Das Konzertjahr 2012
Bester Konzertmoment
Stephanie Stummer meint:
#1 Tame Impala (Fluc_Wanne, Wien, 25.10.)
Als Zugabe spielen die Psychedelic-Rocker ihre aktuelle Single "Elephant" und verwandeln das stampfende Prog-Stück in eine epische, flirrende Jam-Session, die alle in einen Trancezustand versetzt: gesenkte Köpfe, geschlossene Augen, seliges Grinsen, wohin man nur sieht.
#2 Dum Dum Girls (Posthof, Linz, 12.9.)
Die vermutlich zur Zeit schönste und stylischste aller Frauenbands beweist auch auf der Bühne ihre Vorliebe für Inszenierung: Die Hauruck-Surfpunk-Nummern werden nicht einfach heruntergespielt, sondern immer wieder durch beinahe so etwas wie Choreographie ergänzt. Und wenn es vielleicht nur darum geht, dass sich zu Beginn von "Bedroom Eyes" alle Dum Dum Girls gleichzeitig zum Publikum drehen – vor allem mit ihrer bandeigenen "Uniform" macht das dann gleich optisch einiges her.
#3 Marc Ribot (Schlachthof, Wels, 26.3.)
Mit seinem aktuellen Projekt "Really the Blues" war Avantgarde-Gitarrist Marc Ribot im März in Wels zu Gast – und auch als Nicht-Blues-Kenner machte es irrsinnigen Spaß zu beobachten, wie Ribot und seine Gastmusiker einander häppchenweise Sounds hinwarfen, die sie dann mit schlafwandlerischer Sicherheit zu einer ausgewachsenen Jam-Session ausbauten, um nach Minuten und über Umwege schließlich wieder zum Thema des eigentlichen Stücks zurückzukehren.
Maria Gruber meint:
© myFanbase/Maria Gruber
#1 Rich Aucoin (Société Des Arts Technologiques, Montreal, 14.1.)
Plötzlich stand er neben mir, sprang in die Höhe und legte einen Arm um mich. Die Menge folgte Richs Beispiel, jeder schlang einen Arm um den anderen, ein innerer Zirkel formierte sich, darum noch ein Kreis und noch ein Kreis. Und Rich sang und sprang und sprang und sprang. Und ich sprang und sang mit, während das Tanzvolk die Liedzeile "We won't leave it all in our heads" aus dem großartigen Song "It" mit Rich grölte. Definitiv ein Moment, der mir in der Erinnerung wie eine Zeitlupenaufnahme geblieben ist.
#2 House of Trees (Die Schreinerei, München, 21.7.)
House of Trees sind ein kleines, aber feines schwedisches Duo bestehend aus Rob Coe und Djamila Skoglund Voss, einem unglaublich sympathischen musikalischen Paar, das an jenem verregneten Sommerabend ein herrliches Hauskonzert spielte. Der Veranstalter hatte die Besucher im Vorfeld darum gebeten, sich den Refrain des Songs "Find Me a Car" einzuprägen, um die Band damit zu überraschen, dass alle mitsingen können. Sobald House of Trees den Song und schließlich den Chorus spielten, stimmte das Publikum begeistert mit ein und brachte Sängerin Djamila damit völlig aus dem Konzept. Die Schwedin konnte überhaupt nicht fassen, dass die Menge ihren Song mitträllern konnte und brach vor lauter Überraschung und Rührung fast in Tränen aus. Absolut liebenswert.
#3 Jamaram (Backstage, München, 19.10.)
Seit über zehn Jahren machen die Jungs von Jamaram nun schon bayerisch angehauchten Reggae-Funk-Blues, doch ihr Alter (Zitat Tom Lugo: "Wir sind alt geworden!") merkt man ihnen gar nicht an, im Gegenteil: Die Routiniertheit, die sagenhafte Energie und die übersprudelnde Freude, die die Formation auch noch nach vielen gemeinsamen Jahren hat, machen jedes Konzert von ihnen zu einer höchst spaßigen Angelegenheit. Ganz besonders toll war die gemeinsame Tanz- und Singeinlage zu "I'm a green leaf", bei der das gesamte Publikum mit den Jungs den Green-Leaf-Dance aufführen durfte und man irgendwann aus dem Strahlen und Kichern nicht mehr rauskam.
Simone Bauer meint:
#1 Boots Electric (Backstage Werk, München, 22.3.)
Zugegeben, es ist vermutlich etwas anderes, Jesse Hughes dabei zuzuhören, wie er von der Bühne des Münchner Backstage Werks aus ständig einem Mädchen Komplimente macht und ihr schließlich "Cherry Cola" widmet, und dieses Mädchen tatsächlich zu sein. Aber ich bin dieses Mädchen nun mal.
#2 Kraftklub (Tonhalle, München, 12.10.)
Den Jungs von Kraftklub fliegt ja schon viel zu. BHs, Herzen, Schuhe, Musikpreise... und Geldbeutel? So geschehen in einer regnerischen Oktobernacht in München. Sänger Felix machte sich einen großen Spaß daraus, die Namen auf den Personalausweisen vorzulesen und die Geldbeutel zurück an ihre Besitzer zu geben.
#3 Gisbert zu Knyphausen (Muffathalle, München, 8.2.) Als Gisbert zu Knyphausen "Kräne" anstimmt, ist es vollends um einen geschehen. Sicher, vorher konnte man auf sein Leben und die Welt schimpfen, der Melancholie frönen oder der unendlichen Liebe. Doch es ist schließlich dieser mächtige Song, der einen in seinen Manifesten erschüttert. Mal abgesehen vom schlechten Gesang der beiden betrunkenen Weibern neben einem.
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