A Good Girl's Guide to Murder - Review, Staffel 1

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Die Buchreihe von Holly Jackson zu Pip Fitz-Amobi, die als "A Good Girl's Guide to Murder" bekannt ist, ist mir optisch auf jeden Fall einige Male ins Auge gesprungen, aber vielleicht hatte ich unterbewusst ein wenig die Sorge, dass ich den Krimi-Anteil für jugendliches Publikum vielleicht zu harmlos aufgemacht erlebe. Da ich aber inzwischen Serien, die sich an eine jüngere Zielgruppe richten, viel besser konsumieren kann als Jugendbücher, war die Adaption durch die BBC nun doch die ideale Gelegenheit, in das Geschehen mal einzutauchen.

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Die Buchreihe spielt eigentlich in den USA, wurde durch die BBC als interessierter Sender aber nach England verlagert, was aber wahrscheinlich keine drastische Entscheidung darstellt, zumal ich die Darstellung als sehr organisch empfand. Dennoch ist dann ausgerechnet für die Hauptrolle auf eine US-Amerikanerin mit Emma Myers gesetzt worden, während ansonsten Briten den Cast auffüllen. Aber vorwerfen kann ich das der Produktion nicht wirklich, denn Myers ist spätestens seit "Wednesday" und "Family Switch" ein Name, den doch einige kennen. Damit hatte die Produktion also ein Aushängeschild und ich finde auch, dass es eine geniale Besetzung ist. Auch wenn ich die Buch-Pip nicht kenne, aber für mich war zum einen entscheidend, dass Myers, die zwar auch schon 22 ist, wie eine echte Jugendliche aussieht, damit ähnlich wie bei den "Pfefferkörnern" der Effekt entsteht, dass es tatsächlich außergewöhnlich ist, dass ausgerechnet sie sich in eine Mordermittlung stürzt. Zum anderen ist es aber natürlich nicht nur das Optische, sondern es muss auch in der Wesensart wie die Jugend rüberkommen und auch das wurde für mich erfüllt. Pip braucht ihre Familie als warme Decke, das ist immer wieder deutlich zu merken, aber auch mit ihren Freunden ist sie auf eine Art und Weise eng, dass noch zu entnehmen ist, dass alle die Hoffnung haben, bis ins hohe Rentenalter Seite an Seite zu sein. Es ist genau dieser Zustand zwischen konfrontiert mit der Realität und leicht romantisch verklärt, den viele für die Jugend wahrscheinlich als passend beschreiben würden.

Foto: Zain Iqbal & Emma Myers, A Good Girl's Guide to Murder - Copyright: ZDF/Sally Mais
Zain Iqbal & Emma Myers, A Good Girl's Guide to Murder
© ZDF/Sally Mais

Bleiben wir doch gleich bei Pip, weil sie die zentrale Figur für uns ist, da es auch keine Szene gibt, in der sie nicht ist. Sie ist unsere personale Erzählerin. Man konnte Pip sicherlich durch die Bank lieb gewinnen, aber oft habe ich auch gedacht, ob sie denn wahnsinnig ist. Denn sie war in einigen Sequenzen, wie bei der wilden Party oder beim Zelten im Wald, unheimlich mutig, aber eben doch auch wahnsinnig. Denn wir sprechen hier nicht von einem Fall, dass ein Fahrrad geklaut wurde, sondern zwei junge Menschen sind mit Andie (India Lillie Davies) und Sal (Rahul Pattni) verschwunden bzw. faktisch tot und mindestens eins von beiden könnte Mord sein. Aber für solche Formate braucht es solche Figuren, die über die instinktiven Ängste des menschlichen Verstandes hinaus agieren, um die Handlung am Laufen zu halten. Außerdem habe ich mit allen sechs Episoden im Hinterkopf auch den Eindruck, dass bei Pip ein innerer Antrieb auch viel größer als die Angst war. Unterbewusst hat sie sich in den fünf Jahren seit dem Verschwinden von Andie den Vorwurf gemacht, dass sie möglicherweise eine Teilschuld trägt. Denn sie hat als Kind Sal verraten, wo Andie war, als diese eigentlich mit einer Geste um Stillschweigen gebeten hatte. Doch Pip hat Sal vertraut, weil sie ihn mochte, und deswegen ist sie Andie dann in den Rücken gefallen. Einen Tag später war Andie verschwunden und kurz darauf Sal tot, was schließlich als Selbstmord ad acta gelegt wird. Dementsprechend hat sie sich all die Jahre die Frage gestellt, ob sie mit ihrer Tat all das in Gang gesetzt hat. Gerade für ein Kind ist das eine schwere Bürde, weswegen ich mir gut vorstellen kann, dass sie eine eindeutige Antwort brauchte, um den Ballast loszuwerden und dafür hat sie sich bewusst selbst in Gefahr gebracht.

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Pip hat eigentlich eine Solo-Mission, nur Sals Bruder Ravi (Zain Iqbal) hat eine ähnlich große Motivation, weswegen die beiden sich letztlich für die Wahrheit zusammenschließen. Dennoch ist Ravi nicht ganz so enthusiastisch am Werk, weil er in einem entscheidenden Punkt das Gegenteil von Pip ist. Diese will die Wahrheit egal mit welchem Ergebnis, während Ravi nur die Wahrheit will, wenn er weiß, dass es den Ruf von Sal rehabilitiert. Über die Ermittlungen hinweg entsteht zwischen den beiden auch etwas. Das war für mich persönlich als Inhaltsschwerpunkt nicht so wichtig und hat mich im Nachgang auch relativ kalt gelassen. Ravi hatte durchaus seine Momente, weil er unter dem Ballast der Vergangenheit durchaus sehr amüsante kindische und mitreißende Züge hat, aber angesichts der ganzen Thematik war nicht so viel Raum, um richtig begeisternde Funken sprühen zu lassen. Bei den anderen Personen in ihrem Leben ist schon deutlich mehr Widerstandsfähigkeit gegen Pips Ansinnen zu erkennen, was ich auch gut nachvollziehen konnte. Cara (Asha Banks) als beste Freundin hatte natürlich auch die Folgen für ihre Schwester Naomi (Yasmin Al-Khudhairi) im Hinterkopf, da diese mit Sal befreundet war. Die Familie von Pip wiederum schwankte deutlich zwischen Sorge um Pip, aber auch Sorge um das, in was sie sich mit dem Fall möglicherweise verrennt. Diese unterschiedlichen Dynamiken waren für mich ein Pluspunkt der Serie, denn sie waren alle sehr intensiv ausgearbeitet.

Foto: A Good Girl's Guide to Murder - Copyright: ZDF/Joss Barratt
A Good Girl's Guide to Murder
© ZDF/Joss Barratt

Pip hat das Glück, eine echt beneidenswerte Gruppe an Freunden zu haben. Neben Cara gehören zu der treuen Gruppe auch Zach (Raiko Gohara), Connor (Jude Morgan-Collie) und Lauren (Yali Topol Margalith). Hier hat mich sehr positiv überrascht, dass sie einfach Freunde sein durften. Keine Liebesdramen untereinander, nur weil Jungen und Mädchen miteinander befreundet sind, nein, einfach Freundschaft und tiefes Verständnis füreinander. Die Clique hatte beim eigentlichen Aufklären keine große Rolle, aber sie haben in verschiedenen Phasen eine Rolle gespielt und sie haben für mich charakterlich unterstrichen, wer Pip ist. Die Freundschaft zu Cara ist da auch nochmal herauszuheben, ohne dass ich an dieser Stelle auf Details eingehen könnte, weil es zu viel verraten würde. Aber Pip und Cara bekommen einen riesigen Brocken in den Weg gerollt und es war sehr fürs Herz zu sehen, wie sie angesichts dessen, was sie schon als Grundgerüst haben, immer dafür kämpfen wollen. Aber auch die Familie ist wie weiter oben die warme Decke. Pip hat ihren leiblichen Vater schon verloren, bevor sie ihn überhaupt wirklich wahrnehmen konnte, aber hat mit Victor (Gary Beadle) einen wirklich liebevollen Stiefvater bekommen, der ihr mit ihrer Mutter Leanne (Anna Maxwell Martin) auch noch einen Bruder in Josh (Kamari Loyd) geschenkt hat. Auch dieser Teil war eher untergeordnet, aber ich fand es schön, wie sich für kleine Nebenplots die Zeit genommen wurde. Das hat gezeigt, wie auch Leanne damit zu kämpfen hat, dass ihr erster Mann so wenig an Pips Heranwachsen teilhaben durfte, aber es hat auch gezeigt, wie sehr Pip an Victor gebunden ist und wie sehr sie sozial von ihm geprägt ist, weswegen ein aufgedecktes Geheimnis sie auch so schwer erschüttert hat.

Foto: Henry Ashton, A Good Girl's Guide to Murder - Copyright: ZDF/Sally Mais
Henry Ashton, A Good Girl's Guide to Murder
© ZDF/Sally Mais

Der Hauptanteil ist dann aber die Suche nach Antworten von vor fünf Jahren. Ich war angenehm überrascht, welche Atmosphäre erzeugt wurde, denn es ging schon ordentlich zur Sache. Es sind pro Episode doch einige Spannungsmomente angeboten worden, was unterstützend wirkt, diese sechs Folgen als sehr kurzweilig zu empfinden. In den Kreisen, in denen Pip ermitteln muss, sind die Verdächtigen alle etwas älter, denn es geht um Andies Bezugskreis sowie die Gruppe rund um Sal und Naomi. Dementsprechend wurde ein wenig damit gespielt, dass alle Pip alle nicht so richtig ernst genommen haben, was natürlich auch zu Fehlern oder Überschätzung geführt hat. Pip hatte keine Berührungsängste, während es Max (Henry Ashton), Dan (Jackson Bews), Becca (Carla Woodock) und andere wohl eher als lächerliches Schulprojekt abgetan haben. Im Grunde hatten auch alle Geheimnisse. Nicht alle hatten direkt mit Andie und Sals Schicksal zu tun, aber das hat ein größeres Puzzle ergeben und so das Bild zwischendurch verzerrt gemacht. Da war es dann auch ein geschickter Kniff, dass es eine große Enthüllung schon in der fünften Episode gab. Mit der sechsten Folge im Hinterkopf ist klar, dass das noch nicht alles gewesen sein kann und sofort geht das Rätseln weiter. Ich persönlich fand letztlich alle Enthüllungen überraschend und auch inhaltlich entsetzlich. Denn in den Zusammenhängen steckte viel Tragik drin; für die jeweiligen Personen, aber auch für ihre wichtigsten Bezugspersonen. Auf diese Endlösung wäre ich letztlich nicht gekommen und muss daher den Hut ziehen, wie geschickt die Inszenierung gelungen ist, weil die falschen Fährten geklappt haben. Angesichts meines bislang doch sehr zufriedenen Fazits ist zu erahnen, dass ich die zwei weiteren veröffentlichten Romane mir gut als weitere Staffeln vorstellen könnte. "A Good Girl's Guide to Murder" hat in der Debütstaffel überzeugend funktioniert, weswegen nichts dagegen sprechen sollte, das weiter auszubauen und auf das überzeugende Figurenrepertoire zu setzen.

Fazit

"A Good Girl's Guide to Murder" ist für mich als Laie bezüglich des Buchs eine gelungene Adaption. Auch wenn es eher eine Jugendbuchreihe ist, aber es wurde für mich in allen Belangen genau das richtige Maß gefunden. Pip und ihre Freunde wirkten wie Jugendliche und trotzdem war das dargebotene Drama und auch das Ausmaß des zu ermittelnden Falles mit ordentlich Zug, Brisanz und Schaurigkeits-Level versehen. Emma Myers ist als Darstellerin ein großer Gewinn, aber auch die ganze Inszenierung war es würdig, problemlos für weitere Staffeln auf diese Produktion setzen zu können.

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Lena Donth - myFanbase

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