Alphas - Review des Piloten

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Ich bin in letzter Zeit etwas vorsichtiger geworden, einer neuen Show direkt nach dem Piloten ein gutes Urteil zu geben. Da waren doch in jüngster Vergangenheit einige Beispiele, an denen ich mir die Finger verbrannt habe. "The Killing" entwickelte sich nach einem wirklich verheißungsvollen Start zu einer der dicksten Enttäuschungen der letzten Jahre, zumindest für meinen persönlichen Geschmack. Auch "Falling Skies", welche ich nach den ersten zwei Episoden durchaus noch ein recht gutes Zeugnis mit der Empfehlung zum Einschalten ausgestellt hatte, bewegt sich mittlerweile nur noch in einem Mittelmaß und verschwendet mehr Potential, als das es selbiges nutzt. Deshalb gehe ich an diese Sci-Fi-Serie, die mit so viel altbekannten Zutaten arbeitet, jetzt doch erst einmal eher verhalten heran und auch wenn der Pilot von "Alphas" mich durchaus zu überzeugen wusste, warte ich noch eine Weile ab, bis ich mir ein endgültiges Urteil bilde.

Es ist auch immer eine Frage des individuellen Geschmacks. Ich persönlich bin von dem Konzept, was so ein wenig klingt wie "Heroes" meets "X-Men", durchaus angetan, denn ich halte es für keinen Zufall, dass diese Art der Superheldengeschichten die Menschen seit Jahren gut unterhält, ob früher hauptsächlich in Comicform, oder seit einigen Jahren vermehrt im Kino und Fernsehen. Und "Alphas", mit seiner Gruppe von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten, die diese nutzen um Verbrechen zu bekämpfen, speziell solche, die von anderen Alphas (wie sich diese besonderen Menschen nennen) begangen werden, erfindet nun wahrlich nicht das Rad neu. Die Grundelemente haben wir alle schon einmal mehr oder weniger häufig gesehen, ein eingefleischter "X-Men"-Fan wird hier wahrscheinlich nicht viel Neues vorfinden. Da ich selbst dieses Genre zwar immer schon sehr faszinierend fand, aber noch nicht allzu viel davon gesehen oder gelesen habe, bin ich doch mit großem Interesse an diese spezielle Geschichte herangegangen.

Und auf den ersten Blick verspricht "Alphas" auch, dieses Interesse zu belohnen und eine spannende Geschichte zu erzählen. Viele Aspekte werden durchaus clever behandelt. Ich mag es, dass die meisten der Alphas ihre Fähigkeiten schon lange kennen und es nicht in erster Linie darum geht, diese kennenlernen. So kommen wir direkt im Geschehen an und man hat auch bereits nach der ersten Folge eine gewisse Vorstellung, wie die Serie sich entwickeln könnte. Das Team rund um Professor Rosen, der von dem wunderbaren David Strathairn dargestellt wird, ist als solches schon einige Zeit zusammen und bekommt hier lediglich ein neues Mitglied mit Cameron in seine Reihen gestellt. Die Dynamik in der Gruppe, und die einzelnen Mitglieder mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und den daraus resultierenden Eigenschaften und Problemen, stimmt für mich und dürfte auf Dauer für gute Unterhaltung sorgen. Zwar sind die einzelnen Charakte, von Rosen einmal abgesehen, nicht sonderlich originell und verhalten sich auch genau so, wie man es von ihnen erwartet, aber ich erwarte in solch einem Umfeld auch keine Charaktertiefe à la "Mad Men", zumindest nicht nach der ersten Episode.

Fazit

Ob ich aber auf lange Sicht am Ball bleiben werde, hängt nun davon ab, wie man die einzelnen Fälle der Woche und die staffelübergreifende Handlung integriert, ob es auf lange Sicht eine spannende Geschichte zu erzählen gibt und ob man den Charakteren etwas mehr interessante Eigenschaften verleihen kann. Mit der Qualität der Proceduralelemente im Pioten hat man schon einmal einen guten Start hingelegt, kann man dieses Niveau halten, dann dürfte auch die Qualität insgesamt auf einem guten Niveau liegen und die Grundlage für eine übergreifende Mythologie bilden. Denn wie uns die vielen Science-Fiction-Flops der letzten Jahre gelehrt haben, ist es kein gutes Konzept, gleich den Anfang einer Serie mit zu viel Mythologie zu überfrachten. Viel wichtiger ist es, gute Grundlagen in Form von greifbaren, nachvollziehbaren Charakteren und Fällen der Woche zu schaffen, aus denen heraus man dann tiefergreifende Handlungselemente entwickeln kann. Es ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkennbar, ob "Alphas" dazu in der Lage sein wird. Der erste Schritt, ein solider Pilot, ist aber geschafft und die Grundlagen für eine interessante Superheldenserie sind gelegt.

Cindy Scholz - myFanbase

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