Thanksgiving in "90210"
#4.10 Smoked Turkey

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In den ersten drei Staffeln von "90210", dem Ableger der Kultserie "Beverly Hills, 90210", wurde Thanksgiving nicht thematisiert, im vierten Jahr bekommen wir jedoch eine Episode präsentiert, die den Feiertag als Anlass dafür nimmt, dass sich die Hauptcharaktere einmal mehr daran erinnern, wer ihre eigentliche Familie denn ist. Und überraschenderweise weiß diese Episode wirklich zu überzeugen, was vor allem daran liegt, dass die Freunde sich endlich ihre eigenen Gefühle eingestehen und diese auch den anderen mitteilen.

"To family holidays." - "They suck."

Foto: AnnaLynne McCord, 90210 - Copyright: Paramount Pictures
AnnaLynne McCord, 90210
© Paramount Pictures

Nachdem mit der vierten Staffel Annies (Shenae Grimes) und Dixons (Tristan Wilds) Mutter Debbie Wilson (Lori Loughlin) ihre Kinder verlassen hat, um mit ihrem Freund Ryan (Ryan Eggold) ein neues Leben zu beginnen, und auch Ivys (Gillian Zinser) Mutter Laurel (Kelly Lynch) scheinbar wieder zur Weltenbummlerin mutiert ist, gibt es in "90210" keine Elternteile mehr, die nennenswert wären oder überhaupt in der Serie zu sehen sind. Und so gibt es keine Familienfeier, zu der die einzelnen Charaktere gehen müssen und Liam (Matt Lanter) kommt dementsprechend auf die Idee, dass die Freunde das Fest einfach zusammen verbringen sollten. Glücklicherweise wurde sowohl der durchaus überraschende Aspekt, dass gerade der Eigenbrödler Liam so einen Vorschlag macht, sowie auch die Tatsache, dass niemand mit seinen Eltern Thanksgiving verbringt thematisiert und nicht einfach unter den Teppich gekehrt. Und so stellt sich jeder in der Episode einmal die Frage, was Familie eigentlich bedeutet und nahezu jeder kommt schließlich zu der Erkenntnis, dass die Freunde die Menschen sind, die einem in dieser Phase am nächsten stehen, eine Stütze sind und diejenigen denen man nicht nur alles anvertrauen kann, sondern die auch immer für einen da sind.

Doch bis es zu diesem Punkt kommt, bekämpft jeder einzelne Charaktere seine inneren Dämonen, was den emotionalen Teil dieser Episode ausmacht, der vor allem in der finalen Szene seinen Höhepunkt findet. Zunächst dürfen wir jedoch dabei zusehen, wie sich die Beziehung zwischen Naomi (AnnaLynne McCord) und ihrem neuen Freund Austin (Justin Deeley) festigt und nun wahrscheinlich auch der letzte Zuschauer seine Bedenken bei Austin, der einem in den ersten Episoden mit seinem nervigen Cowboy-Hut nur auf die Nerven gehen konnte, über Bord wirft. Mit nur wenigen Szenen und dem herrlichen Schlagabtausch in dieser Episoden hat sich zumindest mein Bild vollkommen gewandelt und ich sehe die beiden einfach nur unglaublich gerne zusammen. Während Noami sich also endlich wieder fallen lässt und ihr Herz öffnet, erkennt Silver (Jessica Stroup), dass sie nicht mehr länger ihrer Beziehung mit Navid (Michael Steger) nachtrauen kann - ob dies ein Anzeichen dafür ist, dass wir uns bald von Michael Steger verabschieden werden? Immerhin ist dies bereits die zweite Episode gewesen, in der Navid nicht ein einziges Mal vorgekommen ist...

Foto: Shenae Grimes, 90210 - Copyright: Paramount Pictures
Shenae Grimes, 90210
© Paramount Pictures

Doch nicht nur Silver löst sich von 'alten Ballast', sondern auch Dixon macht reinen Tisch: Er gesteht seinen Freunden, dass er ein Drogenproblem hat. Während Annie nicht glauben kann, dass Dixon dieses Geheimnis einfach so vor allen ausbreitet, erkennt Liam genau daran, wie wichtig die Freundschaft aller untereinander ist, denn sie sind ehrlich zueinander und wissen, dass sie sich immer aufeinander verlassen kann. Nachdem seine Mutter (Sarah Danielle Madison) ihm einen kurzen Besuch abgestattet hat, nur weil sie Geld von ihm haben wollte, ist dies genau die Erkenntnis, die Liam gebraucht hat, um endlich mal einen schönen Feiertag zu haben. Auch wenn die Umstände natürlich alles andere als wundervoll gewesen sind, denn sie hatten weder ein tolles Festmahl, da die Küche von Naomi nicht wirklich funktionstüchtig ist und dann auch noch ein Feuer in der Gegend ausgebrochen und somit alles evakuiert werden musste. Aber wie Silver so schön sagte: Wenigstens haben sie dies alles gemeinsam erlebt und sind nun zusammen!

Etwas, was bei Annie scheinbar so gar nicht angekommen ist. Denn diese sieht einer Anzeige wegen Prostitution entgegen und scheint nicht das Vertrauen der anderen in ihre Freunde zu haben, denn sie schweigt. Sowohl Liam als auch Silver geben ihr eine Chance, in der Annie sich vollkommen öffnen könnte, doch sie rückt nicht mit der Sprache raus und man kann gespannt sein, was dies noch nach sich ziehen wird.

All diese Handlungsstränge allein waren mal wirklich schön inszeniert und seit langem war ich mal wieder glücklich, dass ich die Serie nicht schon längst abgesetzt habe, sondern als mein ganz persönliches 'Guilty-Pleasure' beibehalte. Was mich jedoch am meisten berührt hat, war die Storyline von Ivy und Raj (Manish Dayal). Die beiden bzw. ihre Beziehung ist für mich in dieser Staffel bisher viel zu randständig behandelt worden, vor allem nachdem man am Ende der dritten Staffel nicht wusste, ob Raj überhaupt so lange leben würde, dass wir ihn noch mal zu Gesicht bekommen. Und genau dies wurde an dieser Stelle wieder thematisiert: "I guess neither of us thought forever was going to be that long." Dieser Satz hatte so unglaublich viel Gefühl und war für mich das Ehrlichste, was jemals in der Serie gesagt wurde. Die beiden haben mit der Erwartung geheiratet, dass Raj nur noch wenige Monate zu leben hat und dementsprechend hat Ivy ihr eigenes Leben vollkommen in den Hintergrund gerückt. Nun kam jedoch die freudige Nachricht, dass Rajs Therapie angesprungen ist und er sich wieder auf ein langes Leben einstellen kann. Und das bedeutet natürlich, dass er seine Träume verwirklichen will, die jedoch vollkommen dem entgegen stehen, was sich Ivy für ihre Zukunft ausgemalt hat. Und als wäre dies nicht schon hart genug, vor allem, da sich beide durch den Feiertag dann doch darüber bewusst werden, wie sehr sie sich lieben und alles andere nebensächlich ist, muss Raj erfahren, dass der Krebs doch zurück gekommen ist. Mit der musikalischen Untermalung von "A Drop In The Ocean" von Ron Pope, was einem allein schon eine Gänsehaut verschafft, handelt Raj unglaublich selbstlos, indem er sich von Ivy trennt, damit sie ihr eigenes Leben leben kann und nicht noch weitere Monate an seinem Krankenbett sitzen muss. Eine ungemein emotionale Szene, die mich richtig berührt hat.

Fazit

Thanksgiving ist ein Feiertag, den man mit den Menschen verbringen sollte, die einem am nächsten stehen und an dem man dankbar für die guten Dinge in seinem Leben sein sollte. Dies hat die Episode wunderbar transportieren können und uns so nicht nur witzige, rührende, sondern auch herzergreifende und tief traurige Momente verschafft. Eine der besten Episoden, die die Serie überhaupt hervor gebracht hat und ein emotionales Ende, welches mich vollkommen ergriffen hat.

Annika Leichner - myFanbase

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