmten Weihnachts-Standards. Mit melancholisch-kuscheliger Kaminstimmung und jazzigem Flügelhornsolo kommt Letztgenannter schön geschmeidig daher – und gegen Ende klingt der diplomierte Jazzsänger fast schon wie Leonard Cohen. Wie ein countryesker Elvis wirkt er in "Blue Christmas", das mit seinem häuslich-traditionellem Charme irgendwie süß daherkommt.

Flotter Swing ist "Sleigh Ride", das nach eingesetzter Brass-Section in den Strophen lateinamerikanischen Rhythmus annimmt. Bossa-Nova-Touch entwickelt auch das anfangs schmalzige "I'll Be Home for Christmas". Aber auch hier muss man sagen: Ebenso wenig wie es Grund zum Kritisieren hergibt, ist es auch einfach nichts Weltbewegendes. Anders "I've Got My Love to Keep Me Warm", das lange nur a cappella mit Trommel im Background gesungen wird, dann aber jammende Bläser samt Louis-Armstrong-Posaunensolo einsetzen lässt und damit positiv heraussticht.

Ebenso wie "Rudolph the Rednosed Reindeer" wirkt die Eigenkomposition "Happy People" wie aus einer Showrevue aus den 50ern: Herrlich pompös und schillernd lässt es stimmungsvolle Bilder im Kopf entstehen. Zwei andere Neukompositionen gelingt das Auftrumpfen nicht: Während der Schunkler "When Your Heart Is Singing" einfach nicht mehr als nett ist, wirkt der Kinderchor in "A Jolly Winter Walk" doch etwas gewöhnungsbedürftig. "After the Year Is Done" ist Mrs. Gaebel besser gelungen: Die leicht melancholische, kuschelige Ballade hätte so auch in einem Hollywoodfilm laufen können, vielleicht während man Meg Ryan hinter einem Fenster mit Eisblumen sitzen und auf den verschneiten Central Park blicken sieht. Der Song hätte zum gefühlvollen Abschlusstitel getaugt – die noch bessere Wahl war dann aber der soulige Gute-Laune-Garant "This Christmas", der sich am Ende mit Saxophonsolo und klimperndem Klavier wunderbar steigert und so auch noch fünf Minuten länger hätte jammen dürfen.

Fazit

Mit Tom Gaebel ist das so eine Sache. Manchmal wirkt seine Musik zu gewollt, zu steril und so möchtegern wie der Kunstschnee auf dem Cover. Und dann gibt es da doch die Momente, in denen er stimmlich beeindruckt und ein Song toll arrangiert ist. Einerseits wirkt "A Swinging Christmas" zu kitschig und gerade die Chöre zu altbacken, andererseits traut der Mann sich damit was und bringt einen eigenen Stil im Weihnachtsplatteneinerlei. Letztlich muss der Hörer entscheiden, was für ihn an Weihnachten erlaubt und genehm ist.

Anspieltipps

Frosty the Snowman

Happy People

Blue Christmas

Snow in Lover's Lane

I've Got My Love to Keep Me Warm

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TomGaebel.com

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