Covert Affairs - Review des Piloten
"Covert Affairs" ist eine der ersten neuen Serien, mit denen die TV-Saison 2010/2011 beginnt und sie legt auch gleich einen guten Start hin. Was an Krimiserien oft bemängelt wird, ist die fehlende Entwicklung ihrer Charaktere und fehlende folgenübergreifende Handlungsbögen. Bei "Covert Affairs" ist davon keine Spur zu erkennen, denn gleich von Beginn an wird sich hier stark auf das persönliche Leben der Hauptcharakterin Annie konzentriert. So sieht man nicht nur das Familienleben mit ihrer Schwester, sondern auch, wie ihr vor einiger Zeit das Herz gebrochen wurde. Das ist natürlich ein sehr cleverer Schachzug, da diese Schwächen und Problemchen den Charakter der Annie verständlicher und besser zugänglich machen. Sonst ist sie das, was wir von einer guten Heldin erwarten: Sie ist nicht nur im Training eine der besten, sondern ist auch in der Lage, sechs Sprachen zu sprechen. Respekt.
Die Storyline der Pilotfolge ist eigentlich nicht unbedingt sehr innovativ – junge Frau kommt wegen ihrer Fähigkeiten zur CIA und soll Informationen beschaffen, doch der Informant wird vor ihren Augen getötet. Da sie sich sicher ist, dass hinter der Geschichte mehr steckt als vermutet, ermittelt sie auf eigene Faust weiter, obwohl ihre Vorgesetzte den Fall für beendet erklärt. Natürlich kommt sie dem Mysterium auf die Spur und kann es auflösen. Irrsinnigerweise bekommt man auch noch eine Verfolgungsjagd zu sehen, die so gar nicht zum restlichen Charakter der Serie passen will. "Covert Affairs" ist für eine Krimi-Serie ernst genug, hat aber durchaus ihre humorvollen Momente. Sie nimmt sich nicht allzu wichtig und will eigentlich den Zuschauer nur gut unterhalten. Das gelingt zum großen Teil wegen der tollen Darsteller und ihren Persönlichkeiten. Diese sind es unter dem Strich dann auch, die der Serie die wichtige Note geben. Nicht nur Piper Perabo stellt ihren Charakter überzeugend dar, sondern auch mein persönlicher TV-Liebling Christopher Gorham leistet ganze Arbeit. Dabei ist es zwar zunächst verwirrend, ihn als Blinden zu sehen, auf der anderen Seite ist dies dann aber auch wieder mächtig cool. So eine Darstellung ist neu, aber nicht weniger angenehm. Schon in der Pilotfolge bekommt man einen guten Einblick, wie Auggie mit seiner Situation umgeht (natürlich vollkommen souverän) und man darf auch für die Zukunft auf weitere Hintergrunddetails von ihm hoffen und sich darauf freuen.
Überrascht hat mich aber auch Peter Gallagher, der sonst ja ein riesen Charmebolzen ist. Hiervon ist in der Serie fast gar nichts mehr zu erkennen und er spielt gekonnt den abgehärteten Oberboss, der kurz davor ist, ein Kopfgeld auf den Spitzel zu setzen, der interne Informationen an die Presse weitergereicht hat. Ob dies gut oder schlecht ist, wird sich in Zukunft zeigen, denn im Moment fehlt mir noch das Strahlen in seinen Augen, was man noch von seiner Darstellung des Sandy Cohen aus "O.C., California" von ihm gewöhnt ist. Anne Dudek, die Annies Schwester spielt, mag manch einem noch aus "Dr. House" bekannt sein, doch für mich ist sie ein neues Gesicht in meiner Serienlandschaft. Ohne große Vergleiche ziehen zu können, hat sie mich aber von sich überzeugt und sie passt gut in die Rolle der fürsorglichen Verwandten, die alles zu haben scheint, was Annie fehlt. Sie kann einen Mann, zwei Kinder und ein Haus vorweisen und meint, dass ihre Schwester dieses auch will. Doch eigentlich kann man sich so da gar nicht sicher sein. Ein wenig überrascht hat es mich natürlich, dass gerade sie nichts von Annies Karriere bei der CIA weiß und auch so gar nichts zu ahnen scheint. Auch hier steckt auf jeden Fall noch Konfliktpotential drin, was in den nächsten paar Episoden ausgeschöpft werden sollte.
Und natürlich last but not least ist da Annies ominöser Ex-Freund, der sie in Sri Lanka sitzen ließ. Dieser wird von Eion Bailey dargestellt und ist einer der interessantesten Charaktere dieser Folge, auch wenn man von ihm gar nicht so viel zu sehen bekommt. Zunächst dachte man, er wäre nur eine Figur, um Annies Hintergrundgeschichte verständlich zu machen, doch dann taucht er am Ende der Episode auf und rettet ihr das Leben. Wobei sie noch am zweifeln ist, ob er es wirklich gewesen ist. Ben ist so schnell wieder weg, wie er erschienen ist, aber wir werden ihn mit Sicherheit noch einmal zu Gesicht bekommen. Schließlich hängt Annie noch unglaublich an ihm und auch die CIA scheint ein sehr großes Interesse an ihm zu haben. Mit diesen Rätseln schließt die Pilotfolge ab und lässt einen mit vor Spannung juckenden Augen zurück.
Fazit
Für eine Krimi-Serie, die zum großen Teil auf Fällen der Woche basieren wird, ist dieser Pilot schon einmal erstaunlich vielversprechend. Es ist zu hoffen, dass die Spannung und die Geschichten um die Menschen so beibehalten wird, denn für Charakterentwicklungsfans wie mich kann man hier noch viel herausholen.
Luisa Schmidt - myFanbse
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