Army Wives - Review
"'Desperate Housewives' meets Militär" ist sicher eine häufig gebrauchte Umschreibung für die "Army Wives", die oberflächlich auch sicherlich richtig ist. Im Mittelpunkt stehen vier Hausfrauen und Mütter, deren Männer eher eine Hintergrundrolle einnehmen, und ihr Alltag, in dem sie versuchen müssen, alle ihre Pflichten auf die Reihe zu bekommen und sich gleichzeitig noch irgendwie selbst zu verwirklichen. So weit zum Grundaufbau. Wenn man jedoch genauer hinschaut, haben die "Army Wives" mit unseren Housewives recht wenig gemein, ob man das nun als positiv oder negativ bewerten mag. Es fehlen die Intrigen und der Witz, es wird mehr Wert auf Herz und Emotion gelegt. Ein typisches Lifetime-Projekt eben, das seinen Fokus eindeutig auf soapige Frauengeschichten legt.
Die Schauspieler
Mit Catherine Bell und Kim Delaney hat man gleich zwei Schauspielveteraninnen (man beachte das gelungene Wortspiel) an Bord geholt, die jedem gut informierten Serienfan zumindest mehr oder weniger bekannt sein dürften. Auch hier liefern sie wieder solide Arbeit ab, für Glanzmomente sorgen jedoch andere. Die beiden relativ unbekannten Darstellerinnen Brigid Brannagh und Sally Pressman sind diejenigen, die in ihren Rollen der unkonventionellen, schlagfertigen Mamas und Ehefrauen immer wieder zu überraschen und vor allem zu überzeugen wissen. Die beiden sind charmant und lustig und bringen ein wenig Lockerheit in die eher ernste Serie. Bell und Delaney sorgen dagegen für die schwer emotionalen Momente. Auch Sterling K. Brown gehört zu den äußerst talentierten Schauspielern, wird hier jedoch selten gefordert. Sein Charakter rückt häufig eher in den Hintergrund, steht er allerdings im Mittelpunkt, weiß er ebenso wie seine weiblichen Co-Stars zu überzeugen.
Mit Drew Fuller und Brian McNamara hat man auch bei den Ehemännern der "Army Wives" zwei zumindest für "Charmed" und "O.C., California"-Fans bekannte Gesichter im Cast. Insgesamt bleiben jedoch alle Soldaten bis auf Wendy Davis eher blass, die durch ihre psychischen Probleme zumindest etwas mehr Stoff zum Arbeiten bekommt. Gute Darsteller hat man durch die Bank weg, leider werden jedoch nicht alle gleichermaßen gefordert.
Die Storylines
Einmal das Leben der vielen amerikanischen Frauen zu thematisieren, die ihr Leben auf Grund der Berufswahl ihrer Männer der Armee widmen und viel Zeit allein zu Hause verbringen müssen, ist sicherlich eine interessante Idee und mal was Anderes. Es wird auch sehr viel Wert darauf gelegt, die möglichen Situationen, in die die Wives geraten, möglichst realitätsnah zu halten. Leider gerät man dadurch häufig in die Falle, sich selbst ein wenig zu ernst zu nehmen. Eine Eigenschaft, die mir persönlich nicht wirklich zusagt. Trotz der teilweise schweren und bedrückenden Themen, die angeschnitten werden, handelt es sich bei der Serie doch eher um seichte Unterhaltung. Die Zielgruppe ist klar, häufig driftet man ins Soap-Milieu ab.
Allerdings weiß ich auch gute, emotionale Storys zu schätzen, da sie einem als Zuschauer auch mal ein wenig vor Augen führen, wie schlimm es sein muss, nie sicher sein zu können, ob der eigene Mann nach dem nächsten Einsatz wieder lebend zurückkehrt, oder teilweise überhaupt nicht zu wissen, ob der Mann noch da ist, wenn man nach dem Abholen der Kinder aus der Schule wieder nach Hause kommt. Denn Pamelas Mann arbeitet beispielsweise in einer geheimen Spezialeinheit, die immer überraschend und kurzfristig abgerufen wird, so dass nicht einmal Pamela Bescheid weiß, was vor sich geht, bis sie schließlich ahnt, dass ihr Mann wohl bereits im Flugzeug sitzt, nachdem sie stundenlang auf ihn gewartet hat. Sie hat es auch mit am schwersten und ist sicherlich einer der sympathischsten Charaktere, mit dem man sich am meisten identifizieren kann.
Insgesamt ist die Serie aber auch mutig und scheut nicht vor etwas unangenehmeren Storylines, was das Ganze ein bisschen weniger vorhersehbar macht. Wer hier allerdings eine Show auf dem Niveau der sonstigen Kabel- und PayTV-Sender erwartet, ist natürlich fehl am Platze. "Army Wives" weiß aber zu unterhalten und zu berühren und bemüht sich auch zum Nachdenken darüber anzuregen, welche Opfer die Familienmitglieder eines Soldaten häufig bringen müssen. Das dabei der typische, amerikanische Pathos nicht ausbleibt und wir einiges an übersteigertem Patriotismus mit auf den Weg gegeben bekommen, ist da wohl keine Überraschung. Während der normalen Season weiß ich nicht, ob ich mir die Serie auf Dauer anschauen würde, da es da qualitativ einfach besseres Material gibt, doch für Überbrückung zwischen Frühjahr und Herbst reicht das, was "Army Wives" bietet, allemal aus, um mich bei der Stange zu halten. Zwar wirkt die Serie hin und wieder etwas steif und überzogen, doch gibt es momentan keine Serie mit einem ähnlichen Thema und derselben Zielgruppe. Und so kann man die Serie vielleicht nicht unbedingt als innovativ bezeichnen, aber sie verbindet emotionale Storys mit sympathischen Charakteren. Kein "Muss", aber ein "Kann"...
Fazit
Wenn man die typischen Frauenromane aus dem gut sortierten Buchhandel genießt, wird einem auch "Army Wives" gefallen. Ansonsten profitiert die Serie sicherlich davon, dass sie in der ohnehin eher dünn besetzten, amerikanischen Sommerseason läuft. Unter anderen Umständen wüsste ich nicht, ob ich die Serie weiterverfolgen würde. Nette Unterhaltung für Zwischendurch ist es aber allemal.
Nadine Watz - myFanbase
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