Clare Bowen
Wenn man mit einer musikalischen Fernsehserie Erfolg hat, dann liegt es nahe, die Schauspielkarriere auch an eine musikalische Karriere zu koppeln. Clare Bowen ist nach ihren Erfolgen in "Nashville" nun genau diesen Weg gegangen und bringt ihr erstes Album auf den Markt, welches von den "Nashville"-Fans mit Vorfreude erwartet wird. Die zugehörige Tour war ruckzuck ausgebucht.
Clare Bowen hat an fast allen Songs ihres Debütalbums gemeinsam mit ihrem Mann Brandon Robert Young mitgewirkt. Einzig "Grace Of God And You" am Ende des Albums entzieht sich ihrem Einfluss. Ich mag es sehr, wenn man Musik nicht nur singt, sondern auch wirklich macht. Das ist gleich vorab also schon mal ein großes Plus, denn so sind die Texte auch ehrlich, verknüpft mit eigenen Erfahrungen und das passt zu einer Künstlerin, die man kennen und lieben lernte, weil sie die Emotionen einer Scarlett O'Connor aus "Nashville" so wunderbar mit Musik zur Geltung brachte. Diese Authentizität nimmt man ihr auf dem Debütalbum ab. Trotzdem ist ihre Rolle auch ein kleines Handycap.
Der Auftakt "Let It Rain" handelt von der Dankbarkeit für die Lektionen des Lebens. Damit ist es ein sehr positiver Einstieg, der durchaus ins Ohr geht. "Doors & Corridors" macht mit dieser Grundstimmung gleich weiter, auch wenn der Kontext eher schwer wiegt. Clare erzählt von ihrer Kindheit, die sie viel im Krankenhaus verbracht hatte, sodass sie nicht in die Schule gehen konnte. Ihre Eltern haben sie ihr die Zeit aber unvergesslich schön gestaltet. "I keep turning pages in my mind", "If I could change a thing, I wouldn't", eigentlich kann man seinen Eltern nichts Schöneres sagen. Auch dieser Song hat Ohrwurmzüge und erinnert mit den Countryklängen auch irgendwie direkt an "Nashville", wobei das eigentlich die größte Schwäche des Albums ist. Es fällt schwer, Clare Bowen von Scarlett O'Connor zu trennen. Durch die Serie ist man mit ihren Songs emotional viel stärker verbunden. Das fehlt einem natürlich bei dem Album, auch wenn es noch so persönlich ist. Man kennt Scarlett eben besser als Clare.
So dudelt "Tide Rolls In" so dahin und verwundert eher mit dem rockigen Ende, das irgendwie aufgesetzt wirkt, weil die immer gleichen Zeilen schlecht immer gleich gesunden werden können. Da überzeugt mich "Aves’ Song" schon wieder mehr, weil es wieder mit einer Leichtigkeit davon erzählt, wie man über Freundschaft wieder zu Lebensfreude finden kann. "All The Beds I’ve Made" hat sich schnell zu meinem Favouriten auf dem Album herauskristallisiert. Es handelt von den Umwegen der Liebe, die auch Calore mit ihrem Mann gehen musste, bevor sie zueinander gefunden haben. Clares zarte Stimme kommt in diesem Duett ganz wunderbar zur Geltung und wird von der Stimme ihres Mannes wunderbar eingerahmt. Man hört diese Verletzlichkeit und die Liebe heraus. Sofort fühlt man sich an Duette mit Sam Palladio erinnert. Irgendwie hat Clare Bowen auch einfach eine wunderbare Duettstimme.
"Lullabye" ist aus dem Bewusstsein entstanden, dass es Menschen gibt, denen es viel schlechter geht als einem selbst. Die Idee, durch den Song auf mehr Empathie bei den Menschen zu hoffen, ist schön, aber sowohl inhaltlich als auch melodisch fehlt mir die Besonderheit bei dem Song. "Sweet William" ist ursprünglich ein alter englischer Folksong. Er ist sehr einfach gehalten, hat ganz wenig Begleitung und si kommt Bowens Stimme gut zur Geltung. Für das Album selbst wirkt es aber eher wie Füllmaterial. "Lijah & The Shadow" handelt von der Verbundenheit zu einem Pferd und dem Überwinden einer schweren Zeit. Auch dieser Song hat was beschwingt Positives, aber mit dem Forschreiten des Albums kommt man auch nicht umhin, ein Gefühl von Redundanz zu bekommen. Irgendwie sind es doch zu oft schwere Zeiten, aus denen man gestärkt hervor geht. Das Leben ist natürlich oft so, aber etwas mehr Abwechslung hat sowohl das Leben als bestimmt auch die künstlerische Kreativität von Bowen zu bieten.
"Little By Little" leitet dann gewissermaßen schon das Ende des Albums ein und gehört zu den bereits vor der Albumveröffentlichung ausgekoppelten Songs. Der Song ist den Menschen gewidmet, die von der Tragödie in Manchester 2017 betroffen waren. Auch hier ist die berechtigte Message, dass man mit kleinen Schritten etwas bewirken kann und man Tiefpunkte überwinden kann. So schön er mir inhaltlich gefällt, so sehr missfällt mir die schier endlose Wiederholung des Refrains, auch wenn das im Kontext musikalisch so Sinn macht. "Grace Of God And You" ist auch eine wunderbare Ballade, ohne aber das gewisse Etwas zu haben, was dazu führen würde, dass man den Song ganz bewusst hören würde. Wenn ich den Song mit einem Wort beschreiben müsste, dann fällt mir leider nur "nett" ein, und irgendwie geht es einem bei vielen der Songs so. Auch der Abschluss "Warrior" macht da keine Ausnahme, auch wenn die Ode für alle, die mit Krankenheiten zu kämpfen hatten, wieder sehr schön gedacht ist und aus Bowens eigener Vergangenheit herrührt.
Was bleibt also am Ende das Albums? Clare Bowen präsentiert uns elf grundehrliche, überwiegend positive, aufbauende Songs, die sich alle hören lassen können, aber auch nicht so sehr ins Ohr gehen, dass man sie nicht mehr aus dem Kopf kriegen würde. Dabei ist es schwer zu sagen, ob ihr die Rolle der Scarlett O'Connor hilft oder doch eher im Wege steht, weil man in ihrer Stimme auch immer diese Rolle sieht und man zwangsläufig alles mit den Songs der Serie vergleichen will. Daran kommt das Album aber nicht heran.
Fazit: Clare Bowen versteht ihr Handwerk und kann vor allem inhaltlich überzeugen. Irgendwie wiegt aber alles in Summe zu schwer, ist zu redundant und musikalisch nicht besonders genug. Das Album ist es wert, gehört zu werden, wenn ich mich aber entscheiden müsste, würde ich immer lieber zu CD greifen, auf der sich ihre Nashville-Songs befinden.
Anspieltipps
All The Beds I've Made
Let It Rain
Tracks
1. | Let It Rain | |||
2. | Doors & Corridors | |||
3. | Tide Rolls In | |||
4. | Aves' Song | |||
5. | All The Beds I've Made | |||
6. | Lullabye | |||
7. | Sweet William | |||
8. | Lijah & The Shadow | |||
9. | Little by Little | |||
10. | Grace Of God & You | |||
11. | Warrior |
Emil Groth - myFanbase
26.04.2018
Diskussion zu dieser CD
Weitere Informationen
Veröffentlichungsdatum (DE): 27.04.2018Genre: Singer-Songwriter, Folk & Country
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