Scandal - Review
#1.01 Gladiatoren im Anzug

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Und noch eine neue Krimiserie, denkt man sicherlich, wenn man Titel und Inhalt von "Scandal" betrachtet. Damit könnte man jedoch nicht falscher liegen. Neben der Idee auf die typische Verbrecherjagd mit polizeilichen Ermittlungen und dem ganzen Klimbim zu verzichten, wird bei "Scandal" ein Nervenkitzel der ganz anderen Art geboten. Eine der zentralen Figuren ist nämlich der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Dabei wird Fitzgerald Grant III nicht als strahlender Ritter auf weißem Ross inszeniert, sondern durch Affären, in die er sich anscheinend gestürzt hat, als äußert menschlich dargestellt. Bei der Heldin, wenn man das überhaupt so sagen darf, handelt es sich um Olivia Pope. Kerry Washington wurde für ihre Rolle für den Emmy nominiert und wenn man die Frau erst einmal in Aktion gesehen hat, weiß man auch ganz klar, warum.

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Scandal
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Gladiator in a suit

Person of Intrest: Olivia Pope. Sie scheint die Anlaufstelle für hoffnungslose Fälle zu sein und ist besonders in der Welt der Reichen und Schönen als 'Fixer' berühmt. Die Idee, das Lösen von Mordfällen mal von einer nicht vollkommen legalen Seite aufzuziehen, macht das Ganze dabei besonders prickelnd. Olivia und ihr Team, bestehend aus Harrison (Columbus Short), Stephen (Henry Ian Cusick), Abby (Darby Stanchfield) und Huck (Guillermo Díaz), gehen bei ihrer Arbeit durchaus der Wahrheit auf den Grund, scheuen sich aber nicht, dabei zu eher ungewöhnlichen Maßnahmen zu greifen. Eingeführt werden wir in die Geschichte zusammen mit der Neueinsteigerin Quinn Perkins (Katie Lowes), die durch Harrison in Olivias Team aufgenommen wird. Dadurch beginnt die Reise in die Welt von Mord, Betrug und Diebstahl mit ihr zusammen, wodurch nebenbei der ein oder andere wichtige Charakter und Handlungsimpuls nicht nur für Quinn, sondern auch für uns erklärt wird. Dieses Vorgehen bietet eine gute Möglichkeit, uns nicht mir nichts dir nichts in Geschehen zu werfen, sondern etappenweise in die Welt von "Scandal" zu geleiten.

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Sweet Baby

Die Frage, die uns bei dieser Pilotfolge allen auf der Zunge liegt ist: was läuft zwischen Olivia und Fitz? Hat die Heldin dieser Serie wirklich eine Affäre mit dem Präsidenten? Die vorläufige Antwort lautet: jein. Das Paar scheint tatsächlich in der Vergangenheit ein sexuelles Verhältnis miteinander gehabt zu haben, was sie jedoch beendeten und das wohl nicht so ganz im Guten, wenn man an die Ohrfeige zurückdenkt. Noch eine spannende Frage dabei ist, ob Mellie (Bellamy Young), die Frau des Präsidenten, ebenfalls über die Aktivitäten ihres Mannes Bescheid weiß.

Als wäre das alles nicht schon faszinierend genug, taucht nun auch noch die aus "Gilmore Girls" bekannte Liza Weil als Amanda auf, die ebenfalls etwas mit Fitz laufen hatte. Das scheint nun doch ein wenig zu viel des Guten zu sein, aber wie sollte sie sonst wissen, dass Fitz seine Geliebte 'Sweet Baby' nennt, wenn nicht, weil sie selbst in den Genuss dieses Spitznamens gekommen ist. Somit werden uns schon in der ersten Episode zwei Seitensprünge des Präsidenten präsentiert, was ihn ziemlich klar als einen Windhund dastehen lässt. Im Gegensatz zu dieser Darstellung steht der Gesichtsausdruck, den Tony Goldwyn als Fitz aufsetzt, wenn er Olivia gegenübersteht. Dieser sagt nämlich ganz klar, dass er an einem gebrochenen Herzen leidet. Nun ganz hingerissen, ob man Fitz hassen oder lieben soll, distanziert man sich zunächst etwas von einem Urteil und befasst sich lieber mit Olivia oder Amanda als potentielle Sympathieträgerin. Beide Frauen scheinen dafür geeignet. Olivia wird als eine sehr starke Frau eingeführt, die auf ihr Bauchgefühl vertraut, es gewohnt ist die Zügel in der Hand zu halten und ab und an die Peitsche zu schwingen. Amanda im Gegensatz dazu, wirkt auf den ersten Blick recht zerbrechlich, wodurch man sofort Mitgefühl für sie entwickelt.

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Neben der zentralen Beziehungstriade, in der sich Fitz von drei Frauen umgeben sieht, setzt man bei Olivias Mitarbeitern auf viel maskulinen Charme, den sowohl Henry Ian Cusick als Stephen Finch als auch Columbus Short als Harrison Wright zu versprühen wissen. Huck hingegen ist eher der introvertierte Typ und Abby versucht die verschiedenen Charaktereigenschaften ihrer Kollegen möglichst geschickt zu händeln. Spielend einfach bieten uns die Autoren somit schon in der ersten Episode liebevolle entwickelte Charaktere an, wobei sie auf eine möglichst große Individualität Wert legen.

Fazit

"Scandal" wirkt wie eine Fusion aus dem Stil von "Grey's Anatomy", der Gesprächsgewalt von "Gilmore Girls" und dem Krimi-Thema, dass mich ein wenig an "Remington Steele" erinnert. Shonda Rhimes hat mit diesem neuen Projekt ganze Arbeit geleistet und bietet uns eine ähnlich vollkommene Pilotfolge, wie sie es schon bei "Grey's Anatomy" tat. Die Auswahl der Storyline mit der Besetzung ein paar bekannter Gesichter aus anderen Serien bietet einer breiten Publikumszahl Anlass, "Scandal" auch in Zukunft zu verfolgen und ist besonders für Fans von Politthriller ein gefundenes Fressen.

Marie Florschütz - myFanbase

Informationen zur Episode

Englischer Titel: Sweet Baby
Erstausstrahlung (US): 5. April 2012 auf ABC
Erstausstrahlung (DE): 14. Oktober 2013 auf SUPER RTL
Regie: Paul McGuigan
Drehbuch: Shonda Rhimes

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