Rookie Blue - Review Staffel 2

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Die erste Staffe von "Rookie Blue" hatte es geschafft, mich zu überzeugen. In der zweiten Staffel sollte das nicht anders sein, weshalb mein Fokus hier weiterhin auf der Charakterentwicklung lag. Natürlich durfte das Drama nicht zu kurz kommen und so mussten auch die Fälle weiterhin real bleiben und zum weiteren Einschalten führen. Auch diese zweite Staffel hat dies gekonnt geschafft und zudem auch noch für mehrere "Das passiert jetzt nicht wirklich!?"-Momente gesorgt. So gut die erste Staffel von "Rookie Blue" geendet hat, umso besser ist sie in eine gelungene zweite Staffel gestartet und hat diese ebenfalls spannend beendet, sodass der Wunsch nach einer dritten Staffel automatisch da war. Nicht jede Serie schafft es, innerhalb von 13 Episoden so viele Storys und Ereignisse zu erzählen und dabei so zu fesseln, wie "Rookie Blue" es geschafft macht. Und das ist bei einer Polizei-Serie nun wirklich nicht immer der Fall.

"Some people, a lot of people, are just plain bad."

Ich hatte zu Beginn der zweiten Staffel eine Weile darüber nachgedacht, was ich mir für eine Entwicklung der einzelnen Charaktere wünsche und was ich mir für sie vorstellen könnte. Doch all meine Vorstellungen wurden übertroffen, denn ich hatte ja keine Ahnung, was uns die Macher hier in 13 Episoden alles zeigen. Es beginnt schon mit einem Staffelauftakt, der garantiert mehrere Gänsehaut-Momente hat und bei dem der Mund offen stehen bleibt. Der Schock über das Gesehene ist groß, aber nicht, weil es zuviel des Guten ist, sondern weil es genauso ablaufen könnte. Andy (Missy Peregrym) wird angeschossen und zwar in Zeitlupe, was diesen Moment noch viel intensiver macht. Ab diesem Moment ist es ein Fall, bei dem man sich fragt, ob man jemals jemanden, der einem nahe steht, bei der Polizei arbeiten lassen würde. Ich würde sagen: Nein. Das überlasse ich lieber den Cops im Fernsehen, denn die gehen damit wohl viel besser um, als ich es je tun würde. Das Besondere an "Rookie Blue" ist nämlich, dass alle Fälle real erscheinen und wirklich so passieren könnten. Deshalb ist es so einfach, sich in jeden einzelnen Charakter hineinzuversetzen und ihre Gefühle nachzuvollziehen. Die Bindung zu den Charakteren, sollten sie einem auch weniger am Herzen liegen, ist groß und man fühlt sich, als würde man sie kennen. Ich weiß nicht, wie diese Serie dies schafft, aber ich habe nach dieser Staffel wirklich jeden ins Herz geschlossen und kann mir nicht vorstellen, was all diese Charaktere jeden Tag durchmachen. Vielleicht ist es genau das, was einen immer wieder zum Einschalten bringt. Man will wissen, dass es ihnen am Ende des Tages gut geht und das ihnen nichts passiert.

Dank der Fälle, in die die einzelnen Rookies geraten, ist diese Angst von Folge zu Folge größer, denn diese Staffel bietet noch viel mehr als die Erste. Die Rookies wurden hier von ihren Training Officers entlassen und dürfen alleine Streife fahren, was für alle ein sehr wichtiger Schritt ist. So, als ob ein Arzt nun endlich seine eigene Operation ohne Aufsicht durchführen kann. Somit zeigt sich alleine dadurch, dass die jungen Rookies langsam erwachsen werden. Und damit zeigt man auch, dass sie in gefährlichere Situationen geraten können. Ich glaube, es gab nichts, was diese Staffel nicht bieten konnte. Undercover-Arbeit, bei der mindestens einer der Rookies in Lebensgefahr steckt, einen Psychopaten, der Köpfe von Leichen klaut, Lebensgefahr durch brennende Tatorte, einen Quarantäne-Fall, bei dem jeder Einzelne von ihnen sterben könnte, Kidnapping und und und. Diese Staffel hat einiges zu bieten und hält den Zuschauer sicherlich auf Trab. Man muss öfter Durchatmen als in der ersten Staffel, man muss sich öfter an den Kopf fassen und man bleibt teilweise einfach schockiert vor dem Bildschirm sitzen. Dies bedeutet, dass die Story gut geschrieben wurde und das man weiterhin einen Bezug zur Realität herstellen kann. So könnte es wirklich passieren, so könnten die Polizisten tatsächlich täglich arbeiten. Das ist mir bei "Rookie Blue" sehr wichtig, weil nicht übertrieben wird und man tatsächlich einen Alltag darstellt, der zudem von sympathischen Charakteren unterstützt wird.

"Hey, nobody exploded. For me that's a pretty good night."

Kommen wir zu den einzelnen Charakteren. Für mich bleibt Dov (Gregory Smith) neben Andy immer noch der liebeswerteste Charakter unter den Rookies. Er ist einfach wunderbar jung und naiv in dieser Rolle, sodass man ihn tatsächlich sehr ins Herz schließt. Ja, er ist seltsam und übereifrig, aber genau das macht ihn so liebenswert. Umso trauriger machte es mich, als er Gefühle für Gail (Charlotte Sullivan) entwickelt. Das habe ich nicht kommen sehen, vor allem, wenn man bedenkt, dass er es nicht gut findet, dass sie praktisch bei ihm und Chris (Travis Milne) eingezogen ist. Dennoch entwickelt sich die Freundschaft zwischen den beiden mit den Episoden und sie funktionieren gut zusammen. Aber nur als Freunde. Beide sind auf ihre Art und Weise seltsam und ich kann gut damit leben, wenn sie Freunde bleiben, die sich vertrauen. Mehr möchte ich da auch nicht sehen, weshalb es mir gefällt, dass Chris herausfindet, dass zwischen den beiden langsam mehr entsteht. Für die Freundschaft zwischen Dov und Chris bedeutet das natürlich nichts Gutes, doch der Ausgang der Story ist gut geschrieben und das Ende überzeugt. Denn letztendlich ist es die Freundschaft, die hier siegt und es wäre schade, wenn dies auf irgendeine Weise zerstört werden würde. Dazu passen Dov und Chris viel zu gut zusammen. Das sieht man auch deutlich daran, als Dov plötzlich aus dem Nichts in Lebensgefahr schwebt. Er steht auf einer Bombe, die jeden Moment hochgehen kann. Chris steht ihm zur Seite, bis die Bombe entschärft ist und dieser Moment, als Dov gesund aus dem Gebäude gebracht wird und alle Polizisten aufatmen, ist Gänsehaut pur. Hier spürt man die Erleichterung und auch mein Puls kam ein wenig zur Ruhe. Genau solche Momente bringt "Rookie Blue" immer wieder und einerseits hasse ich die Macher dafür, andererseits bin ich ihnen unendlich dankbar. Dieser Moment zeigt auch, dass Dov noch sehr viel lernen muss in seiner Karriere. Er ist leichtfertig und denkt oft nicht nach, was ihn in Schwierigkeiten bringt. Er muss wachsen und lernen und diese Entwicklung, die er durchmacht, ist spannend zu verfolgen.

Chris und Gail hingegen müssen ebenfalls noch sehr viel lernen, denn Chris ist weiterhin derjenige, der schüchtern ist und nach den Regeln spielt. Zwar kommt man in dieser Staffel dahinter, warum er so ist, wie er ist, doch das rettet ihn nicht davor, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Er muss lernen, auch mal Regeln zu brechen, denn das könnte ihm sehr schnell zum Verhängnis werden. Es ist sehr schade, dass er am Ende der Staffel mit Gail Schluss macht, denn sie ist es, die ihn dazu bringt, Risiken einzugehen und aus sich herauszukommen. Ich glaube, dass Chris genau das braucht, doch Gail ist selbst noch an einem Punkt, wo sie sich selbst finden muss, bevor sie sich auf jemand anderes einlassen kann. Sie ist noch unreif und unsicher, was ihre Panik während der Quarantäne-Situation gut zeigt. Sie ist wie ein keines Kind, das nicht weiter weiß. Zwar kann Chris sie beruhigen, doch das hilft ihr nicht, wenn sie selbst nicht wachsen kann. Es ist spannend zu verfolgen, wie beide gemeinsam etwas bewirken können, doch für mich ist es noch spannender zu sehen, wie sie es alleine schaffen können.

Traci (Enuka Okuma) ist hingegen nicht mehr alleine. Nachdem sie wieder eine Affäre mit dem Detective Jerry (Noam Jenkins) beginnt, lässt der Vater ihres Sohnes Leo sie sitzen, als er davon erfährt. Eigentlich müsste man darüber traurig sein, doch man ist erleichtert, denn Traci und Jerry passen zusammen wie die Faust aufs Auge. Diese Beziehung ist einfach schön geschrieben und die Chemie zwischen ihnen passt wunderbar. Traci macht in dieser Staffel keine große Entwicklung, denn sie ist weiterhin der toughe Cop, der sich durch nichts unterkriegen lässt. Das schätzt man an ihr, auch wenn man das Gefühl hat, dass sie nichts empfinden kann. Dies ändert sich jedoch schlagartig, als die 15 Division unter Quarantäne steht. Sie sitzt im Krankenhaus mit einem Ehepaar fest, das sich nur noch streitet. Dies bringt sie langsam zur Weißglut, weil sie einfach nur mit ihrem Sohn Leo zusammen sein will. Diese Erkenntnis führt zu einem der emotionalsten Momente der Staffel. Traci lässt sich auf Video aufnehmen, wie sie ihrem Sohn sagt, dass sie ihn über alles lieben würde. Hier kullerten die Tränen nur und dieser Moment zeigt, dass auch Traci menschlich ist und nur die harte Frau nach außen spielt. Ich bin sehr dankbar über diesen Moment, weil sie mir dadurch nur noch mehr ans Herz gewachsen ist und man unbedingt mehr von solchen Gefühlsausbrüchen sehen will. Die Beziehung zu Jerry ist hier nur das i-Tüpfelchen.

"Yeah, well if I'm living God's plan, you can let him know that his timing's off. Way off."

Zu guter Letzt komme ich zu Andy, die in dieser Staffel erneut am Meisten durchmachen musste. Es beginnt mit der ersten Episode, in der sie angeschossen wird und endet damit, dass Andy suspendiert wird. Zwischendurch geschieht so Einiges, wo man sich fragen muss, wie diese Frau morgens noch aus dem Bett kommt. Zu Beginn der Staffel steht ihre Beziehung mit Luke (Eric Johnson) im Vordergrund. Die beiden ziehen zusammen und verloben sich sogar kurze Zeit später. Doch natürlich bleibt die Chemie zwischen ihr und Officer Sam (Ben Bass) bestehen. Zwar im Hintergrund, doch es gibt immer wieder Momente, wo diese Chemie zum Vorschein kommt. Andy unterdrückt dies jedoch und lässt sich auf Luke ein, nur um am Ende enttäuscht zu werden. Denn ihr großer Feind in dieser Staffel ist Lukes Ex-Freundin Jo Rosati (Camille Sullivan), die aus dem Nichts auftaucht und für Unruhe sorgt. Und da man alte Gefühle bekanntlich nicht einfach vergessen kann, kommt es, wie es kommen muss: Luke und Jo schlafen miteinander. Ich habe die Autoren dafür wirklich gehasst, weil Luke für mich ein wirklich toller Charakter war, den ich lieb gewonnen habe und den ich mir sogar für Andy vorstellen konnte. Trotz Andys Gefühlen für Sam, passt sie gut mit Luke zusammen und ihre Verlobung kam zwar plötzlich, doch auch damit hätte ich mich anfreunden können. Aber wie es in einem Liebesdreieck so ist, am Ende kommen immer nur zwei zusammen und so mussten sich Luke und Andy trennen. Dennoch bin ich den Autoren dankbar, dass die beiden eine schöne Episode nach der Trennung bekommen haben und Andy weiterhin auf Lukes Fähigkeiten vertraut. Hätte sie dies nicht getan, wäre sie wahrscheinlich mitten in der Staffel gestorben. Denn das schafft Andy immer wieder. Sie bringt sich in lebensbedrohliche Situationen, um ihren Job zu erfüllen und wird am Ende doch noch gerettet. Gott sei dank, kann ich da nur sagen, denn es wäre sehr schade, wenn es diesen Charakter nicht geben würde. Sie und ihre Beziehung zu Sam tragen die Serie und sind der Kern, weshalb man tatsächlich immer weiter schaut. Denn obwohl die Serie sehr realitätsnah ist und großartige Charaktere hat, so ist es am Ende doch die Beziehung zwischen ihr und Sam, die so besonders ist, eben, weil es keine ist. Sie kommen sich immer wieder nahe, doch keiner traut sich wirklich, den großen Schritt zu tun. Umso überraschter war ich, als Andy sich dann doch entschloss, Sam eine Chance zu geben. Obwohl es im ersten Moment scheint, als wäre es zu spät, kommen sich die beiden eine Folge später tatsächlich nahe. Und genau dieser Moment ist so emotional, weil beinahe zwei Staffeln darauf zugearbeitet wurde. Man ist als Zuschauer erleichtert, freut sich und kann es kaum erwarten, wie es weitergeht. Doch es kommt wie immer alles anders, als gedacht. Denn für das Staffelfinale haben sich die Macher was ganz Besonderes ausgedacht. Und es wäre nicht "Rookie Blue", wenn die Staffel nicht mit einem Kracher enden würde. Mehr will ich gar nicht verraten, denn das würde die Spannung nehmen, doch ich kann eines sagen, der Gastauftritt von Callum Keith Rennie hat sich auf jeden Fall gelohnt und er macht seine Sache sehr gut. Man weiß nicht, wie man auf ihn reagieren soll, weil er brutal ist, andererseits nur eine Sache möchte. Hier ist man hin und her gerissen zwischen Mitleid und Abscheu und diesen Wechsel von Gefühlen hat "Rookie Blue" sehr gut umgesetzt. Diese Serie macht es einem gefühlstechnisch allgemein nicht leicht. Man erlebt ein Hoch und ein Tief nach dem anderen und vielleicht ist es genau das, was es so real und besonders macht. Mich konnte die zweite Staffel deshalb noch mehr überzeugen, als die Erste und wer nicht schon nach der ersten Staffel angefixt wurde und erkannt hat, dass es sich hier um eine großartig geschriebene Serie handelt, wird dies mit Sicherheit nach der zweiten Staffel erkennen.

Fazit

Nach einer erfolgreichen ersten Staffel konnte "Rookie Blue" mit der zweiten Staffel noch eins oben drauf setzen. Die Charaktere machen eine größere Entwicklung durch, sie werden Schritt für Schritt erwachsen und fallen dann doch öfters tief. Sie haben noch viel vor sich und die Story jedes Einzelnen ist fesselnd. Ganz besonders Andy hat es geschafft, noch mehr von sich zu überzeugen, was sicherlich auch an ihrer Love-Story liegt. Doch das ist nicht alles. In der zweiten Staffel ist alles etwas härter und die Fälle werden extremer, was zu mehreren lebensbedrohlichen Situation führt. Die Spannung bleibt also erhalten und die Brücke zwischen Procedural und gut geschriebener Charakter- und Storyentwicklung bleibt bestehen. Es kann also weitergehen und die Vorfreude auf die dritte Staffel ist hoch. Denn auch da wird es mit Sicherheit Momente geben, die einem den Atem rauben.

Alex Olejnik - myFanbase

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