Bored to Death - Review des Piloten

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Foto: Jason Schwartzman, Bored to Death - Copyright: 2013 Home Box Office, Inc. All rights reserved. HBO® and all related programs are the property of Home Box Office, Inc.
Jason Schwartzman, Bored to Death
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Ach, ist das schön. Eine Comedyserie, die nicht doch noch unbedingt irgendwelche dramatischen Elemente aufweisen muss und am Ende auf beiden Fronten enttäuscht (siehe "Hung", "Nurse Jackie" und "United States Of Tara"), und gleichzeitig keine Sitcom mit vollkommen überdrehten Charakteren und Lachern aus der Dose ist. Man scheint es bei HBO also tatsächlich geschafft zu haben, das Erfolgsrezept von "Flight Of The Conchords" zu kopieren. Die Zutaten dafür: normale Menschen, die sich immer und immer wieder in saukomische Situationen begeben und mit ihrem Wesen für einen lustigen Moment nach dem anderen sorgen.

Für diese Art von Situationskomik muss aber vor allem ein Faktor stimmen, die jeweilige Serienfigur, der man ihr Verhalten abnimmt, ohne dass es vollkommen albern oder übertrieben wirkt. Dass man das mit Leuten wie Jason Schwartzman, Ted Danson und Zach Galifianakis erreichen kann, liegt auf der Hand, hat man sich doch drei der begehrtesten Comedydarsteller geangelt. Während Jason Schwartzman in zahlreichen hochgelobten Kinokomödien auf sich aufmerksam machen konnte, ist Ted Danson, wegen seines Charakters Sam Alone in "Cheers" ohnehin eine lebende Legende und hat es mit "Becker" weit vor "Dr. House" und seiner Hauptfigur Dr. Gregory House geschafft, einen gleichzeitig misanthropen und dann doch irgendwie sympathischen Arzt zu verkörpern. Nicht zu vergessen seine mit mittlerweile zwei Emmy-Nominierungen gefeierte Verkörperung des Milliardärs Arthur Frobisher im Anwaltsdrama "Damages", womit er einmal wieder seine Vielseitigkeit unter Beweis stellen konnte. Dazu gesellt sich der seit "Hangover" momentan wohl gefragteste Comedydarsteller und ehemaliger Hauptakteur in "Tru Calling", Zach Galifianakis. Bereits in der Pilotfolge wird die Rollenverteilung klar: Jason Schwartzman spielt den zurückhaltenden, höflichen und verplanten Hauptakteur, Zach Galifianakis ist der kauzige Sidekick, der nie um einen starken One-Liner verlegen ist, und Ted Danson als Boss, der auch mal eine Tüte mit Jonathan durchzieht und über Frauen und Männer philosophiert.

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Bored to Death
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Warum die Figuren so wunderbar funktionieren, liegt daran, dass sie alle – zumindest halbwegs – realistisch erscheinen. Natürlich müssen sie in einem gewissen Sinne etwas ausstrahlen, was sie witzig macht, aber man könnte genau solche Menschen deswegen trotzdem auf der Straße treffen. Dabei könnte man sich dann über die zahlreichen witzigen Szenen, die durch die drei ausgelöst werden, zu Tode lachen. Sei es Jonathan, der einem mutmaßlichen Entführer erst mal erklärt, dass Meth eine chemische Droge sei und er stattdessen doch lieber das schön organische Marihuana versuchen solle. Sei es George, der vollkommen fertig in seinem Zimmer ist und Jonathan anruft, damit dieser ihn mit Marihuana versorgt und ihm vorwirft, ihn dazu angestiftet zu haben, obwohl er regelrecht darum gebettelt hat. Oder sei es Ray, der seine Freundin allein lässt, als sie statt des terminlich fest vereinbarten Sex einschläft, nur damit er, als sie ihn deswegen wütend konfrontiert, sie weinend und winselnd um Verzeihung bittet.

Der Rahmen, der Jonathan, Ray und George dabei gegeben wird, ist die eigentliche Handlung, die für sich genommen deutliche Ähnlichkeiten mit Paul Austers "Stadt aus Glas" aufweist. Doch im Gegensatz zu Austers Erstlingswerk ist die Prämisse von "Bored To Death" dann doch eine ganz andere, es soll ja schließlich witzig sein. Also wird der Protagonist auch nicht durch Zufall als Detektiv engagiert, sondern annonciert sich selbst auf Craigslist – natürlich mit dem Hinweis, dass er kein lizensierter Detektiv sei, um den zahlreichen folgenden "Bist du wirklich ein Privatdetektiv?" Fragen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Allein die Prämisse, dass ein recht unbedeutender Romanautor sich als Privatdetektiv ausgibt, um Fälle zu lösen, bei denen er im Normalfall natürlich gänzlich überfordert ist, sorgt für zahlreiche komische Momente, so auch bereits im Piloten. Selbst das mantraartige Wiederholen, dass er kein lizensierter Detektiv sei, führt mitnichten dazu, dass man ihm nun wirklich abnimmt, dass er wenigstens halbwegs weiß, was er da tut. Man darf daher gespannt sein, welche Fälle auf Jonathan noch warten, und vor allem, wie er diese bewältigt.

Fazit

"Bored To Death" beginnt äußerst vielversprechend und bietet sowohl eine gute Grundidee, die weitere lustige Szenen verspricht als auch witzige Charaktere, die von den angesehensten Schauspielern des Genres verkörpert werden. Der Grundstein für eine der humorvollsten Comedyserien der vergangenen Jahre ist gelegt, jetzt gilt es, das brachliegende Potential zu erschließen, damit an den Überraschungshit "Flight Of The Conchords" auch qualitativ angeknüpft werden kann.

Andreas K. - myFanbase

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