The Strain - Review, Staffel 1

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Foto: Jack Kesy, The Strain - Copyright: 2014, FX Networks. All rights reserved.; Frank Ockenfels/FX
Jack Kesy, The Strain
© 2014, FX Networks. All rights reserved.; Frank Ockenfels/FX

Als ich den Trailer zu "The Strain" gesehen habe, war mir nicht ganz klar, dass es sich dabei um die Verfilmung der Trilogie “Die Saat”, “Das Blut” und “Die Nacht” von Guillermo del Toro und Chuck Hogan handeln würde. Dabei sind die Bücher geradezu prädestiniert dazu, verfilmt zu werden.

Staffel 1 beschäftigt sich nun mit dem ersten Buch der Trilogie und setzt dieses eigentlich auch ganz gut filmisch um. Das Setting ist interessant, der Gore-Anteil schön schaurig-eklig und hin und wieder gibt es auch sehr spannende Szenen. Generell ist es schön, dass man sich dem Vampirthema mal wieder von einer anderen Seite nähert und die Blutsauger nicht als liebeskranke Untote präsentiert, die unter schrecklichen Seelenqualen leiden. Bei “The Strain” sind Vampire seelenlose Bestien, die von Hunger getrieben werden und nichts mehr mit ihrem menschlichen Gegenpart zu tun haben. Ein wenig erinnern sie mich ja an die Zombies aus "The Walking Dead".

"A thing of enormous power and terrible will. The will to devour the world and swallow the light."

Foto: Corey Stoll, The Strain - Copyright: 2014, FX Networks. All rights reserved.; Frank Ockenfels/FX
Corey Stoll, The Strain
© 2014, FX Networks. All rights reserved.; Frank Ockenfels/FX

Interessant ist dabei auch, dass der Vampirismus als Krankheit dargestellt wird, als eine Seuche quasi, übertragen durch Infektion mit einem Parasiten, der sich seinen Wirt so umbaut, dass kaum mehr etwas menschliches übrig bleibt. Der Grund für das Auftreten der Seuche ist schnell klar – ein Untoter, von Abraham Sertrakian einfach nur Meister genannt, ist in die Vereinigten Staaten aufgebrochen, um dort ein neues Zeitalter einzuläuten. Welche Intentionen er jedoch damit verfolgt, das wird auch nach dreizehn Episoden noch nicht klar, aber das ist auch (im Moment) noch nicht weiter tragisch.

Im Zentrum der Geschichte steht nun eine Gruppe Widerstandskämpfer, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Meister zu töten, um zu verhindern, dass das Ende der Menschheit eingeläutet wird. Bis sich diese Gruppe jedoch zusammenfindet, vergeht unglaublich viel Zeit. Bei dem einen Charakter wird diese Zeit gut genutzt, bei den anderen weniger. Die größte Schwachstelle ist dabei momentan der Charakter Ephraim Goodweather (Corey Stoll). Nicht nur, dass er als Seuchenschutzbeauftragter der CDC eine potentielle Gefahr nicht erkennt, er weigert sich lange Zeit standhaft dagegen, die Bedrohung als das zu bezeichnen, was sie ist – Vampirismus. Dabei müssten doch alle Alarmglocken angehen, wenn ein Flugzeug mit scheinbar toten Passagieren landet, man komische Würmer im Laderaum findet, die aus einem riesigen Sarg herauskriechen und ein alter Mann einen noch davor warnt, dass etwas uraltes Böses gerade in die Staaten gekommen ist. Zugegeben klingt das alles schon irgendwie irre, doch spätestens wenn dem überlebenden Pilot ein riesiger Rüssel aus dem Hals schießt, könnte man den Erzählungen des alten Mannes Glauben schenken.

Der alte Mann, das ist Abraham Setrakyan, ein Überlebender des Holocaust, der einen Pfandleihshop in New York besitzt und während seiner Zeit im KZ bereits Bekanntschaft mit dem Meister und seiner Brut gemacht hat. Er selbst wurde Opfer des Meisters, der seine damalige Frau auf dem Gewissen hat und in Gestalt von Thomas Eichhorst alles daran setzt, Sertrakyan aus dem Weg zu räumen. Vor allem die Rückblicke auf die Geschehnisse im Konzentrationslager sind dabei äußerst spannend inszeniert und Sertrakyan avanciert gerade wegen seiner Kenntnisse über die Vampire zu einem großartigen Charakter, der auf der einen Seite unglaublich stark erscheint, der jedoch auch von seinem Leben und seiner Jagd nach dem Meister gezeichnet ist.

"Have you come here to destroy me? The old professor has a new pupil. To fail as he failed. I have taken everything from him and I will take everything from you. Your wife, your son. I am a drinker of men."

Foto: Kevin Durand, The Strain - Copyright: 2014, FX Networks. All rights reserved.; Frank Ockenfels/FX
Kevin Durand, The Strain
© 2014, FX Networks. All rights reserved.; Frank Ockenfels/FX

Setrakyan tut sein bestes, um Goodweahter auf seine Seite zu ziehen, doch immer wenn man glaubt, dass der Groschen bei dem ehemaligen CDC-Mitarbeiter gefallen ist, passiert irgendetwas dämliches, das wieder Zweifel daran aufkommen lässt, dass er den Ernst der Lage erkannt hat. So taucht beispielsweise seine mittlerweile vampirisierte Ex-Frau auf, er bringt es jedoch nicht fertig, sie zu erschießen, obwohl er weiß, dass der Blutwurm die Eingeweide irreversibel verändert und sie nur noch eine wandelnde Hülle ist, die eben wie seine Frau aussieht. Also kann sie fliehen, um ihn irgendwann dann wohl wieder heim zu suchen. Und wenn nicht ihn, dann eben den gutgläubigen Sohn Zach, der zwar sieht, dass überall in Manhattan Vampire ihr Unwesen treiben, dann aber seinen Vater fragt, wann sie denn wieder heim gehen können. Der Junge ist dabei keine fünf Jahre alt, sondern durchaus in der Lage, zu begreifen, das das Leben, so wie er es kennt, vorbei ist.

Ein weiterer, im Gegensatz zu Goodweather sehr interessanter Charakter, ist Vasilij Fet (Kevin Durand), seines Zeichen Rattenfänger und Schädlingsbekämpfer, der sehr schnell selbst herausfindet, dass in Manhattan irgendetwas nicht stimmt und bald schon zu unserer Gruppe hinzu stößt. Ihm gehören definitiv die besten Szenen und die besten Sprüche in der Serie und es wird schnell klar, dass er das komplette Gegenteil von Eph zu sein scheint, denn er stellt die Bedrohung nicht in Frage, sondern handelt. Was kümmert ihn das was und warum – er sieht die Bedrohung und will sie loswerden. Zur Not auf eigene Faust. Das führt zu großartigen Actionsequenzen und genialen Onelinern.

Anders verhält es sich bei Gus Elizalde, dessen Daseinsberechtigung sich dem Zuschauer nicht wirklich erschließt. Er hat zwar Verbindung zu Thomas Eichhorst, der ihn quasi dazu gezwungen hat, den Meister nach Manhattan zu überführen, doch wirklich viel ist mit ihm in der Zwischenzeit bis zum Staffelfinale nicht passiert. Seine Szenen wirken unnötig in die Länge gezogen und scheinen mit dem Geschehen um die sich allmählich zusammentrottende andere Gruppe nichts zu tun zu haben. Ich sage bewusst “scheinen”, da ich es als Buchkenner besser weiß und im Staffelfinale wird klar, dass auch er eine Daseinsberechtigung in der Serie hat. Die Einführung der Ancients, einer Kaste uralter, mächtiger Vampire, am Ende der Staffel, gibt schon einmal einen kleinen Einblick dahingehend, dass das Auftauchen des Meisters nicht geplant war und so hätte niemals geschehen dürfen. Warum sonst schickt man eine Art Vampirarmee los, um der sich ausbreitenden Vampirseuche Einhalt zu gebieten.

Leider ließen die Autoren ja durchblicken, dass man sich mit dem Fortschreiten der Serie auch immer mehr von den Büchern entfernen wird, was mir bislang allerdings noch nicht aufgefallen ist. Noch kann man sich gut am ersten Buch entlang hangeln und ich freue mich dann doch, dass viele Geschichten filmisch hervorragend umgesetzt worden sind.

"You and I are not assassins. Fet, that kill happy exterminator, this comic-con mission's his wet dream. And the old man's consumed by an ancient grudge. They have no plan B because they have have no one but themselves at risk."

Foto: Sean Astin, The Strain - Copyright: 2014, FX Networks. All rights reserved.; Frank Ockenfels/FX
Sean Astin, The Strain
© 2014, FX Networks. All rights reserved.; Frank Ockenfels/FX

Was mir allerdings momentan noch überhaupt nicht gefällt, ist die Darstellung des Meisters. Nicht nur, dass die Maske fürchterlich künstlich wirkt, seine Obsession mit Ephraim Goodweather erschließt sich dem Zuschauer leider überhaupt nicht. Zwei Mal trifft die Gruppe auf den Meister, zwei Mal geht er ihnen druch die Lappen, weil sie zögern, etwas zu unternehmen und viel lieber abwarten, ob sich das Problem nicht doch von alleine löst. Natürlich muss der Meister am Ende entkommen und es ist auch interessant, dass ihm Sonnenlicht im Gegensatz zu seinen Schütlzingen nur bedingt etwas auszumachen scheint, doch es ist auch schon ärgerlich, dass Setrakyan und Goodweather am Dach dabei zusehen, wie er sich windet und dann ganz plötzlich verschwindet.

Interessant ist dabei nicht nur das Verschwinden des Meisters, sondern der Rückzug seiner ganzen Sippe, die gerade noch eifrig gekämpft hat, um im nächsten Augenblick wie fergnesteuert rückwärts den Raum verlässt. Gerade bei einer Figur wie Thomas Eichhorst, der uns als über den anderen stehenden Vampir mit enormen Kräften präsentiert wurde, wirkt dies ungeheuer unheimlich und bildet eine wirklich eindringliche, überraschende Szene. Solche gibt es allerdings nur sehr selten. Meist unterscheidet sich die Serie dann nämlich nicht von anderen und verstrickt die Protagonisten in eine Gefahr nach der anderen, aus der sie sich zwar befreien können, die jedoch für sie meist mit einem Rückschlag endet.

Apropos Rückschlag. Mir gefällt die Figur des Eldritch Palmer hervorragend, auch wenn er als klassischer Bösewicht konzipiert ist. Er ist es, der den Meister nach Manhattan holt, wahrscheinlich in Zusammenarbeit mit Thomas Eichhorst. Im Gegenzug verspricht man ihm Unsterblichkeit, für einen Mann am Rande des Todes ein verlockendes Angebot. Es dauert lange, bis Palmer das erhält, was er sich wünscht, nämlich Rettung vor dem drohenden Sterben. Der Meister gewährt ihm Gesundheit, allerdings verweigert er ihm noch die Unsterblichkeit. Mich lässt diese Tatsache ja vermuten, dass Palmer irgendwann einfach beseitigt werden wird, wenn er seinen Zweck erfüllt hat. Er selbst sieht dieses Ende noch nicht kommen, auch wenn ihm immer wieder klar wird, dass Eichhorst und der Meister am längeren Hebel sitzen. So etwas nennt man Kurzsichtigkeit.

Fazit

Foto: Mia Maestro, The Strain - Copyright: 2014, FX Networks. All rights reserved.; Frank Ockenfels/FX
Mia Maestro, The Strain
© 2014, FX Networks. All rights reserved.; Frank Ockenfels/FX

Am Ende sind es viele Kleinigkeiten, Ungereimtheiten, Logiklöcher und dämliche Handlungen, die einem mehr als einmal pro Episode zum Kopfschütteln zwingen. Und doch ist "The Strain" eine Serie, die vor allem Freunde des gruseligen, manchmal aber auch etwas ekligen Horrors, sicherlich gefallen dürfte. Es gibt noch viele spannende Dinge aus den Büchern, die es zu erkunden lohnt und es gibt noch einige interessante Schlachten zu schlagen. Da kann man schon einmal über teils wirklich eklatante Schwächen hinweg sehen und die Serie als das genießen, was sie ist – herrlicher Trash für den Sommer, der ansonsten nicht viel an guter Serienware bereit hält.

Melanie Wolff - myFanbase

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