Goodbye Wonderland - And They Lived...
Der Rückblick von Charleen

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"Alice im Wunderland" gehört in seiner Vielzahl von Verfilmungen und Varianten mit zu meinen Lieblingsgeschichten und so stand für mich gleich fest, dass ich "Once Upon a Time in Wonderland" anschauen werde. Eine Entscheidung, die ich trotz einiger Höhen und Tiefen nicht bereue.

Highlights

Klares Highlight ist und bleibt – wie vermutlich wenig überraschend - Michael Socha als Herzbube, der einfach all den anderen Darstellern die Show stahl. Beinahe endlos ist die Liste an Sprüchen, welche die Autoren dem Herzbuben in den Mund legten und damit charmanten Witz in Serie brachten. Besonders in Erinnerung bleibt neben dem oft gebrauchten "Bloody Hell!", vor allem "Excuse me, Mr. Grendel?" und die kleinen Anspielungen auf unsere Welt, wie beispielsweise die Glücksbärchis. Auch Sophie Lowe profitierte von diesem Schauspielpartner, denn die Chemie zwischen den beiden war so gut, dass die Freundschaft zwischen Will und Alice einen großen Teil der Handlung tragen konnte.

Auch wenn die Autoren an bekannten Mustern – wie mehr oder weniger überraschenden Verwandtschaftsverhältnissen – festhielten, erweckten sie das Wunderland phantastisch mit skurrilen Einfällen zum Leben. Wie durch den Marshmallow-Teich samt fliegenden Libellen, deren englische Bezeichnung Dragonfly ihr Aussehen bestimmt. Eine ähnliche Wortspielerei liegt dem Dandelion zugrunde, der sich als Löwe geformter Busch mit Butterblumen herausstellt. Ebenso einmalig ist ein Wäscheständer, der auch im Wald unterwegs ist, die fliegenden Origamivögel, welche Nachrichten überbringen oder die angepasste Legende über Wunschknochen. Wer solche Kleinigkeiten mag, dem ist sicherlich auch aufgefallen, dass jedes Intro ein zusätzliches Detail beinhaltet, welches mit der Episode zu tun hat.

Charaktere

Wer die Antagonisten aus "Once Upon a Time" kennt, dem fällt es vermutlich ebenfalls schwer mit Jafar und der Roten Königin warmzuwerden. Beide wirkten auf mich wie Charaktere, die erschaffen wurden, damit es zu Trennung von Alice und Cyrus kommt, aber keine wirkliche Gefahr für die Helden darstellen. Während die Rote Königin wieder zu Anastasia wurde und doch noch Pluspunkte bei mir sammeln konnte, blieb Jafar trotz seiner doch traurigen Hintergrundgeschichte sehr eindimensional. Naveen Andrews konnte mich leider nur in #1.06 Who's Alice als angeblicher englischer Gentleman überzeugen.

Gern hätte ich mehr von der Grinsekatze gesehen, da jene zu meinen Lieblingswunderlandfiguren gehört, doch es blieb bei einem einzigen Auftritt in der Pilot-Episode. Da der Fokus in den ersten Episoden stark auf Alice und ihrer Suche nach Cyrus lag, bevor nach der Wiedervereinigung den Kampf gegen Jafar im Mittelpunkt stand, blieben die meisten Nebencharaktere bedauerlicherweise sehr blass. Anders sah dies schon mit dem Jabberwocky aus, bei welcher sich die Serienmacher entschieden auf eine Animation zu verzichten und stattdessen die Australierin Peta Sergeant verpflichteten. Jene schlüpfte in die animalische Rolle und schaffte es den Jabberwocky als furchteinflößende Kreatur darzustellen, welche trotz Andersartigkeit spätestens dann sympathisch wirkt, als sie sagt: "Nobody's born a monster. We're made. A product of a cruel world, filled with cruel people." Gern hätte ich mehr von diesem Nebencharakter erfahren, doch leider wurde ihr innerhalb weniger Minuten ein unrühmliches Ende zuteil, da sie scheinbar als eine unerledigte Aufgabe galt, die bis zum Finale beseitigt werden musste.

Sonstiges

Wie auch in der Mutterserie gibt es in allen - bis auf zwei Episoden - Rückblenden, allerdings erzählen jene keinen kompletten zweiten Handlungsstrang, sondern dienen eher dazu dem Zuschauer verschiedene Hintergrundgeschichten zu zeigen. Besonders gefallen hat mir dabei Wills Vergangenheit und die Geschichte, wie er und Alice sich kennengelernt haben. Ein wenig bedauere ich, dass nicht zumindest noch ein paar Abenteuer von Alice und Cyrus gezeigt wurden, da ich dann vielleicht schon früher mit diesem Paar mitgefiebert hätte.

Durch Wills Wohnung in Storybrooke und Jefferson – welchen ich wirklich gern zumindest einmal kurz gesehen hätte – bestand die Möglichkeit für weitere Crossover, welche glücklicherweise genutzt wurde. Der Besuch von Alice und Cyrus in Storybrooke war einfach nur herrlich anzuschauen, nur das er viel zu schnell vorbei ging. Gern hätte ich da noch Interaktion mit anderen Einwohnern gehabt, aber zumindest schlüpfte Barbara Hershey in #1.11 Heart of the Matter noch einmal in die Rolle der Cora.

Finale

Zunächst war ich skeptisch, da ich nicht recht glauben konnte, dass die Autoren einen würdigen Abschluss für die Serie hinbekommen, schließlich fehlte noch der Showdown zwischen Gut und Böse. Trotz einiger offenen Fragen war ich doch zufrieden mit dem zuckersüßen Ende, denn nicht nur, dass Jafar seine wohlverdiente Strafe erhält, auch Alice und Cyrus heiraten im Kreis der Familie. Dort endlich kaufte ich ihnen die große Liebe ab und freute mich besonders, dass Will und Alice noch einen Moment miteinander teilen durften. Will kann ich mir als Weißen König nicht wirklich vorstellen, weil es dem abenteuerlustigen Burschen bestimmt schwer fällt diplomatisch mit anderen Würdenträgern zu verhandeln und nicht mal mehr Jafar da, ist um Untertanen bei Audienzen in Staub zu verwandeln. Doch es gibt sicherlich noch weitere Abenteuer für ihn, vielleicht sogar solche, welche wir mitverfolgen können.

Besonders positiv ist mir auch dieses kurze Gespräch zwischen Alice und dem Weißen Kaninchen in Erinnerung: "Many people have come and gone from Wonderland, but only the most special ones ever discover what it's truly about." - "Finding love?" - "Finding yourself." Jenes wirft noch einmal an neues Licht auf die erste Begegnung der beiden und erklärt für mich auch, warum das Kaninchen in den letzten Minuten die glückliche Familie beobachtet. Der Kreis schließt sich damit, denn das Finale endet genau an dem Ort, wo die Serie begann.

Charleen Winter - myFanbase

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