A Gifted Man - Review des Piloten
Es ist in dieser Season keine Riesenleistung, einer der besten Piloten zu sein. Dafür ist die Qualität der meisten Neustarts zu dürftig und ragt leider nur selten übers untere Mittelmaß hinaus. Dass sich dann aber ausgerechnet eines der unzähligen Ärztedramen, in dem auch noch eine Art Geistergeschichte eingebaut ist, als interessanter und vielversprechender Pilot herausstellt, hat mich dann doch überrascht. Dabei will ich gleich zu Beginn klarstellen, dass "A Gifted Man" trotz der Tatsache, dass eine der Hauptfiguren bereits im Jenseits weilt, nichts mit Kitsch-Shows wie "Ghost Whisperer - Stimmen aus dem Jenseits" zu tun hat. Zumindest diese erste Folge der Serie schafft es sehr gut, die wirklichen Szenen der übernatürlichen Art erstaunlich bodenständig und simpel zu gestalten. Da gibt es zum Glück kein funkelndes Engelslicht oder irgendwelchen anderen Blödsinn, man verlässt sich voll und ganz auf die Dynamik zwischen den beiden Hauptdarstellern Patrick Wilson und Jennifer Ehle.
Genau diese Dynamik ist es auch, die den Piloten von "A Gifted Man" so gut funktionieren lässt, ebenso wie die Einzelleistung von Leading Man Patrick Wilson. Er verströmt dieses nötige Charisma, welch eine Serie die derart auf seinen Schultern ruht, dringend braucht und für mich konnte auch die Anlegung des Charakters Michael Holt punkten. Er ist sicher nicht der erste "brilliant, aber sozial unterentwickelt"-Charakter einer TV-Serie, ganz im Gegenteil. Aber die Nuancen, die man ihm hier verleiht, lassen ihn auf mich zunächst einmal zwar schwierig, aber nicht unsympathisch wirken. Ich kann seine effiziente, kurz angebundene und vor allem sehr ehrliche Art seinen Patienten und Mitmenschen gegenüber schon gut nachvollziehen, gerade in seinem Job, zumal er auf mich auch dennoch als guter Menschenkenner herüberkam. Man hat also nicht dieses typische Arschloch-Klischee in den Mittelpunkt gestellt, was ich für eine gute Wahl halte.
Mit dem Berufsumfeld von Michael Holt beginnen dann aber auch die Probleme, die dieser Pilot trotz seines weitestgehend positiven Gesamteindruckes dennoch hat. Zwar waren die drei Fälle, die Holt in dieser Folge bearbeitete und die am Ende kulminierten spannend und interessant, aber in den Details schlichen sich doch einige Fehler ein und machten das ganze dann doch unglaubhaft. Die Eltern der Tennisspielerin waren zu sehr von der karrieregeilen Sorte, die Tennisspielerin selbst in einigen Momenten zu abgebrüht und die Parallelen zu Holt selbst doch manchmal arg gewollt. Und das ein hochklässiger Neurochirurg nach den Ursachen von Halluzinationen googlen muss, war hoffentlich nur ein schlechter Scherz. Hinzu kommt, dass ich momentan noch keinerlei Vorstellung habe, wie man sich nun den Serienalltag nach dieser Episode vorzustellen hat. Wir wissen bis dato lediglich, dass Michael unter Annas Einfluss beginnt, gewisse systembedingte Gesetzmäßigkeiten der medizinischen Versorgung zu hinterfragen, in welcher Art und Weise er daraus Schlüsse zieht und diesem Handlungen folgen lässt, müssen zukünftige Folgen erst zeigen.
Aber trotz der für mich noch völlig offenen inhaltlichen Zukunft und der gehörigen Portion Zweifel, die ich dem Geisteraspekt entgegenbringe, hat diese erste Folge mich wirklich berührt und mir Michael Holt als Charakter und seine besondere Beziehung zu Anna nahe gebracht.
Als großen Pluspunkt kann die Serie für mich außerdem verbuchen, dass man die großartige Margo Martindale im Cast hat, auch wenn die bisher nur wenig zu tun hatte. Aber wenn man eine frisch gebackene Emmy-Gewinnerin verpflichtet, dann wird man hoffentlich Möglichkeiten im Ärmel haben, diese ihr Können ausspielen zu lassen und ich hoffe diesbezüglich auf eine Rolle für Martindale, die ordentlich etwas zu bieten hat. Überhaupt ist das Ensemble hier zwar übersichtlich, aber wirklich exzellent und ich hoffe ein wenig darauf, dass "A Gifted Man" aus der recht starren Prämisse eines Medicaldramas eine vielschichtige Serie entwickeln kann, wie das bei CBS zuvor mit "Good Wife" eindrucksvoll im Justizgenre vorgemacht wurde.
Fazit
Vielleicht werden diese Hoffnungen meinerseits ganz schnell gnadenlos zerschmettert und in zehn Folgen bietet "A Gifted Man" nur noch langweilige Patientenfälle mit etwas Geisterflair, aber im Moment bleibe ich optimistisch und hoffe, dass sich die Serie zu einem interessanten Drama entwickelt.
Cindy Scholz - myFanbase
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare
23.11.2024 17:22 von Chili_vanilli
Cruel Intentions: Cruel Intentions
Ich bin auf deine Meinung gespannt. Ob ich weiterschauen... mehr
26.11.2024 15:38 von Daniela
Episode: #10.08 Love Will Tear Us Apart (Chicago Med)
Zach habe ich da auch nicht gesehen, aber durch diese... mehr