Alben des Jahres
Album des Jahres
Stephanie Stummer meint:
#1 Beach House - Bloom
Der Hype um "Teen Dream" war 2010 völlig an mir vorbeigegangen, auch "Bloom" legte ich ohne jede Erwartungshaltung und ohne großes Interesse auf – um schließlich mit einer Platte konfrontiert zu werden, die nicht nur mein Album des Jahres werden würde, sondern vermutlich auch getrost zu meinen berühmt-berüchtigten 20 Platten für die Insel gezählt werden kann. Elegante, leicht melancholische Songs der Marke "Dream Pop", die stets so stark berühren, als würde man sie gerade zum ersten Mal hören. Kaum in Worte zu fassen.
#2 Japandroids – Celebration Rock
Zwischen Noise- und Punkrock schreiben die Kanadier Hymnen zum Sich-unsterblich-Fühlen, Fäuste-und-Biergläser-in-die-Luft-Recken und schlicht und einfach Auf-den-Putz-Hauen. Ohne irgendwelche Schwächen oder nur einen Ton zu viel steht "Celebration Rock" scheinbar mühelos für die wahrhaftigste, coolste Rockmusik, die 2012 zu bieten hatte. | zur Hörprobe in der Videogalerie
#3 Yeasayer – Fragrant World
Sie haben es schon wieder getan – Yeasayer haben dieses Jahr schon wieder eine völlig unverschämte Platte veröffentlicht. Als wären wir nicht lange genug süchtig nach den irrwitzigen Rhythmen von "Odd Blood" gewesen – "Fragrant World" braucht vielleicht ein paar Durchläufe mehr als sein Vorgänger, steht ihm dann aber in Sachen Verrücktheit und Brillanz in nichts nach. Mit Songs wie "Reagan's Skeleton" und "Henrietta" beweisen Yeasayer einmal mehr, dass sie mit ihrer intelligenten, aus den überraschendsten Einflüssen bestehenden Popmusik in einer Liga für sich spielen. | zur Hörprobe in der Videogalerie
#4 The XX – Coexist
Die Erwartungen waren immens hoch nach ihrem allseits bejubelten Debüt – ohne sich davon aus der Ruhe bringen zu lassen, haben The XX ein Album nachgelegt, an dem es wieder genau gar nichts zu meckern gibt: Noch reduzierter und kühler als auf "XX", gehen die Songs seltsamerweise noch mehr unter die Haut. Mit bewundernswerter Selbstsicherheit haben die jungen Briten ohne großes Trara ihren ganz eigenen, unverkennbaren Stil entwickelt. | zur Hörprobe in der Videogalerie
#5 Grizzly Bear - Shields
Noch so eine Band, die "angekommen" ist, wie man so schön schmalzig sagt: Lange Zeit als Geheimtipp gehandelt, haben Grizzly Bear nun ihren Stil perfektioniert. Ed Droste singt wie ein junger Gott, während die restliche Band ein feines, sanft pochendes Netz aus Melodien um ihn spannt, die schöner, vielleicht besinnlicher nicht sein könnten. | zur Hörprobe in der Videogalerie
Maria Gruber meint:
#1 Edward Sharpe & the Magnetic Zeros – Here
Es ist absolut umwerfend, was Alex Ebert, Jane Castrinos und Co. auf diesem zweiten Album fabriziert haben – vor allem, wenn man die enttäuschende Durchschnittlichkeit des Debütalbums bedenkt, auf dem nur die Hymne "Home" wirklich herausragend war. Aber "Here" schafft all das, was "Up From Below" nicht konnte: es begeistert, es reißt mit, es inspiriert, es haut einen immer wieder um. Die Band vollbringt mit diesem Follow-Up ein meisterhaftes Album mit authentischem, entfesseltem Americana-Folk, das endlich die hohen Erwartungen erfüllt, die man an diese Formation seit "Home" zweifellos stellen durfte.
#2 Mumford & Sons – Babel
Schon bei der Bekanntgabe des Veröffentlichungstermins war eigentlich klar, dass dieses Album eines der Top-Alben des Jahres wird. Alles andere ist bei Mumford & Sons einfach nicht möglich. "Babel" steht seinem Vorgänger "Sigh No More" in nichts nach und macht rückwirkend die endlosen drei Jahre Wartezeit auf neues Material der Engländer wieder völlig wett. Die dichterische Imagination der Texte scheint noch tiefer geworden zu sein, der Sound noch satter, die Energie noch größer. Ein Song übertrifft hier den anderen – ein Meisterwerk. | zur Hörprobe in der Videogalerie
#3 The Tallest Man on Earth – There's No Leaving Now
Für mich kann Kristian Matsson einfach nichts falsch machen. Sein nunmehr drittes Album nach den zwei großartigen Platten "Shallow Grave" und "The Wild Hunt" ist mal wieder Folk vom Allerallerfeinsten mit zehn fantastischen Songs voller Wehmut, Melancholie, aber vor allem viel Lebensfreude. Ja, teilweise wirkt der sonst so bedrückt-düstere Matsson nahezu fröhlich und beschwingt – eine Folge seiner Heirat mit Amanda Bergman? | zur Hörprobe in der Videogalerie
#4 Julia Stone – By the Horns / Angus Stone – Broken Brights
Nach zwei gemeinsamen Studioalben entschloss sich das Geschwisterduo Angus & Julia Stone, vorerst getrennte Wege zu gehen, um den eigenen Soloambitionen freien Lauf zu lassen. So kam es, dass sowohl Julia als auch Angus dieses Jahr ein neues Soloalbum herausbrachten – und beide Alben sind einfach so toll, dass man unmöglich dem einen oder dem anderen Vorzug geben könnte. "By the Horns" ist ein intimer Einblick in Julia Stones Gefühlswelt, unwahrscheinlich einfühlsamer und schöner Blues-Pop, während Angus' "Broken Brights" mehr in Richtung Folk-Pop geht, ganz klassisch mit Gitarre, hier und da ein bisschen Fiddle. Zwei Alben, die man unbedingt daheim haben muss und die die Vorfreude auf eine hoffentlich baldige musikalische Reunion der Geschwister unermesslich werden lassen. | zur Hörprobe von Julia Stone | zur Hörprobe von Angus Stone
#5 Fanfarlo – Rooms Filled With Light
Viele waren von dem Stilwechsel, den Fanfarlo mit "Rooms Filled With Light" riskierte, nicht so begeistert. Für mich ist dieses Album hingegen die logische Konsequenz und Weiterentwicklung für Simon Balthazar und Co. Die starken Rhythmen, die tiefsinnigen Textzeilen, die gelungene Komposition von Electrosounds und traditionellen Bandelementen, all das passt einfach zusammen. Nicht zu vergessen solch große Songs wie "Feathers", "Replicate", "Shiny Things" oder "A Flood". | zur Hörprobe in der Videogalerie
Micha S. meint:
#1 Emeli Sandé - Our Versions of Events
Meine letztjährigen Hoffnungen wurden erfüllt: Nicht nur "Heaven" ist ein Killertrack, sondern auch "Next to Me", "Read All About It (Pt. III)", "Daddy", und und und... Eine Debütplatte, die bereits eine Best-of ist – das ist selten. Emeli Sandé ist nicht nur Sängerin, sondern ebenso Songwriterin und als solche hat sie eine bemerkenswerte Fähigkeit zum Kreieren von vielseitigen Ohrwürmern. Reizend bedienen sie sich im R'n'B, Gospel und Soul ebenso wie im TripHop, Drum'n'Bass und Elektro, und laden mit Gefühl und Tiefgang sowohl zum Tanzen und Chillen als auch zum Träumen und Weinen ein.
#2 Jessie Ware – Devotion
Jessie Ware unterlegt ihren Soul mit elektronischen Soundcollagen und bedient sich stilistisch im Synthpop, UK Garage und UK Funky. Ihre clubtauglichen Werke lassen dabei Wärme und Tiefe nicht vermissen, sondern klingen nach jazzig-relaxter Verführung. Indem sie sich fernab vom Mainstream bewegt und doch Modernes und Erfrischend-Neues schafft, indem sie auf Schnickschnack und Pomp verzichtet und dennoch die Aufmerksamkeit auf ihre Musik zieht, liefert sie mit "Devotion" genau das Material, das nicht nur heute Maßstäbe setzt, sondern auch in zehn oder zwanzig Jahren noch hörbar, angenehm und interessant sein wird. | zur Hörprobe in der Videogalerie
#3 Caligola - Back to Earth
Das Jahrzehnt der 70er vernimmt man deutlich den musikalischen Ergebnissen des Künstlerkollektivs. Die damaligen Soul-Combos und Discogrößen hört man genauso raus wie damalige Rockröhren und Jazz-Legenden. Der Crossover in die Postmoderne vollzieht das mysteriöse Projekt um die Mando-Diao-Doppelspitze Björn Dixgård und Gustaf Norén mit unheimlich viel Drive und Freude am Spiel, ist vielseitig und dennoch rund, experimentell und dennoch eingängig.
#4 Alex Clare - The Lateness of the Hour
Alex Clare schafft einen musikalischen Spagat, der in der Theorie nicht so einfach klingt: Den zwischen Liedermachertum und Clubtauglichkeit. Er schreibt wie ein sensibler Songwriter, singt leidenschaftlich soulig und das über den ultratiefen Bassläufen und minimalistischen Elektrospielereien des Dubsteps. Durch den Einsatz von Live-Instrumenten klingt nicht nur sein Hit "Too Close" unheimlich dicht und intensiv.
#5 Joss Stone - The Soul Sessions Vol. 2
Das erste Nicht-Debüt in dieser Liste basiert auf einem solchen. Neun Jahre nach ihrem Erstling holte Joss Stone einige der damaligen Musiker zusammen mit neuen Kollegen für zwei Live-Sessions ins Studio. Heraus kam ein würdiges Sequel mit Neuinterpretationen von Titeln der 60er und 70ern, heraus kam höchste Soul-Kunst. Mit spürbarem Spaß, höchstem musikalischem Know-How und leidenschaftlicher Live-Energie wurde respektvoll alten Standards neues Leben eingehaucht und mit "The High Road" ein neues Highlight geschaffen. Stillsitzen kann man dabei genauso wenig wie die Volume runterdrehen.
Simone Bauer meint:
#1 Marina and the Diamonds – Electra Heart
Es ist einer dieser typischen Momente: Man bekommt ein Album, legt es ein und weiß, es wird das Album des Jahres. So geschehen beim zweiten Studioalbum von Marina and the Diamonds im Mai 2012. Mal abgesehen von der ganzen Ästhetik und dem Konzept – das alte Hollywood, die tragischen US-Stars – singt Marina von gescheiterten Beziehungen und gebrochenen Herzen. Der Soundtrack des Schmerzes ist manchmal tanzbar, manchmal aber eben genauso bitter und traurig, wie er sein soll. Ein großartiges Stück Musik von einer großartigen Frau.
#2 Olli Schulz - S.O.S. Save Olli Schulz
"Nee, nicht Olli Schulz, der zieht mich immer so runter." Sprach's und schon lag eine andere CD in der Autorotation. Klar, für "Spielerfrau" reicht er, aber ansonsten bitte "Erotik aus Deutschland". Doch Olli Schulz kann vor allem eines: Lieder machen, die einen berühren. Und das macht er seit Jahren. Da geht es um Sehnsüchte und verflossene Liebe, neu gefundene Sympathie und Hoffnung. Und das eignet sich durchaus für eine lange Autobahnfahrt. Man muss ihm einfach auch die Möglichkeit geben, nicht immer nur der Lustige zu sein. Oder: Man muss diese Emotionen bei sich selbst zulassen.
#3 P!nk – The Truth About Love
P!nks Wahrheit der Liebe ist anders als die von anderen Sängerinnen. So rappt sie im Titeltrack, dass die Liebe eben manchmal nach Mundgeruch oder Schweiß stinkt. So kämpft sie sich im Video zur zweiten Single "Try" durch alle Räume und gegen alle Wände. So holt sie sich Lily Rose (Allen) Cooper heran und Eminem und findet in der tieftraurigen Ballade "Just Give Me A Reason" Unterstützung in Nate Reuss. Und in "Beam Me Up" findet sie ihre eigene Wahrheit der Liebe in ihrem kleinen Töchterchen Willow. Weil jeder seine eigene Wahrheit finden muss, seine eigene Unterstützung – und seinen eigenen Kampf führen muss. | zur Hörprobe in der Videogalerie
#4 Taylor Swift – Red
Taylor Swift hat ein unglaubliches Album geschaffen – eins über die Liebe und zwar die Art, die rot ist. Sehr schön, dass man in diesem Zusammenhang gerne alle ihre prominenten Ex-Lover (oder angedichteten Affären) aufzählt, doch sie hat es selbst in einem Interview kürzlich ganz schön in Worte gefasst: Sie lerne ja keine Typen kennen und denke sich im selben Moment, super, mit uns wird es tragisch enden und ich schreibe dann ein Album darüber, das Teeniegirls dann in ihrem Schlafzimmer rauf und runter singen. Nun, dennoch ist genau das mit "Red" passiert. Und man singt es gerne rauf und runter: "The Lucky One", "Starlight", "Stay" und all die anderen, tollen Songs. | zur Hörprobe in der Videogalerie
#5 Get Well Soon - The Scarlet Beast O' Seven Heads
Konstantin Gropper legt deswegen ein großartiges neues Album hin, weil er sich gar nicht so ernst nimmt, wie man immer meint. Musikhören hat ja doch oft etwas mit falschen Eindrücken zu tun, mit Beeinflussungen von außen. Denn nimmt man einfach seine Vorstellung bei "Roche & Böhmermann" – und seine Trinkfestigkeit -, dann fällt jegliches Klischeedenken von einem ab und dann kann man "The Scarlet Beast O' Seven Heads" einfach genießen. | zur Hörprobe in der Videogalerie
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