100 Questions - Review des Piloten
Wenn eine Serie für die neue Season auf die Midseason gelegt wird, ist das nicht unbedingt ein Zeichen für das Vertrauen, das der Sender in diese Show legt. Wenn ein Sender jedoch 13 bestellte Episoden auf sechs herunterkürzt und die Show auf das Ende der Season legt, wenn alle anderen Shows bereits in die Sommerpause gegangen sind, kann man eigentlich davon ausgehen, dass die Serie bereits tot ist. Eben das passierte mit "100 Questions" und nachdem ich den Piloten gesehen habe, kann ich auch einigermaßen verstehen, warum ...
Auf den ersten Blick hatte ich sofort starke Assoziationen mit "How I Met Your Mother". Eine Frau tritt in ein Vermittlungsbüro, das ihr den Seelenverwandten beschaffen will. Nach einem Heiratsantrag ist sie nun auf der Suche nach der großen Liebe. Im Gegensatz zu Ted Mosby ging der Heiratsantrag aber nicht zwischen seinen zwei besten Freunden vonstatten, sondern er ging an sie. Die gesamte Story rund um den Antrag ist völlig hirnrissig und auch nicht lustig. Charlotte, die Hauptfigur, wird von einem Antrag überrascht, den ihr ihr Freund bereits nach drei Monaten Beziehung macht, und am Ende ist sie die Dumme, weil sie abgelehnt und damit sein Herz gebrochen hat. Geht's eigentlich noch? Wenn man nicht vor laufenden Kameras bloßgestellt werden will, sollte man vielleicht nicht jemandem, den man kaum kennt, vor versammelter Öffentlichkeit einen Heiratsantrag machen.
Es ist daher auch nicht lustig, wie Charlotte praktisch vor Rick kriecht, dessen Ego stark angeschlagen ist, und es ist auch aus der Episode heraus nicht wirklich nachvollziehbar, warum das ihr Auslöser war, nach der großen Liebe zu suchen. Vielmehr wirkt die Hauptfigur durchgehend abwesend; während sie SMS verschickt, wirft sie mal eben ein paar clevere Sprüche in die Runde und bleibt sonst recht blass. Ich muss ja zugeben, dass ich durchaus eine Schwäche für britische Akzente habe, aber abgesehen von jenem besitzt diese Darstellerin einfach überhaupt keinen Charme.
Auch ansonsten gibt es Parallelen zum genannten "How I Met Your Mother". Neben dem nach der Liebe suchenden Hauptcharakter gibt es noch vier weitere Hauptcharaktere, die die Freunde der Protagonistin sind, zwei Frauen und zwei Männer. Zu guter Letzt spielt das Ganze auch noch in New York City. Da hören die Gemeinsamkeiten jedoch schon auf und schon beginnen diejenigen mit einer noch erfolgreicheren Sitcom: "Friends". Denn die beiden Männer erinnern doch schon sehr stark an Chandler und Joey. Auf dem ursprünglichen Castfoto hat der entsprechende Darsteller auch noch irgendwie eine an "Friends"-Poster erinnernde Chandler-Pose, so dass sich der Vergleich nahezu aufdrängt. Leider ist Mike (die Namen musste ich übrigens außer Charlottes komplett nachschlagen) jedoch nicht so lustig wie Chandler und Wayne nicht so charismatisch wie Joey und auch die beiden Frauen, Leslie und Jill, sind weit davon entfernt, Kultcharaktere wie Rachel, Monica und Phoebe zu werden. Über die beiden weiß man auch bisher recht wenig, außer dass Leslie noch ihrem Ex nachhängt und Jill keinerlei Ansprüche hat, was Männer angeht, und eigentlich jeden nimmt.
Dazu kommen noch unlustige Albino-Verarschen und "Herr der Ringe"-Anspielungen, die wohl nur der Cast lustig fand. Am Ende des Tages ist "100 Questions" ein billiger Abklatsch von "How I Met Your Mother" und "Friends", ohne jedoch die Vorzüge zu haben, die diese beiden Serien ausgemacht haben: Herz, Charme und Witz. Keiner der Charaktere interessiert mich und auch das Ende lässt nur auf zahlreiche Klischees hoffen, die dann sicher nicht mehr alle erfüllt werden, wenn die Serie nach ihren ersten sechs Episoden zu Ende geht. Denn dass das der Fall sein wird, daran habe ich kaum Zweifel.
Dazu kommt dann noch die Frage nach dem Konzept der Serie. Will man ernsthaft in jeder Folge nur eine Frage beantworten? Was sollen denn das für Fragen sein, die jedes Mal so eine Riesenstory nach sich ziehen? Und was soll dann nach den ersten 100 Folgen passieren? Ha, ha, kleiner Scherz, darüber brauchen wir uns natürlich keine Gedanken machen. Denn so weit wird es nicht kommen ... Spaß beiseite, es ist zwar nicht überaus wichtig, aber was mich auch noch nachdenklich gestimmt hat, wie wohl die Zeitlinie aussehen soll. Wie will man es geschickt hinbekommen, eine fortlaufende Story zu erzählen, wenn Charlotte bei jeder Frage eine beliebige Erzählung aus ihrer Vergangenheit darbietet. Damit kann man sich ja nur in wilde Unlogiken verstricken und das Chaos ist vorprogrammiert. Wirklich durchdacht wirkt das Konzept jedenfalls nicht.
Fazit
Manchmal wird man in der Sommerpause ganz traurig, wenn man sieht, wie viel versprechende Serien in den sicheren Tod geschickt werden, indem sie diesen miesen Sendeplatz bekommen. Manchmal. Doch warum dieser Serie diese unliebsame Ehre zuteil wurde, darüber braucht man sich nun wirklich nicht wundern. Alles wird noch schlimmer gemacht, indem man diesen grausigen Laugh-Track darüberlegt (wegen mir war es auch Publikum, es hört sich jedenfalls schrecklich an und sollte langsam mal ausgemistet werden). In der Vergangenheit hat NBC eigentlich immer ein recht gutes Händchen für Comedys bewiesen, aber "100 Questions" ist eher ein Rückschritt als etwas Neues, Innovatives. Trotzdem werde ich mir die Serie wohl anschauen. Denn es sind nur sechs Folgen und in der Sommerpause habe ich eh kaum Besseres zu tun bzw. zu sehen.
Nadine Watz - myFanbase
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