Scandal - Review
#1.07 Wer ist Quinn?
Die sechste Episode bot wahnsinnig viel Spannung, wodurch man sich nun auch ein grandioses Staffelfinale erhofft. Und obwohl alles einen ganz anderen Weg einschlägt, als man vermutet, werden wir nicht enttäuscht.
"I want you to hold a press conference tomorrow. I want you to express your shock and dismay over the actions of Billy Chambers. Also I want you do condemn his allegations as baseless and false. And I want you to tell the nation that you support your president."
Ein Mord wirft den guten Billy (Matt Letscher) nicht aus der Bahn und auch wenn er zunächst vollkommen panisch ist, so hält er gleich eine Pressekonferenz ab. Den Inhalt muss man an dieser Stelle nun nicht erwähnen, da wir alle Zeugen seiner mannigfachen Lügen (können wir uns da sicher sein?) wurde. Doch Fitz (Tony Goldwyn), der sich zunächst einigelt und dann doch wieder mit alter Stärke auftrumpfen kann, ist auf jeden Fall erwähnenswert. Tony Goldwyn hatte in den vergangenen sechs Episoden einiges mit Fitz' Gemütsschwankungen zu tun und sein schauspielerisches Können in Sachen Entschlossenheit, Liebe, Gleichgültigkeit und Entsetzen ist auch in dieser Folge gefragt. Es gelingt ihm ganz ausgezeichnet, die verschiedenen Facetten zu verkörpern und uns mit dem Präsidenten mitfühlen zu lassen.
"I'll make it up to you, I promise. I want a baby. A fat, drooling, smushy baby." - "Let's start with dinner and a movie." - "A baby, Cy, I mean it."
Wie Olivia (Kerry Washington) muss sich auch Cyrus (Jeff Perry) mit zwei Problemen herumschlagen. Von seinem Mann James (Dan Bucatinsky) bekamen wir immer nur sporadisch etwas zu sehen, doch in dieser Episode haut er gewaltig auf den Tisch, da er mit Cyrus eine Familie gründen möchte. Da uns die beiden bisher nicht oft als sich liebendes Paar präsentiert wurden, war James' Rede zwar sehr niedlich, lässt aber nicht vermuten, dass sich da in nächster Zeit etwas tun wird. Viel interessanter war dagegen Charlie (George Newbern), der Cyrus einen Besuch abstattet. Nachdem wir schon dachten, wir wüssten alles um den Mord an Amanda (Liza Weil), werden wir also eines besseren belehrt. Diese Wende ist sehr gut gelungen, da uns damit die Möglichkeit gegeben wird, Cyrus' Rolle als einer der Guten nochmal genau zu überdenken. Anscheinend verhält es sich hier ein wenig wie bei Olivia, die zwar eigentlich auf der Seite der Guten steht, aber zum Wohl ihrer Klientin auch hier und da die Grenzen ausweitet. Einen Mord zu begehen/in Auftrag zu geben, deutet zwar auf ein ganz anderes Kaliber hin, was die Figur nun aber viel interessanter macht, da Cyrus bisher immer nur als Beschützer des Präsidenten agierte (was sicherlich auf hierbei von Bedeutung war), nun aber eine viel bedeutendere Rolle einnehmen könnte.
"That would be a lie." - "Then lie!" - "I can't." - "Why the hell not?" - "Because I'm not you, Mellie."
Die Interaktion zwischen Fitz und Mellie (Bellamy Young) ist wie bisher von einer tief sitzenden Distanziertheit geprägt, welche bei mehreren Gelegenheiten unterstrichen wird. Daher macht man uns Hoffnungen auf ein Happyend für Fitz und Olivia, deren Beziehung einen deutlichen Gegensatz bildet. Bis zu dem Punkt, an dem Stephen (Henry Ian Cusick) Olivia von seiner verpfuschten Verlobung erzählt, gelingt es den Autoren, uns aus ganzem Herzen an diesem Liebespaar festhalten zu lassen. Und ohne Vorwarnung zerschellen alle Hoffnungen an Mellies steinernem Lächeln. Als hätte man noch nicht genügend emotionale Achterbahnfahrt hinter sich, baut man noch einen gigantischen Boom ein: Mellie will sagen, dass sie die Frau auf dem Tape ist und erneut ein Kind erwartet. Die Gedanken der Autoren sind so subtil und dennoch überraschend und durch Schockmomente in die Storyline eingebaut, dass einem bei den Wendungen der Mund offen stehen bleibt. Obwohl man uns in Mellie nun wieder ein Feindbild für die Lovestory Fitz und Olivia gibt, will man mehr von dieser verworrenen Ehe erfahren. Es reicht daher schon aus, uns nach dieser Ankündigung das Präsidentenpaar vor dem Fernseher zu zeigen, wo sie nicht weiter von einander auf der Couch entfernt sitzen könnten. Man zeigt auf einfache Weise bildlich die Welten auf, die zwischen den beiden liegen.
"I can help. I be rather be doing something. Anything. Let me help." - "You can help by sitting on that chair and not moving. You're the client, Quinn. Let us do our job."
Zuletzt wurden wir Zeugen des gewaltsamen Anschlags auf Gideons (Branden Hines) Leben, der nun in den ersten Minuten der Episode röchelnd auf dem Fußboden stirbt, als Quinn (Katie Lowes) ihm die Schere aus dem Hals zieht. Die vollkommen verstörte Quinn wird in diesem Moment ganz hervorragend von Katie Lowes gespielt, womit sie zum ersten Mal in dieser Staffel Kerry Washington in den Schatten stellen kann. An dieser Stelle greifen die Autoren außerdem eine Frage auf, die uns schon am Rande in #1.04 Der Staatsfeind gestellt wurde. Nämlich, was es mit der geheimnisumwobener Vergangenheit Quinns auf sich hat. Leider hält man dieses Rätsel noch mindestens bis zum Start der nächsten Staffel unter Verschluss und gibt lediglich Preis, dass Quinn unter falschen Namen unterwegs ist. Offensichtlich ist Olivia bereits eingeweiht, was uns nun vor die Frage stellt, ob Quinn zuvor ihre Klientin war. Das alles ist zwar ein guter Cliffhanger, bietet für uns aber zu großen Spekulationsspielraum.
Doch Quinn bleibt nicht Olivias einziges Problem, da sie nach Billys Auftritt außerdem an der Seite von Cyrus um Fitz' guten Ruf zu kämpfen hat. Hier wird wieder eine sehr gute Mellie-Situation eingestreut, als sie Olivia vorwirft, dass ihr Mann sich in Amandas Arme flüchten musste, nachdem Olivia ihn abwies. Die Katze ist also offiziell aus dem Sack und wir wissen, dass Mellie über die Affäre ihres Mannes Bescheid wusste. Und da sie das Amt der First Lady so gut zu tragen weiß, reagiert sie weder mit Zorn oder Wut darauf, sondern verlangt nur, dass Olivia die Sache nun wieder gerade biegt. Damit fühlt man sich als Zuschauer wieder einmal von Mellies distanzierten Herzlosigkeit wie vor den Kopf gestoßen, ist aber dennoch beeindruckt und möchte Bellamy Young ein Lob dafür aussprechen, dass die ganze Serie ohne sie nicht funktionieren würde, denn dieser Wolf im Schafspelz konnte bisher in jeder Episode einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Fazit
Das Staffelfinale kann der vorangegangenen Episode leider nicht ganz das Wasser reichen. Zwar schafft man es, mit Quinn und Cyrus Anteilen der Geschichte gute Cliffhanger zu bringen, doch das ganze Rundherum ruht sich ein wenig auf den Lorbeeren aus. Das Beziehungsdreieck um Olivia, Fitz und Mellie wird gut ausgereizt, überzeugt aber eher durch schauspielerische Leistungen als durch den Inhalt. Man schließt die erste Staffel von "Scandal" damit ganz gut ab und lässt uns mit Spannung zurück, obwohl die Autoren ihr Potential leider nicht vollkommen ausgeschöpft haben.
Marie Florschütz - myFanbase
Informationen zur Episode
Englischer Titel: Grant: For The People
Erstausstrahlung (US): 17. Mai 2012 auf ABC
Erstausstrahlung (DE): 4. November 2013 auf SUPER RTL
Regie: Roxann Dawson
Drehbuch: Shonda Rimes
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