The New Normal - Review des Piloten

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Wie die aufmerksamen Leser wissen, bin ich bei Comedy-Serien sehr anspruchsvoll und nicht leicht zu überzeugen. Ich brauche schon mehr als nur ein paar platziere Witze, um ein Comedy-Format wirklich witzig zu finden. Dazu zählt auf jeden Fall auch eine Spur Drama und Tragik. Und natürlich die passenden Charaktere mit noch passenderen Darstellern. Bei "The New Normal" findet sich all dies und dazu noch eine echt Storyline. Keine dreißig Minuten Serie ohne wirkliche Geschichte, wie so oft in letzter Zeit gesehen. Ohne viel vorweg zu nehmen, muss ich einfach sagen, dass der Pilot zu Ryan Murphys neuer Serie einfach gelungen ist, auch wenn es eine Kleinigkeit gibt, mit der ich nicht ganz so zufrieden bin. Aber so etwas findet man ja immer.

Die Storyline

Die Storyline an sich ist keine wirklich komplizierte: zwei Männer leben zusammen, lieben sich und wollen nun noch ein Baby, um ihre Familie zu vervollständigen. Dazu kommt eine junge, im Grunde verzweifelte Frau, die bereits ein Kind hat und sich bereit erklärt, für die beiden Leihmutter zu werden. Diese einfache Story hat viel Aufregung im Vorfeld produziert. Einige Staaten in den USA haben gar gesagt, dass sie das Format nicht ausstrahlen werden. Ein Lob an die Autoren, die sich trotz aller aufkommenden Hassgefühle und sogar Boykottversuche nicht unter haben kriegen lassen und einfach eine Geschichte geschrieben haben, die nicht nur in erster Linie witzig ist, sondern sich auch mit der Abneigung gegenüber der vermeintlich unnormalen Familie auseinander setzt. Den Homophoben wird mit der Figur der Jane der Wind aus den Segeln genommen, indem sie ihre Homophobie einfach mit Rassismus paaren, den die wenigsten Amerikaner gutheißen, es sei denn sie tragen übergroße weiße Bademäntel.

Unkompliziert und troztdem herzlich wird die Geschichte begonnen und man findet sich leicht in ihr zurecht. Keine Handlungsstränge, die einfach lose in der Luft begonnen werden. Alles hat irgendwo Hand und Fuß oder bekommt zumindest im Verlauf der Pilotepisode seine Daseinsberechtigung. Kurzum, eine gelungene Geschichte.

Die Charaktere

Wie jede andere Comedy-Serie steht und fällt das Format mit den Charakteren und ihren Darstellern. Bis auf NeNe Leakes schaffen es auch alle den Sinn und Zweck ihrer Figur herüber zu bringen. Leakes schwebt noch etwas zwischen den Stühlen, man weiß nicht so genau, wohin die Autoren mit ihrem Charakter wollen oder woher dieser kommt oder wo dieser genau steht. Dass er auf der Seite von Bryan (Andrew Rannells) und David (Justin Bartha) steht, wird deutlich, doch nicht warum. Das bleibt etwas sehr schwammig. Trotzdem ist ihr loses Mundwerk exakt so wie das ihrer Rolle in Glee. Sie riskiert mehr als einmal nur eine große Klappe und gewinnt so viele Lacher für sich.

Schon nach nur einer Episode haben ich meinen Liebling gefunden. Bryan ist der stereotypische Schwule mit einem großen Gottkomplex, aber einem Herzen aus Gold. Rannells kann in der Rolle so überzeugen, dass ich gar keinen Zweifel daran hatte, dass der Darsteller wirklich schwul ist (was er ist). Dabei hat der dieses gewisse Extra, das ich nicht wirklich festmachen kann, aber das beim Zuschauer ungemein für Sympathie sorgt. Ich habe mich weggeworfen, als er aus dem Bekleidungshandel zurück nach Hause kommt, seinen Freund beim Sportgucken nervt, um ihm eine kleine Weste zu zeigen. Rannells spielt die Rolle wirklich großartig. Ich glaube meine liebste Szene ist die, in der er zum erstem Mal mit Shania alleine ist und ihr erzählt, dass seine Hose extrem teuer gewesen sei. Sie antwortet darauf ganz fesch, dass sie so aber nicht aussehe. Ihm fällt das Grinsen aus dem Gesicht direkt auf die Lachmuskeln der Zuschauer.

Fazit

Nach der ersten Episode war ich so beeindruckt und vom Cliffhanger gefesselt, dass ich gleich die zweite Episode geschaut habe. "The New Normal" hat im Vorfeld schon große Wellen geschlagen und kann meiner Meinung nach voll und ganz überzeugen. Die Witze sind nicht so schlapp, wie in manch anderer Comedy-Serie, es gibt keine nervigen Lacher aus dem Off und noch viel wichtiger, es können sowohl Darsteller als auch die Storyline überzeugen. Wer gerne über kluge Situationskomik und offensichtliche Wortwitze in einem doch relativ nieveauvollen Umfeld lacht, ist bei "The New Normal" richtig aufgehoben. Ein gelungener Start in eine hoffentlich ebenso gelungene Serie.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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