Better Off Ted - Review
Humor ist im TV-Geschäft wie kein anderes Thema Geschmackssache und so kommt es, dass meine Meinung zur Serie gegenüber der meiner Kollegin Nadine unterschiedlicher nicht sein könnte. Schon nach der Pilotfolge von "Better off Ted" war ich begeistert, habe herrlich gelacht und mich in die schräge Truppe bei Veridian Dynamics verliebt. Man darf sich natürlich von aberwitzigen Plots wie kryogenisch eingefrorene Mitarbeiter und Killerpandas nicht abschrecken lassen, um den Spaß an der Serie genießen zu können, aber die Mischung dieser Sitcom hat genau meinen Geschmack getroffen.
Nur leider stehe ich und einige wenige begeisterte Fans wohl leider ziemlich allein mit dieser Meinung da, denn die Quoten zur Serie in den USA waren desaströs und eigentlich grenzte es schon an ein Wunder, dass ABC noch eine zweite Staffel in Auftrag gegeben hatte. So will ich mich also nicht beschweren, sondern einfach nur die wenigen göttlich komischen Episoden genießen und immer und immer wieder anschauen.
"Better off Ted" spielt in den Räumen der großkapitalistischen Firma Veridian Dynamics, die alles herstellen über Spielzeug, Büromöbel bis zu Waffen. Und einen Großteil seines Humors schöpft die Serie aus schwärzester Kapitalismussatire, schon allein die immer wieder eingespielten Werbespots für Veridian Dynamics sind kleine, perfekte Kunstwerke, oftmals platziert am Anfang oder Ende einer Episode, oder direkt am eigentlichen Werbeblock. Sie passen thematisch zum Inhalt der Folge und bilden so oftmals das I-Tüpfelchen der gekonnten Satire. Beim ersten Spot kann man diesen noch nicht so wirklich einordnen, hat man das Muster aber einmal erkannt sehnt man doch immer den treffenden Aussagen wie "Life! Better!" entgegen. Das wunderbare an den satirischen Elementen der Serie ist, dass man selbst bei den abstrusesten und verrücktesten Ideen, die man hier um des großen Geldes Willen ausbrütet, als Zuschauer doch immer wieder den Verdacht hat, dass dieser Irrsinn vielleicht gar nicht so weit hergeholt ist.
Aber das eigentliche Herz der Serie bilden die Mitarbeiter, die sich im menschenfeindlichen Dschungel der Firma durchwurschteln. Erzähler und Hauptfigur Ted ist im mittleren Management tätig, er hat zwar immer die Interessen seiner Arbeitgeber im Sinne und versucht alles, um gute Ergebnisse zu erarbeiten, ist aber doch ein humaner und netter Chef für seine Untergebenen. Er ist das Bindeglied zwischen den kleinen, machtlosen Mitarbeitern und der Chefetage. Jay Harrington als relativer Normalo, inmitten all der anderen reinen Komiker, macht seine Sache äußerst gut. Und wenn er dann ab und an mal aus dieser Rolle aubrechen darf, beweist er, dass er auch das Zeug zur Comedy-Darstellung hat.
Auf der Seite der skrupellosen Oberen steht Veronica, kongenial verkörpert von Portia de Rossi. Schon alleine ihre Performance macht die Serie sehenswert, ihre Leistung gleicht einer Lehrveranstaltung in komödiantischer Darstellung. Was allein ihre Augenbrauen an Azsdruck übermitteln muss man gesehen haben, um es zu glauben. Die einerseits gefühlskalte, aber dann doch immer wieder menschliche Veronica, ohne dass sie dabei aber ihren Schrecken verliert, ist einfach nur urkomisch. Egal mit wem ihrer Partner sie kombiniert wird, ob mit Jay Harrington oder Andrea Anders, sie treibt alle zu Spitzenleistungen an.
Aber das gesamte Ensemble kann sich sehen lassen, Malcolm Barrett und Jonathan Slevin als völlig abgedrehtes Wissenschaftlerduo Phil und Lem sind eines der denkwürdigsten Comedy-Duos im amerikanischen TV, und sicher eine der individuellsten Freundschaften seit Turk und J.D.. Auch Andrea Anders als liebenswerte und herzensgute Produkttesterin Linda, die eine typische "Kriegen-sie-sich-oder-kriegen-sie-sich-nicht"–Anziehung mit Ted verbindet spielt sich schnell in die Herzen der Zuschauer. Aber die Serie lebt von ihrer abstrusen Situationskomik und den abgefahrenen Ideen, die von Autorenseite eingebaut wurden. Ein ganz besonderes Highlight bietet Episode "Racial Sensitivity". Wenn das Bewegungsmeldersystem die schwarzen Mitarbeiter nicht mehr erfasst (was aber natürlich nicht rassistisch ist, denn die Latinos und Asiaten werden doch wahrgenommen) und so jeder afroamerikanische Angestellte einen weißen Praktikanten zur Seite gestellt bekommt, was die Gleichstellungsbeauftragten zu Tage ruft, da es nicht sein kann, dass für diese Jobs nur weiße Personen eingestellt werden, und so auch schwarze Begleiter engagiert werden müssen, die dann ebenfalls einen Begleiter brauchen, ist eine der lustigsten Episoden die ich seit langem gesehen habe, vergangen. Oder wenn in "Lust in Translation" ein ganz besonderer Übersetzungsautomat auch in intimen Situationen zum Einsatz kommt, dann bleibt kein Auge trocken. Und bei jedem Lacher schwingt der leise Gedanke mit, dass dieser Wahnsinn nicht weit von der Realität entfernt ist.
"Better off Ted" ist eine intelligente, skurrile und vor allem äußerst unterhaltsame Kapitalismussatire, in der aber auch der zwischenmenschliche Aspekt nicht zu kurz kommt. Zwar hat man mit dem Beginn der zweiten Staffel die immer wieder aufkeimende Romanze zwischen Ted und Linda wieder etwas in den Hintergrund rücken lassen, dafür hat man aber die Gelegenheit ergriffen, aus Linda mehr als nur Teds Love Interest zu machen. Gerade die etwas ungelenke Freundschaft zwischen den beiden grundverschiedenen Frauen Linda und Veronica rückt dadurch mehr in den Vordergrund, was der Serie auch sehr gut zu Gesicht steht. Neben den bereist ab Stunde Null etablierten Duos Phil und Lem, auf die immer Verlass ist für herrlichste Slapstick-Comedy, und Ted und Veronica, die als leitende Manager eine erstaunlich gleichberechtigte und respektvolle Freundschaft pflegen, hat die Serie so eine neue Ebene eröffnet.
Unter dem Strich bleibt eine urkomische, intelligente, liebenswerte Satire, voller verrückter Ideen und abgefahrener Einfälle, die einfach nur Spaß macht.
Cindy Scholz - myFanbase
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