Eels

Eels im Orpheum, Graz

Ein paar Gründe, warum man bei einem komischen Kauz wie Mark Oliver Everett zum Fangirl mutiert? Weil er der Einzige ist, der auf seinen Konzerten potthässliche Unterhosen am Merchandise-Stand verkauft: pink, unisex, hinten mit "Eels" beschriftet und vorne mit einem Hundekopf bedruckt. Weil er es schafft, Bücher zu schreiben, die einen eine Stunde nach dem Lesen noch wie beduselt dasitzen lassen, während er bei seinen Konzerten mit seiner Band komplett im Adidas-Trainingsanzug-Partnerlook auftritt, in der Brise der Windmaschine ironisch perfekt einstudierte Gags zum Besten gibt – und dennoch kein bisschen an Glaubwürdigkeit verliert.

Foto: Eels, 2013 - Copyright: Eels
Eels, 2013
© Eels

Während die erste Vorband "Puddles Pity Party" später tatsächlich zu Clowns degradiert wird, und Nicole Atkins, der zweite Act des Abends, nur mit Gitarre und atemberaubender Stimme wirklich enormen Eindruck hinterlässt, ist E diesen Abend weniger Musiker als vielmehr: Entertainer, Schauspieler, Clown.

Es verwundert einen, wie sehr man das in Ordnung findet – da man aber auch den tiefgründigen, sentimentalen E der Jahre zuvor kennt, ist man ihm und auch sich selbst den Spaß an diesem Klamauk durchaus vergönnt; besonders, da die Gags und Posen so frisch rüberkommen, als wären sie der Band soeben spontan eingefallen und nicht der fixe Bestandteil einer jeden Show.

Die Eels konzentrieren sich ohnehin auf die neueren, lockeren Werke ihres Schaffens – allen voran natürlich das aktuelle "Wonderful, Glorious" und das haarige "Hombre Lobo" aus dem Jahr 2009. Der "Pöbelrock" dieser Platten ist wie geschaffen dafür, ordentlich Stimmung in den Saal zu bringen – so legen die Eels erwartungsgemäß gleich mit "Bombs Away" los, nachdem sie sich in den oben beschriebenen Adidas-Trainingsanzügen, dazu passenden, gestreiften Turnschuhen und mit Sonnenbrillen auf der Bühne platziert haben. Ein Dresscode, der übrigens selbst für die Bühnentechniker gilt.

Glänzend gelaunt lässt E einen Kracher nach dem anderen auf das Publikum los – wie viele es auf dem letzten Album tatsächlich waren, wird einem erst live so richtig bewusst. Dazwischen brüllt er regelrecht seine Anweisungen ins Mikro, lässt sich ständig von seinen Bandkollegen umarmen, zählt gemeinsam mit Publikum und Band einen Countdown herunter, an dessen Ende er bloß die Gitarre in die Luft reckt und sonst gar nichts passiert.

Spätestens als er mit Gitarrist The Chet ihr "Bühnengelübde" aufgrund ihres 10-jährigen gemeinsamen Bühnenjubiläums erneuert, ein anderer als Priester fungiert und der Drummer ein Ständchen für die beiden singt, weiß man, dass hier nichts dem Zufall überlassen wird und alles minutiös einstudiert ist – und dennoch amüsiert man sich prächtig über diese verrückten Männer in ihren Trainingsanzügen.

Dass es auch ernster und nicht gespielt-gefühlvoll geht, beweisen die wunderschönen Darbietungen einiger Balladen: "In My Dreams", "On the Ropes" und "The Turnaround" werden gerade deshalb zu Highlights des Abends, weil die Band weiß, wann sie sich zurücknehmen muss, da die Songs für sich selbst stehen müssen.

Auf älteres Material greift E auch in der zweiten Hälfte des Konzertes kaum zurück, stattdessen covert er nach Fleetwood Mac auch noch die Small Faces, bevor er am Ende der ersten Zugabe schließlich die Klassiker "My Beloved Monster" und den "Beautiful Blues" auf irrwitzigste Weise zu einem Song zusammenmischt.

Der beste Moment folgt, als bereits zwei Zugaben vorüber sind, das Licht an und die Leute schon im Begriff sind, zu gehen – bis plötzlich wie aus dem Nichts "Stick Together" ertönt und das gesamte Orpheum noch einmal in ein Tollhaus verwandelt. Im wahrsten Sinne des Wortes: Passenderweise toben von der ersten Vorband ein Mädchen mit einer Affenmaske und ein weißgeschminkter, weißgekleideter Clown um die Band, fuchteln mit einem Pappschild vor E's Nase herum, bis der weiße Clown ihm seine Gitarre stiehlt, das Solo zu Ende spielt und die restliche Band das Publikum einstimmig auffordert: "Go home!" – einer Bitte, der man nach so einem ausgelassenen Abend nur äußerst ungern nachkommt.

Setlist

Bombs Away / Kinda Fuzzy / Open My Present/ Oh Well / Tremendous Dynamite / In My Dreams / On the Ropes / Peach Blossom / Prizefighter / The Turnaround / New Alphabet / Fresh Feeling / The Sound of Fear / Wind Beneath My Wings / Go Knuckles! / Itchycoo Park / Souljacker, Part I / Wonderful, Glorious

Zugabe 1: I'm Your Brave Little Soldier / My Beloved Monster & Mr. E's Beautiful Blues

Zugabe 2: Fresh Blood

Zugabe 3: Stick Together

Artistpage

EelsTheBand.com

Stephanie Stummer - myFanbase
11.05.2013

Diskussion zu diesem Konzert