Thanksgiving in "Friends"
#6.09 Jugendsünden & #7.08 Die Hunde-Allergie

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The One Where Ross Got High (Staffel 6)

Mit der Thanksgiving-Episode der sechsten Staffel von "Friends" liefert die Serie erstmals eine Enttäuschung im Rahmen dieses Feiertages ab. Nicht das #6.09 Jugendsünden nicht lustig wäre, Lacher gibt es natürlich durchaus einige und das Ende der Folge war dann auch wieder überzeugend, aber zuvor hat man sich für meine Begriffe ein bisschen zu sehr auf eine Mischung aus Altherrenwitzen und nicht gerade sympathischen Charakterzügen der Protagonisten berufen.

Die Ausgangslage der Episode ist die, dass Monica wieder ein Essen für alle ausrichtet und in diesem Jahr sind auch ihre Eltern Jack (Elliott Gould) und Judy (Christina Pickles) eingeladen. Da die aber keine gute Meinung von Chandler haben, hat Monica ihnen ihre Beziehung bisher verschwiegen und so wissen sie natürlich auch nicht, dass Monica und Chandler mittlerweile zusammengezogen sind. So ist das Ziel des Abends also, die Gellars von den vielen positiven Vorzügen Chandlers zu überzeugen. Währenddessen möchten Joey und Ross die Feier am liebsten ganz schnell verlassen, denn sie sind zu einer Party von Joeys neuer Nachbarin Janine (Elle MacPherson) eingeladen. Da Janine sehr attraktiv ist und auf der Party viele ihrer ebenso hübschen Freundinnen sein werden, sind Ross und Joey ganz erpicht darauf, mit den Damen zu feiern. Im Zuge dessen legen sie auch bereits im Vorfeld eine ganze Menge an unreifem und ja, sexistischem Verhalten an den Tag. Dabei kommt vor allem Ross nicht gut weg, denn bei Joey ist man derartige Oberflächlichkeiten doch schon gewohnt und er weiß diese durch seine kindliche Naivität doch auch immer noch in einen positiven Aspekt zu verwandeln, so dass man zumindest gut über ihn lachen kann. Bei Ross fällt mir dass dann doch schon schwerer, da er ja nun eigentlich über diese Phase des Verhaltens hinaus sein sollte. Und da diese Oberflächlichkeiten hier auch noch gepaart werden mit seinem feigen Verhalten seiner Schwester gegenüber, ist es doch nicht leicht, mit ihm zu sympathisieren. Man merkt hier einfach sehr, dass sich die Serie mittlerweile doch im fortgeschrittenen Alter befindet und manche Charakterzüge der Protagonisten immer mehr ins Extrem gezogen werden und man immer gröbere Witze darüber macht. Ross war natürlich schon immer etwas pathetisch in seiner Art - man denke nur daran wie lange er keinen blassen Schimmer hatte, dass seine Ex-Frau Carol eigentlich lesbisch ist- aber das wurde doch immer auch durch seine herzensgute Art seinen Freunden gegenüber ausgeglichen. Hier in dieser Folge ist er einfach nur feige und hinterhältig, denn dass seine Eltern nichts mit Chandler anfangen können, ist eigentlich seine Schuld. Als er von denen in seiner Jugend beim Kiffen erwischt wurde, hat er die Schuld damals auf seinen Freund Chandler geschoben. Monica verlangt nun von ihrem Bruder, dass der diesen Fehler richtig stellt. Ross drückt sich aber davor und am Ende kommt es zum Schlagabtausch zwischen den Geschwistern, bei dem beide alle Geheimnisse vor ihren Eltern auf den Tisch knallen: Ross' Angewohnheit im College zu kiffen, seine Spontanhochzeit (in Las Vegas) und Scheidung von Rachel, seine Arbeitslosigkeit; über Monica kommt ihre Beziehung zu Chandler ans Licht und noch so manche Jugendsünde. Dabei bleiben aber ihre Sünden doch eher im harmlosen Bereich, ganz im Gegensatz zu denen ihres Bruders.

Nichtsdestotrotz ist die Kulmination des Streits der witzigste Moment der Episode, der den etwas holprigen Weg bis dahin fast wieder vergessen macht. Auch die kleinen Randgeschichten um Phoebes Schwärmereien für Jack Gellar, die sich dann bald in eine Verliebtheit in den Meeresforscher Jaques Cousteau verwandeln, und Rachels misslungener Versuch ein Thanksgiving-Dessert zu zaubern, sorgen zudem auch für einige Lacher. Es ist also durchaus eine lustige Folge der "Friends", die aber doch bereits gewisse Abnutzungserscheinungen aufweist. Es fehlt das gewisse Etwas, es gibt keine wirklich wichtige Story und die Charakterisierung von Ross ist leider zu unsympathisch.

The One Where Chandler Doesn't Like Dogs (Staffel 7)

Das sieht im Jahr darauf am großen Feiertag dann schon wieder ganz anders aus. Zwar steht die Feier an diesem Thanksgiving auch wieder eher im Zeichen von vielen kleinen, unwichtigen Ereignissen, die ganz zufällig genau an diesem Tag passieren, aber in diesem Jahr hat man wieder Spaß mit den Figuren zusammen, ohne dass man sich von oben herab über sie lustig machen muss. Das liegt daran, dass die Situationen alle auf völlig abgedrehten, aber witzigen Einfällen beruhen, und nicht auf abgegriffen Stereotypen und so kann der Humor von mir wieder unbeschwert genossen werden.

Die große Geschichte in diesem Jahr dreht sich um Rachel, die ein Auge auf ihren Assistenten geworfen hat. Dabei merkt man auch, wie viel in den letzten Jahren gerade beruflich bei Rachel passiert ist. Schließlich war sie damals, als sie in New York ankam ein völliger Neuling in der Berufswelt und hat sich anfangs mit Kellnerjobs im Central Perk über Wasser gehalten, bis sie dann mit etwas Glück und auch viel Talent eine ordentliche Karriere im Modebusiness hinlegen konnte. Mittlerweile arbeitet sie beim berühmten Designer Ralph Lauren und wurde dort bereits auf eine wichtige Position befördert, die ihr eben auch einen eigenen Assistenten zusichert. Dass es sich dabei um einen attraktiven jungen Mann namens Tag (Eddie Cahill) handelt, verkompliziert die Sache dann aber doch etwas - besonders, als Rachel Gefühle für ihn entwickelt. Tag ahnt zum Zeitpunkt des Thanksgiving-Dinners noch nichts davon, da er aber gerade von seiner Freundin verlassen wurde, kommt er gerne Rachels Einladung nach und im Laufe des Abends gesteht ihm auch Rachel (mit etwas Nachhilfe von Joey) ihre Gefühle. Am Ende küssen sich die beiden, was aus der aufkeimenden Beziehung wird, müssen dann die darauffolgenden Episoden erst zeigen. (Spoiler-Alarm: Sie ist nicht von langer Dauer.)

Der Rest der Episode widmet sich der puren Unterhaltung, die zwar nicht viel Substanz und keinerlei Einfluss auf dauerhafte Entwicklungen haben wird, die aber einfach sehr, sehr lustig ist. Ob es Ross' verzweifelter Versuch ist, alle 50 Bundesstaaten der USA ohne nachzuschlagen aufzuzählen oder Chandlers irrationale Angst vor einem harmlosen Hund: sie sorgen für einen Lacher nach dem anderen und nutzen die Macken der Friends in der Art und Weise aus, dass man über ihre Schwächen lachen kann, ohne dass diese zu negativ dargestellt werden. #7.08 Die Hunde-Allergie ist eine sehr gute, und durchaus auch repräsentative Episode von "Friends", ohne dabei ein wirkliches Highlight darzustellen. Einen wahren Höhepunkt hat dafür dann wieder die achte Staffel zu bieten.

Cindy Scholz - myFanbase

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