C'mon Son! - Abschied von "Psych"
Beste Hommage
Steve Franks hat eine klare Vorliebe für Filme und Serien der 70er und 80er Jahre. Immer wieder gelingt es ihm und seinem Team an Autoren, bekannte Gesichter der damaligen Zeit für eine Episode zu verpflichten. Am besten funktioniert "Psych" jedoch, wenn es sich Filme oder Serien aus dieser Epoche zur Brust nimmt und kräftig durch den Kakao zieht. Und das tut man mit einer Hingabe, die ihres gleichen sucht. Wir haben für euch die fünf interessantesten und am besten ausgearbeiteten Hommagen herausgesucht.
#3.15 Dienstag, der 17. - Freitag, der 13.
Eine blonde junge Frau sitzt in einer einsamen, dunklen Hütte und sieht einen Horrorfilm. Plötzlich hört sie ein Geräusch und sie begibt sich in die Küche, wo plötzlich das Telefon klingelt. Sie telefoniert kurz mit einer Freundin und wiegt sich dann in Sicherheit, als plötzlich eine vermummte Gestalt durch ein Fenster bricht und seine Arme um sie schlingt. Sie beginnt zu Schreien und die Szene blendet ab in den Titel "Dienstag, der 17." Ja genau, das ist ein typisches Teenie-Horrofilm-Opening. Nur, dass wir uns hier bei "Psych" befinden. Die nehmen sich am Ende der dritten Staffel die berühmten Slasherfilme um "Freitag der 13." und "Scream" zur Brust, wobei ersterer besonders im Fokus steht. Eine gute halbe Stunde lang tappt man von einer Anspielung zur nächsten – so eröffnet ein Kerl namens Jason ein altes Jugendcamp, in dem einst ein Mann verstorben ist. Als Shawn und Gus dort eintreffen, passieren seltsame Dinge, Menschen verschwinden und tauchen mit seltsamen Verletzungen nackt an einen Stuhl gefesselt wieder auf. Klassischer Schlitzerfilm, möchte man meinen, bis Shawn dahinter kommt, dass alles nur ein Scherz war, weil jemand ein Mördercamp für gruselwillige Gäste inszenieren wollte. Toller Twist, bis dann dann plötzlich ein echter Mörder sein Unwesens treibt... "Dienstag, der 17." ist eine wahrhaft herrliche Hommage an das Schlitzergenre mit unzähligen Anspielungen an die Klassiker "Freitag, der 13." und seinen ganzen Trash-Sequels, die so detailliert sind, dass man sich fragen muss, wie oft die Serienmacher die Filme wohl gesehen haben. | Melanie Wolff
#4.04 Der Teufel steckt im Detail… und in jungen Frauen - Der Exorzist
Die Episode ist ein Paradebeispiel für solch eine absolut gelungene Hommage. Shawn und Gus werden an ein College gerufen, an dem angeblich eine Studentin den Freitod gewählt haben soll. Dabei treffen sie auf Pater Westley, der jedoch eine ganz andere Theorie hat – angeblich war die Studentin besessen. Als Shawn und Gus sie Zuhause aufsuchen, treffen sie auf eine verstörte Mutter und schließlich auf die Studentin, die im berühmten "Spiderwalk" durch ihr Zimmer läuft und in fremden Zungen mit ihnen spricht (im Originalton übrigens in Deutsch!). Es wird ein Exorzismus durchgeführt, es fliegen allerhand Dinge durch die Gegend und die Stimmung ist mehr als gruselig. Wäre da nicht immer wieder die absolut geniale Reaktion der beiden Darsteller Dulé Hill und James Roday, man könnte wirklich glauben, man wäre in einer Neuauflage von "Der Exorzist". Dass sich das alles nur als inszenierter Schwindel herausstellt, ist eigentlich klar, doch bis es soweit kommt hat man höllisch viel Spaß mit einer mehr als gruseligen Episode. | Melanie Wolff
#5.12 Das Geheimnis von Dual Spires - Das Geheimnis von Twin Peaks
Die Episode #5.12 Dual Spires ist eine ganz wunderbar gelungene Liebeserklärung an die Kultserie schlechthin: "Twin Peaks" - was übersetzt in etwa dasselbe heißt wie "Dual Spires". David Lynchs bahnbrechendes Meisterwerk aus 1990 ließ sich in keine Schublade zwängen. Es wurden auf überaus detailverliebte Weise Elemente aus Horror, Mystery, Crime, Drama, Soap und nicht zuletzt auch Comedy verknüpft und als ähnlich munteres Genre-Mix bot "Psych" zum 20. "Twin Peaks"-Jubiläum die perfekte Plattform für eine mitreißende Hommage-Episode, die auch den eingefleischtesten "Twin Peaks"-Fan überzeugt und mit unzähligen Erinnerungsmomenten verwöhnt haben dürfte. Es galt, den Fall der jungen Wasserleiche Paula Merral - ein Anagramm von Laura Palmer - zu lösen, es gab Donuts in rauen Mengen, eine Eule, die nicht ist, was sie scheint, einen Greis mit Daumen hoch, Julee Cruise, und auch Ray Wise' Haare wurden wieder weiß! Und dies sind nur einige wenige Punkte dieser Episode, die randvoll mit herrlichen "Twin Peaks"-Schmankerln gefüllt ist. Das Wiedersehen der erstmalig vor der Kamera wiedervereinten "Twin Peaks"-Hauptdarsteller Sheryl Lee, Ray Wise, Sherilyn Fenn, Dana Ashbrook sowie einiger der unvergessenen Nebenfiguren wie der Log Lady beschrieb "Psych"-Lassie, Tim Omundson, als unheimlich schön, und das spürt auch der Zuschauer vor dem Bildschirm. | Nicole Oebel
#6.02 Hangover in Santa Barbara - Hangover
Der Film "Hangover" war ein Kassenschlager, vor allem aber beanspruchte er die Lachmuskeln der Zuschauer, etwas was die Hommage von "Psych" an den Film genauso gut fertigbrachte. So erinnert die Episode #6.02 Hangover in Santa Barbara zwar von der ersten bis zur letzten Minute an "Hangover", ohne jedoch eine genaue Kopie darzustellen und bewahrt so seine Eigenständigkeit, womit den Machern von "Psych" eine geniale Folge, die genauso wie der Film, die Lachmuskeln sehr beansprucht, gelungen ist. Im Gegensatz zum Film, in welchem nach einem Junggesellenabend der Bräutigam verloren gegangen ist, seine Freunde mit einem Blackout aufwachen und die Nacht rekonstruieren müssen, wachen in "Psych" die Männer nach einer durchzechten Nacht in Shawn und Gus' Büro auf und stellen fest, dass ein Mord stattgefunden hat und einer unter ihnen, Lassiter, scheint sofort verdächtig. Da sowohl im Film wie auch in der Serie die Männer ihre Taten der vergangenen Nacht rekonstruieren müssen und dort auf diverse unerwartete Vorkommnisse stoßen, wurde mit dem Haupthandlungsstrang die Verbindung zum Film geschaffen. Indem in der Serie aber weder eine Hochzeit noch eine fehlende Person, sondern ein Mord das ausschlaggebende Motiv für die Rekonstruierung der vergangenen Nacht ist, kann die Serie erstens ihre Eigenständigkeit bewahren und zweitens ihrem eigenen Thema (Vebrechensaufklärung) treu bleiben. Auch, dass Shawn derjenige ist, der trotz Blackout die einzelnen Vorkommnisse zu einem ganzen verbindet, ist das was "Psych" ausmacht und wird auch in dieser Folge nicht außen vor gelassen. Doch es ist grandios, wie immer wieder mit einzelne Szenen, Situationen oder Bemerkungen die Brücke zum Film geschlagen wird. Zum Beispiel mit Lassiters blauem Auge, das an den fehlenden Zahn von Stuart erinnert, Gus Bekanntschaft mit dem weiblichen Geschlecht, eine Anspielung auf Stuarts Hochzeit oder die Verwüstung des Donutsladen, die gleichzusetzen ist mit dem gestohlenen Tiger von Mike Tyson, sind nur einige dieser Szenen, welche diese Episode so grandios machen und somit ist den Autoren eine wirklich gelungene Hommage an den witzigen Film "Hangover" gelungen. | Maria Schoch
#7.05 100 Clues - Clue / Cluedo
Für die 100. Episode hat man sich bei "Psych" etwas ganz besonderes einfallen lassen, nämlich eine Hommage an den Film "Alle Mörder sind schon da". Kennt niemand? 1985 brachte Regisseur Jonathan Lynn einen Film in die Kinos, der auf dem beliebten Brettspiel "Cluedo" basierte. Genau, jenes Spiel, bei dem man Detektiv spielen kann und am Ende zielsicher ruft: "Es war der Butler, mit den Kerzenständer im Wohnzimmer". Für die Hommage an den Film, der im Original den Titel "Clue", also Hinweis, trägt, konnten etliche Schauspieler von damals gewonnen werden. Unter anderem schlüpften Christopher Lloyd, Lesley Ann Warren und Martin Mull in Rollen, die stark an die Charaktere des Films erinnern. Die Geschichte ist interessant konzipiert, denn plötzlich gibt es Tote, Shawn ermittelt in die abstrusesten Richtungen und kann am Ende einen Killer präsentieren, von dem man absolut überrascht ist. In den USA hatten die Zuschauer die Möglichkeit, während der Ausstrahlung für den wahrscheinlichsten Mörder abzustimmen. Dieser wurde dann dem Publikum präsentiert und je nachdem, ob man an Ost- oder Westküste lebte, gab es einen anderen Täter. Eine clevere Idee in einer Hommage an einen aberwitzigen Film, die mit Liebe zum Detail gedreht wurde und alten Gesichtern die Möglichkeit gibt, noch einmal in alte Rollen zu schlüpfen. Wirklich eine würdige 100. Episode. | Melanie Wolff
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