Battlestar Galactica - Review zur Serie

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Ich tu mich gerade ziemlich schwer einen Anfang für diese Review zu finden, denn selten habe ich eine so komplexe Serie gesehen, was es mir unheimlich schwer macht, meine Gedanken zu bündeln und zu sortieren, um sie schriftlich auf den Punkt zu bringen. In jedem Fall ist "Battlestar Galactica" eine der besten Serien, die ich seit langem gesehen habe und die für mich persönlich große Maßstäbe setzten wird, obwohl mir das Science-Fiction-Genre eigentlich gar nicht zusagt. Doch "Battlestar Galactica" ist so wahnsinnig viel mehr und im Vordergrund stehen eigentlich die Menschheit mit ihren facettenreichen Charakteren und zentrale Anliegen und Fragen, die die Menschheit seit Jahrhunderten beschäftigt. Es geht um die Tugenden und Abgründe der Menschen wie Freundschaft, Liebe, Loyalität, Untreue, Verrat, Glauben und Vertrauen. "Battlestar Galactica" ist eine wahre Offenbarung um existenzielle Fragen über das Leben und seinen immerwährenden Kreislauf. Eine der wenigen Serien, die zum Diskutieren und vor allem Nachdenken anregen.

Foto: Michael Hogan, FedCon 2009 - Copyright: sichtlichmensch-fotografie
Michael Hogan, FedCon 2009
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"Battlestar Galactica" schafft es problemlos, den Zuschauer immer wieder neu gebannt an den Fernseher zu fesseln, sich selbst von Staffel zu Staffel zu toppen und immer nochmal wieder zu übertrumpfen. Obwohl es ab und an lahme Durststrecken gibt, in denen die Dialoge für meinen Geschmack teilweise etwas zu langatmig und abschweifend werden, dauert es meist nur Minuten, bis einen der nächste Schocker einholt. Und gerade wenn man denkt, man hat das komplexe System der Serie durchschaut, passiert etwas, das einen wieder alles in Frage stellen lässt. Gerade diese unvorhersehbaren Ereignisse und drastischen Wendungen machen diese großartige Serie so reizvoll und lassen einen gebannt zur nächsten Folge fiebern. Als es zum Beispiel darum ging, wer genau die mysteriösen Fünf sind und man eigentlich mit jedem rechnete und dachte, es kann einen so wirklich nichts überraschen, stellten die Macher von "Battlestar Galactica" nochmal alles auf den Kopf und präsentierten dem Zuschauer direkt vier der fünf Zylonen völlig unerwartet auf einen Schlag. Doch auch viele viele andere dramatische Schocker haben mich aus dem Sessel gerissen, wie zum Beispiel der Angriff von Boomer auf Adama, der Selbstmord von Dee, die Tötung von Ellen durch Saul (Michael Hogan, Bild), der Mord an Cally durch Tory, um hier nur ein paar wenige zu nennen. Denn oftmals waren es auch gar nicht die offensichtlichen Knaller die einen umgehauen haben, sondern mehr das Eindringen in die Seelen, Abgründe und auch positiven Wendungen der Charaktere. Untermalt wurde all das immer durch eine fabelhafte Musik, die es immer wieder treffend auf den Punkt gebracht hat und einem eine Gänsehaut nach der anderen bescherte.

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Teilweise muss ich zugeben, gingen mir allerdings einige der hochgelobten Charaktere zwischenzeitlich ziemlich auf die Nerven. Allen voran Laura Roslin und Gaius Baltar mit ihrer oftmals recht überheblichen und arroganten Art. Und man möge es mir verzeihen, aber auch die hochgefeierte Kara Thrace alias Starbuck hatte immer wieder Phasen, in denen ich sie am liebsten der Serie verwiesen hätte. Andere Rollen, wie zum Beispiel die des Saul Tigh, Helo und Bill Adama (Edward Olmos) rissen dafür wiederum alles raus und konnten mich von Beginn der ersten Episode bis zum endgültigen Schluss in ihren Bann ziehen. Doch gerade diese Schwankungen zwischen Höhen und Tiefen der Charaktere, macht jeden Menschen auf der "Battlestar Galactica" so authentisch und nachvollziehbar. Denn jeder einzelne Charakter wird unglaublich facettenreich dargestellt und nur selten gibt es einfach nur gut oder böse oder stark oder schwach. Es erfolgt eine stetige Weiterentwicklung der Charaktere, die meistens ziemlich schlüssig und unglaublich wichtig ist. Doch nicht nur auf die Weiterentwicklung der menschlichen Charaktere wurde hier unheimlich viel Wert gelegt, auch die ja eigentlich identischen Zylonen-Modelle entwickeln im Laufe der Zeit unterschiedliche Charaktereigenschaften und gewinnen immer mehr an menschlichen Zügen, was es von Folge zu Folge schwerer macht, sie einfach nur als Feind zu sehen. Ein mega fettes Lob möchte ich an dieser Stelle an die Darsteller der einzelnen Rollen anbringen, denn für mich persönlich war jeder einzelne Charakter mehr als perfekt besetzt. Jeder der zahlreichen Darsteller hat das Beste aus seiner Rolle rausgeholt, um dem Zuschauer die einzelnen Facetten seines menschlichen und nicht menschlichen Charakters nahezubringen.

Foto: Edward James Olmos, FedCon 2009 - Copyright: sichtlichmensch-fotografie
Edward James Olmos, FedCon 2009
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Der für mich größte und beeindruckteste Faktor der Serie ist eindeutig die Darstellung und das Aufzeigen der Freundschaft und Loyalität. Und da habe ich schon diverse Dramaserien gesehen, die versucht haben, durch schwülstige Dialoge das Gefühl von Freundschaft aufzuzeigen, aber nicht mal ansatzweise so nah dran waren wie zum Beispiel Saul Tigh und Bill Adama in "Battlestar Galactica". Denn welche Probe für eine jahrelange Freundschaft könnte schlimmer sein, als zu erfahren, dass dein bester Freund in Wirklichkeit dein allergrößter Feind ist? Und anstatt diesen Konflikt durch Dialoge bis zum Erbrechen auszudiskutieren, wurde bei "Battlestar Galactica" der Schwerpunkt einfach auf Taten gelegt. Ich persönlich muss sagen, dass ich noch nie eine realistischere Darstellung dieses Themas gesehen habe. Denn trotz schwerer Diskrepanzen und diversen Streitpunkten über alle vier Staffeln verteilt, strotzte diese Freundschaft vor Loyalität und Vertrauen.

Doch so sehr mir das Thema Freundschaft in dieser Serie ans Herz gegangen ist, so wenig hat mich das Thema Liebe hier leider berührt. Die Hin-und-her-Liaison von Kara und Lee war ab und an soweit, mich in den Bann zu ziehen, wurde aber dann doch nie weit genug ausgearbeitet, um mich so wirklich mitreißen zu können. Auch die diversen anderen Paare konnten nicht so wirklich mein Herz erwärmen, beziehungsweise wurden einfach immer nur zu kurz angerissen, um Gefühl aufzubringen. Eventuell könnte ich hier noch Helo und Athena nennen, die es ansatzweise geschafft haben, mich zu berühren. Allerdings spielt da weniger der Faktor der Liebe eine Rolle, sondern mehr der der Loyalität und des Vertrauens. Was natürlich aber zur Liebe dazugehört und dann wohl doch als eine Einheit anzusehen ist. Für mich persönlich ist das aber kein Minuspunkt, da "Battlestar Galactica" nun mal eben auch kein Liebesdrama, sondern eine Science-Fiction-Serie ist.

Ein weiterer zentraler Punkt der Serie ist der unterschiedliche Glaube und die Politik. Ich fasse dieses Thema mal zusammen, da es meiner Meinung in den wesentlichen Eckdaten zum gleichen Punkt führt. Denn obwohl beide Themen eine unheimlich große Rolle in der Serie einnehmen, wird der Zuschauer nicht in ein Lager gedrängt, beziehungsweise ihm keine der jeweiligen Richtungen als grundsätzlich falsch oder pauschal richtig aufgezeigt. Alle Darstellungen passieren ohne erhobenen und mahnenden Zeigefinger und zeigen trotzdem kritische Schwachpunkte und einleuchtende Vorteile der jeweiligen Parteien auf. Denn welches Thema schafft mehr Konflikte als Politik und Religion? Ein brisantes Thema, das die Menschheit seit jeher eng zusammenschweißt und auch gewaltsam auseinander drängt, tröstende Bündnisse schafft und brutale Kriege entfacht. Für mich wurde hier ein außergewöhnlich guter Mittelweg gefunden, ohne den Zuschauer permanent mit zu viel Eifer zu langweilen.

Auch wenn sich die zahlreichen Fans von "Battlestar Galactica" nicht ganz einig sind über das gelungene oder eben nicht gelungene Serienfinale, war es für mich persönlich einfach perfekt. Weitestgehend wurden alle zentralen offenen Fragen geklärt und führten endlich zum langersehnten Ziel. Jeder einzelne liebgewonnene Charakter erhielt quasi seinen eigenen kleinen Schlusspunkt und seine persönliche Verabschiedung. Es gab einige Tränen bei Bill und Lees Abschied und Laura Rosslins Tod, aber auch große Erleichterung und Freude bei der Erkenntnis, dass Helo überlebt hat und er und die Zylonin Athena wieder zusammengefunden haben. Auch Karas mysteriöses Geheimnis wurde gelüftet und hinterließ keinen bitteren Nachgeschmack vor Rührseligkeit, sondern fand einen würdigen und passenden Abschluss. Und zu guter Letzt wurde der heutigen Gesellschaft nochmal ein Spiegel vorgezeigt, ohne dabei zu streng oder mahnend zu sein. Ich für meinen Teil bin vollends zufrieden gestellt und kann mit einem weinenden und einem lachenden Auge, aber in jedem Fall mit einem zufriedenen Gefühl, Abschied nehmen von der "Battlestar Galactica"- Crew.

Nina V. - myFanbase

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