666 Park Avenue - Review des Piloten
"666 Park Avenue" macht einen recht guten ersten Eindruck. Man kommt jedoch nicht umhin, sofort Ähnlichkeiten zum Mystery-Thriller "Im Auftrag des Teufels" mit Keanu Reeves, Charlize Theron und Al Pacino von 1997 zu entdecken. In beiden Fällen tritt ein junges, aufstrebendes Paar in die Dienste eines reichen, charismatischen New Yorker Fadenziehers und zieht dabei in eine unanständig teure und schöne Wohnung in einem Apartmentkomplex, womit sie unbewusst den ersten Schritt machen, die Kontrolle über ihr Leben aus der Hand zu geben. Während im Film die übernatürliche Macht eindeutig bei der Figur Al Pacinos liegt, so kann man sich bei der Serie noch nicht ganz so sicher sein, denn das Haus mit den 13 Stockwerken namens The Drake, das eigentlich die Hausnummer 999 trägt, gibt sich durch den Schattenwurf seines Adressschildes als 666, die "Zahl des Teufels", zu erkennen. Es scheint eine eigene Macht zu haben und es ist zu vermuten, dass wir die Staffel über spekulieren dürfen, ob Gavin Doran (Terry O'Quinn) der Teufel höchstpersönlich ist - oder vielleicht auch seine Frau Olivia (Vanessa Williams) - oder ob sie vielmehr das Hausmeisterehepaar des Teufels sind.
Der Teufelspakt
Gleich zu Anfang wird der Zuschauer mit einem klassischen Teufelspakt konfrontiert. Einem Geigenvirtuosen und Bewohner des Drake platzen beim großen Sinfoniekonzert mitten im Spiel die Fingerkuppen auf, so dass er nur unter größten Schmerzen mit seinen blutigen Fingern die Saiten der Geige bedienen kann. Die Dorans sitzen im Publikum und Olivia wirft ihrem Ehemann einen wissenden Blick zu, der alles bedeuten kann. Kurz darauf versucht der verzweifelte Geigenspieler sein Apartment im Drake zu räumen und zu fliehen. Das Haus aber lässt ihn nicht entkommen. Er erhält einen Anruf von Gavin Doran, der ihn daran erinnert, ihm zehn Jahre Talent und Erfolg versprochen zu haben, wofür er bereit war, alles zu geben. Der Teufel fordert also nun die Seele des Menschen, da die Frist abgelaufen ist. In diesem Fall sieht das so aus, dass das Haus den Geigenspieler gleich komplett verschluckt.
Schon bald darauf ziehen Jane Van Veen (Rachael Taylor) und Henry Martin (Dave Annable) ins Drake und man erfährt ein wenig mehr über das Haus, in dem alles nur so vor Dekadenz und Verführung trieft. Die beiden jungen Leute sind - ganz typisch nach dem Spukhaus-Schema - naiv und überaus selig, als sie wie durch ein Wunder den Job der Gebäude-Manager bekommen. Alsbald allerdings beginnen die Dorans, ihr Spinnennetz um das junge Paar zu weben. Henry arbeitet als Anwalt für den Bürgermeister und Gavin bringt ihn wie zufällig in Kontakt mit einem Mann, den er besser nicht getroffen hätte. Jane wird noch viel stärker bearbeitet, indem Olivia ihr ein sündhaft teures Kleid schenkt und sie mit einer schicken Einladung umgarnt. Jane ist auch diejenige, die man zuerst gewinnen will, um sie schließlich als Druckmittel gegen Henry einsetzen zu können. Sehr ähnlich wie in "Im Auftrag des Teufels", aber das muss noch nichts Schlechtes sein, wenn auch Rachael Taylor sich definitiv in ihren Soloszenen noch ein wenig mehr anstrengen sollte, um die Zuschauer bei der Stange zu halten.
© Warner Bros. Entertainment Inc.
Die anderen 388 Bewohner des Hauses setzen sich aus unterschiedliche Gesellschaftsschichten zusammen. Es gibt, wie der Empfangschef erklärt, viele Neureiche, Künstler, aber auch diverse Leute aus der "Arbeiterschicht", die aufgrund des Mieterschutzes nicht gekündigt werden können. Im Piloten lernen wir ein paar dieser Bewohner kennen: Das junge Künstlerpaar Brian (Robert Buckley) und Louise Leonard (Mercedes Masohn), sie eine erfolgreiche Fotografin, er ein erfolgloser Bühnenautor, und außerdem John Barlow, der seine Frau Mary verloren hat. Es hat den Anschein, als stehen alle diese Menschen an verschiedenen Stellen ihres Teufelspaktes, denn die erfolgreiche Louise Leonard wird plötzlich von der brutalen Aufzugtür des Drakes attackiert, während John Barlow seine Seele verkauft, um seine verstorbene Frau zurückzubekommen. Und hier kommen wir auch zum Gruselanteil des Piloten. Während die Eröffnungsszene mit dem vom Haus verschluckten Geiger zunächst mal für sich stand, erscheint plötzlich der Geist der verstorbenen Mary Barlow in unerwarteten Momenten. Wirklich erschreckend sind diese Szene allerdings leider nicht. Tatsache jedenfalls ist, dass John Barlow wohl kaum lange Freude an seiner wiedererweckten Frau haben dürfte. Und so kommt es auch, denn Gavin Doran ist bei weitem nicht zufrieden mit dem Handel, wie Barlow ihn verstanden hat.
Wie Doran bzw. das Drake sich dann an Barlow rächt, erinnert optisch wiederum an das sich bewegende Kunstwerk in "Im Auftrag des Teufels", allerdings ist die Wirkung dessen, was hier geschieht, weitaus weniger imposant, vielmehr starrt man auf den Bildschirm und fragt sich, ob man das, was man gerade gesehen hat, interessant oder doch eher lächerlich findet. Die Serie wollte in diesem Moment definitiv zeigen, dass sie mit übernatürlichen Gruselmomenten arbeitet, aber mir war es doch ein wenig zu plakativ für den Einstieg. Um eine feine Mischung aus Gruselmomenten und Charakterarbeit zu erschaffen, wie es zum Beispiel "American Horror Story" so gut gelingt, sollte man auf jeden Fall zu etwas subtileren Mitteln greifen.
Fazit
Das Einschalten lohnt sich, wenn "666 Park Avenue" auch etwas anders vorgeht, als ich erwartet hätte. Terry O'Quinn wird hoffentlich noch mehr Raum erhalten, seine diabolische Ausstrahlung frei zu entfalten, aber für Sympathieträger ist mit Henry, Jane und Brian gesorgt, und das Haus scheint eine ausreichend spannende Geschichte zu haben, über die man mehr wissen möchte.
Nicole Oebel - myFanbase
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