Die enttäuschendsten Momente 2012/2013
#6.13 Die letzte Seite im Buch (Private Practice)

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Vor der Ausstrahlung der sechsten und letzten Staffel von "Private Practice" wurden immer mehr Details bekannt gegeben und man wusste, dass diese Staffel andere Richtungen ausprobieren wird. Das ist den Machern auch geglückt und wir haben viele emotionale Momente zu sehen bekommen, viele seltsame Momente, traurige Momente und auch schöne Momente. Doch je näher das Serienfinale rückte, umso gespannter war man, wie "Private Practice" denn enden würde. Und dass uns Shonda Rhimes dann tatsächlich im Finale den enttäuschendsten Moment präsentieren würde, lässt einen mit einem bitteren Nachgeschmack zurück und innerlich wird man darüber immer wütend sein.

"And then suddenly, here is this man and he becomes so familiar to you that one day you find yourself looking at him thinking I could love this person for the rest of my life."

Foto: Taye Diggs & Audra McDonald, Private Practice - Copyright: 2010 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.
Taye Diggs & Audra McDonald, Private Practice
© 2010 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.

Als Zuschauer wünscht man sich für ein Serienfinale, dass angefangene Handlungsstränge zu Ende gebracht und dass alle Charaktere glücklich werden. Man wünscht sich am Ende der Serie ein zufriedenstellendes Gefühl, dass einen die Serie in guter Erinnerung behalten lassen wird. Leider ist das Shonda Rhimes nicht gelungen. Sie hat einen ehemaligen Charakter zurückgeholt, was eigentlich nie eine schlechte Idee ist, außer dieser Charakter stiehlt den anderen Protagonisten die Show. Und genau das hat Naomi getan. Sie kehrt aus New York zur Hochzeit von Addison und Jake zurück und lässt sich auf eine gemeinsame Nacht mit Sam ein, der immer noch eine Beziehung mit Stephanie hat. Diese gemeinsame Nacht bringt schließlich den Stein ins Rollen. Naomi hat ein schlechtes Gewissen, Addison sieht plötzlich glasklar, dass Sam und Naomi zusammen gehören und ermutigt beide Charaktere dazu, ihrer Liebe eine Chance zu geben. Sie mischt sich ein, wie sie es immer getan hat. Doch das ist nicht mal der Punkt, der hier enttäuscht. Es sind letzten Endes die Entscheidungen, die Sam trifft. Addison öffnet ihm die Augen und so beendet er sofort seine Beziehung zu Stephanie. Er bricht ihr ein zweites Mal das Herz, wofür man ihm an die Gurgel gehen könnte. Doch das ist nicht alles, denn er reist nach New York, um Naomi ein Liebesgeständnis zu machen, für das man ihm noch mehr an die Gurgel gehen könnte. Er sagt Naomi, dass er sie liebt und sie die einzige Frau sei, die er jemals geliebt hat. Zudem freut er sich, dass er erneut Vater wird und spätestens hier fragt man sich als Zuschauer: Wo bin ich denn hier gelandet?

Ging es die letzten beiden Staffeln nicht darum, dass Addison und Sam alles versuchen, um eine normale Beziehung zu führen? Haben sie sich nicht gestritten und geliebt und großes Chaos veranstaltet, das einen in den Wahnsinn getrieben hat? Gab es nicht unzählige Situationen, in denen man die beiden in einen Raum sperren wollte, damit sie endlich ihre Probleme aus der Welt schaffen? War es nicht das Grundproblem der Beziehung, dass Sam nie wieder ein Baby haben wollte? Über zwei Jahre lang wollte man uns Zuschauern deutlich machen, dass diese beiden Charaktere zusammen gehören und trotz ihrer unterschiedlichen Ansichten das perfekte Liebespaar sind. Dass sie alle Hürden überstehen werden, weil sie sich lieben und zusammen auf ihre Weise gut funktionieren. Mit Sams Liebeserklärung im Serienfinale wurden diese letzten Jahre komplett zerstört. Plötzlich ist Naomi die Liebe seines Lebens und er hat sie immer geliebt. Addison spielt hier absolut keine Rolle mehr, weil sie mit Jake endlich ihren Mann gefunden hat. Doch im Gegensatz zu Sam haben wir bei Addison die gesamte Geschichte miterlebt. Wir haben gesehen, wie sie Jake kennengelernt hat, ihm immer mehr vertraut hat, ihn lieben gelernt hat. Ihr Happy End war sinnvoll und gut ausgearbeitet, während Sam zum Schluss niemanden hatte außer Stephanie, zu der man keinen wirklich Zugang gefunden hat. Somit blieb nur noch Naomi, damit er ebenfalls glücklich wird. Das macht keinen Sinn, vor allem nicht, wenn es in den letzten Minuten eines Serienfinales passiert. Das war ein voreiliger Moment, der keine richtige Story bekommen hat und den man am Ende einfach nicht abkaufen kann, ganz besonders nicht, wenn man die letzten Jahre miterlebt hat. Hier bleibt man unzufrieden zurück und ist nicht nur von Shonda Rhimes enttäuscht, sondern auch Sam und Addison, die uns soviel Nerven gekostet haben. All das hätte man uns ersparen können, wenn schließlich doch klar war, dass Sam und Naomi zusammen kommen. Als Fan dieser Serie, kann ich über Sams Liebeserklärung nicht hinweggekommen und werde immer mit einem enttäuschten Gefühl an das Finale dieser wirklich großartigen Serie zurückdenken.

Alex Olejnik - myFanbase

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