Ash vs. Evil Dead - Review des Piloten
#1.01 El Jefe
"Ash vs. Evil Dead" ist genau – entschuldigt bitte die derbe Sprache - der abgefuckte Splatterspaß geworden, den der Trailer bereits versprochen hat. Und Bruce Campbell hat sichtlich Spaß daran, erneut in die Rolle des unglücklichen Ash zu schlüpfen, der sich gegen die Mächte der Finsternis erwehren muss, die ihm dreißig Jahre nach den Ereignissen in "Armee der Finsternis" noch immer (oder sollte man besser sagen schon wieder) nach dem Leben trachten.
Eigentlich dürfte man mit Ash nicht sonderlich viel Mitleid haben. Er weiß um die Bedrohung, die von dem Necronomicon ausgeht, das noch immer in seinem Besitzt ist und dummerweise in einer Kiste in seinem Trailer lagert, wo er jederzeit ran kann. Und so geschieht, was geschehen muss – in einer Nacht, als er ein Mädchen beeindrucken will, greift er vollkommen bekifft zu dem Buch der Toten und rezitiert daraus, was natürlich zur Folge hat, dass nun mal wieder die Mächte der Finsternis hinter ihm her sind.
Leider zieht er mit dieser Sache auch die junge Polizistin Amanda Fisher (Jill Marie Jones) in Mitleidenschaft, die die erste ist, die mit den gruseligen Zombies Bekanntschaft machen darf. Die Szene in dem Haus, als ihr Partner und sie durch die dunklen Zimmer streifen und dann auf die junge Frau aus Ashs Trailer treffen, ist atmosphärisch genial und spannend bis zur letzten Sekunde. Sam Raimi versteht es, mit Licht und Schatten zu spielen, um so kleine Augenblicke makabren Schreckens einzufangen, die er dann binnen weniger Sekunden in brachiale Gewalt und Absurditäten wenden lässt, die sich ganz im Glanz der 80er Jahre – B- Horrorstreifen suhlen und doch auch heute, im Angesicht moderner Zombies noch immer Angst und Schrecken verbreiten können. Überhaupt wird in der Pilotfolge viel mehr Wert auf Handarbeit gelegt als auf teure CGI-Effekte. Man setzt auf grotestke Masken, Puppen und ganz viel Kunstblut, was die wenigen computergenerierten Effekte deutlich in den Schatten stellt und so schnell ein Gefühl wie damals herauf beschwört.
Es gibt jedoch neben all den gruseligen Momenten auch das für das Franchise so typische, auf banale Lacher ausgelegte Splattervergnügen. So muss sich Ash beispielsweise in einem Lagerraum gegen eine besessene Puppe erwehren, die ihm mit einem Teppichmesser nach dem Leben trachtet. Und damit sich die jüngere unter den Zuschauer nicht frage, was das Ganze eigentlich soll, wird ein kleiner Rückblick in die Geschehnisse des erste Teils in Form einer kurzen Nacherzählung durch Ash unternommen, der das Setting klar macht – Ash hat das Böse heraufbeschworen und nun macht es sich auf den Weg, ihn zu holen.
Glücklicherweise ist Ash dieses Mal mit seinen Problemen nicht alleine, sondern findet einen Mitstreiter an seiner Seite – seinen Freund und Kollegen Pablo (Ray Santiago), der zwar selbst keine Erfahrung mit Monstern und Zombies hat, der jedoch die alten Geschichten seines Großvaters kennt, der ihn immer vor den Teufeln im Schatten gewarnt hat. Er ist es, der Ash klar macht, dass er beenden muss, was er angefangen hat – dem Bösen kann man so einfach nicht entkommen. Und nachdem er erkennt, dass er tatsächlich keine andere Wahl hat, da streift er sich die Kettensäge über die amputierte Hand und macht sich auf in den Kampf.
Die anderen Charaktere bleiben im Moment noch ein wenig blass. Lucy Lawless hat gar nur einen Miniauftritt als Ruby Knowby mit wenigen Sätzen, aber im Pilot ging es erst einmal um die Etablierung der Grundsituation und das ist Sam Raimi und seinem Team gelungen. Man hängt am Haken, ob man nun Horrorkomödien mag oder einfach nur gerne dabei zusieht, wie Zombieköpfe weggepustet werden. Das liegt in erster Linie natürlich an einem glänzend aufgelegten Bruce Campbell, der sich für keine Absurditäten zu schade ist, sich auch schon mal über sein Alter und sein Gewicht lustig macht und am Ende überzeugend einfach in die Rolle des brutal-coolen Actionhelden schlüpft, als hätte er nie etwas anderes gemacht.
Fazit
Dem Pilot gelingt die feine Gradwanderung zwischen Horrorfilm und Splatterkomödie und platziert sich dabei irgendwo zwischen Teil zwei und Teil drei der "Evil Dead"-Reihe. Fans der Filme können sich ebenso wiederfinden, wie generelle Freunde von Horror und Splatter, die mit Bruce Campbell vielleicht nicht in erster Linie Ash Williams in Verbindung bringen. Man muss abwarten, wie sich die weiteren Episoden entwickeln und welches Konzept Raimi und Co für die Serie anwenden werden. Doch der Pilot zeigt, wie simpel es gelingen kann, ein Kultphänomen in Serieformat zu verpacken und dabei neue Impulse zu setzen, ohne dabei auf den Charme des Originals verzichten zu müssen, selbst wenn das schon dreißig Jahre alt ist. Vielleicht nicht ein absoluter Muss in der Serienlandschaft, aber verdammt gute Unterhaltung.
Melanie Wolff - myFanbase
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