Angie Tribeca - Review Staffel 1

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Foto: Hayes MacArthur & Rashida Jones, Angie Tribeca - Copyright: Tyler Golden/TBS
Hayes MacArthur & Rashida Jones, Angie Tribeca
© Tyler Golden/TBS

In den ersten Momenten der TBS Crime-Procedural Parodie "Angie Tribeca" wird die titelgebende Hauptfigur in einer Montagesequenz vorgestellt, in der man ihr dabei zusehen kann, wie sie kurz nach dem Aufstehen energisch auf einem Laufband läuft, kopfüber Klimmzüge vollführt, Kickbox -echniken übt, gegen einen Boxsack schlägt, mit Messern, Kampfsternen und einer prall gefüllten Werkzeugtasche auf eine Pappfigur wirft, Luftballons und Melonen zertritt und schließlich die ganze Wohnungseinrichtung in einem Orkan aus Schlägen und Tritten in Schutt und Asche legt. Die sukzessive, immer ins absurdere abdriftende Vorstellung der hier im Zentrum stehenden, übermotivierten und offensichtlich brutal starken Ermittlerin zeigt schon in den ersten Minuten den puren albernen Wahnsinn, mit dem man es in dieser von Steve Carell und Nancy Carell entwickelten Comedyproduktion zu tun hat.

Man wird als Zuschauer relativ schnell merken, ob man mit der vollkommenen Hingabe zum gnadenlosen, leidenschaftlich vorgetragenen Blödsinn und der Zelebrierung eines Nonsens Humor im Stile der "Nackte Kanone"-Filme was anfangen kann oder nicht, denn der Humor wird schnell etabliert und über alle zehn Folgen der ersten Staffeln konsequent beibehalten. Das wunderbare aber ist, dass sich die Serie, zumindest für mein Empfinden, nie repetitiv oder angestrengt anfühlt: Durch die Konzeption der Serie als Parodie auf Crime Procedurals, wird in jeder Folge auch ein neuer Fall präsentiert, welcher stets extrem absurde Züge annimmt und Raum bietet für ein kreatives Gag-Fuerwerk mit Liebe zum Detail. Der Humor ist zwar albern, aber niemals einfältig, denn in welcher Weise hier mit Wortspielen, Running Gags und visuellen komödiantischen Elementen gearbeitet wird ist schlecht brillant. Jede einzelne Szene ist voll mit witzigen Ideen im Vorder- und Hintergrund, was dazu führt, dass man manche Einfälle erst beim zweiten oder dritten Sehen bemerkt und wertzuschätzen weiß. Dazu kommen die wiederkehrenden Elemente, wie der überstylisierte, auf ultra-stylisch getrimmt Vorspann, der eine offensichtliche Veralberung des Vorspanns von "CSI: Miami" ist, welcher stets mit einem schrillen, langgezogen Schrei beginnt. "Angie Tribeca" nimmt dies auf, kopiert es, um es in jeder Folge dadurch humoristisch zu brechen, dass nach dem Abspann immer ein Polizist gezeigt wird, der sich gerade eine Verletzung zugezogen hat, mit dem der Schrei im Vorspann schlussendlich erklärt wird.

Foto: Hayes MacArthur & Rashida Jones, Angie Tribeca - Copyright: Tyler Golden/TBS
Hayes MacArthur & Rashida Jones, Angie Tribeca
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Dies ist nur ein cleverer Einfall unter vielen. Ein weiteres Element ist das permanente wörtlich nehmen von Redewendungen. So werden Sätze wie "Journalists are sniffing around" oder "Grab a seat" stets wortwörtlich genommen, was durch die pure Ernsthaftigkeit des Vortrags der Schauspieler immer zu schreiend komischen Momenten führt. Die Darsteller sind dann auch ein zentraler Baustein für das Gelingen dieser Serie, funktioniert diese Art von Humor doch nur mit Schauspielern, die auch den plattesten Witz mit kompletter Ernsthaftigkeit rüber bringen können. Mit Rashida Jones hat man in dieser Hinsicht genau die richtige Darstellerin für die Rolle der Angie Tribeca gefunden, hat sie ihr Talent für die Darstellung des bodenständigen Normalos in Serien wie "The Office" und "Parks and Recreation" schon ausreichend unter Beweis gestellt. Die Fähigkeit auch auf die irrwitzigsten Momente mit einem ernsten Gesicht zu reagieren, kann sie hier voll ausspielen und es ist schon beeindruckend, mit wie viel Leidenschaft sich Jones hier in alberne Kostüme schmeißt und den überhöhten Blödsinn voll auslebt. Ihr Partner Hayes MacArthur fällt da zwar nicht ab, trotzdem ist es klar Jones, die das Herz der Serie bildet. Ergänzt wird das Ensemble von Jere Burns, Deon Cole, Andree Vermeulen, die schnell in ihre Rollen hineinwachsen und immer wieder für humoristische Glanzlichter sorgen. Beeindruckend ist auch die Liste an Gastdarstellern, die für diese kleine Nischenproduktion gewonnen werden könne. So sind in Gastrollen unter anderem Lisa Kudrow, Bill Murray, Sarah Chalke, David Koechner, James Franco und Keegan-Michael Key in der Rolle eines deutschen Frettchen-Händlers zu sehen.

Es ist insgesamt schlicht sehr angenehm mit "Angie Tribeca" nun wieder eine Serie zu haben, die ohne doppelten Boden den Zuschauern mit allen Mitteln auf kreative Art und Weise versucht zum Lachen zu bringen. Hier geht es um nichts anderes, als das Abfeuern von Witzen im Sekundentakt. Da geht zwar auch immer mal wieder was daneben, was aber nichts macht, da kurz darauf wieder mehrere Sequenzen und Ideen auf den Zuschauer einprasseln, die den letzten implodierten Gag vergessen lassen. Soviel Mut zum herum blödeln wird hoffentlich belohnt, eine zweite Staffel ist zwar schon lange bestellt, trotzdem verwundert die Auswertungsstrategie von TBS doch ein wenig, strahlt der Sender die Serie doch an einem Tag in einem 25-Stunden Marathon aus, eine Auswertungsstrategie die man in dieser Form doch eher selten gesehen hat. Für den deutschen Zuschauer ist es aber zumindest schön, dass TNT Serie diesen 25-Stunden Marathon gleichzeitig zur amerikanischen Erstausstrahlung ausstrahlt, auch wenn es für mich kaum vorstellbar ist wie dieser auf Wortspielereien basierende Humor in der deutschen Synchronfassung funktionieren soll. Deshalb die Bitte: Wenn möglich ist es anzuraten sich die Serie im englischen Original anzusehen, denn sonst wird sicher sehr viel von Charme der Serie verloren gehen.

Fazit

Die völlige Hingabe zum totalen Blödsinn wird nicht jedem Zuschauer gefallen, wer aber ein Liebhaber von Filmen, wie "Die nackte Kanone", "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" oder "Hot Shots!" ist und sich mit viel Freude die Netflix-Serie "Wet Hot American Summer: First Day of Camp" angesehen hat, wird sicher auch diese Feier der cleveren Albernheit durchweg genießen können.

Moritz Stock - myFanbase

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