Bored to Death - Review
Jason Schwartzman, Ted Danson und Zach Galifianakis in einer Serie. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Als HBO der Geniestreich gelang, diese drei hochkarätigen Schauspieler für Jonathan Ames' Projekt "Bored to Death" zu verpflichten, war eigentlich klar, dass etwas Großartiges herauskommen würde. Und tatsächlich ist "Bored to Death" eine kleine, aber sehr feine Dramedy, die eines der absolut liebenswürdigsten und schrägsten Trios der Welt in die absurdesten Situationen hineinmanövriert, dabei mit intelligentem Dialogwitz aufwartet und einen ganz eigenen, ganz Brooklyn'schen, ganz wunderbaren Charme versprüht.
© 2013 Home Box Office, Inc. All rights reserved. HBO® and all related programs are the property of Home Box Office, Inc.
Der Herzstück von "Bored to Death" ist ganz klar das ungleiche Gespann, das der liebenswürdig-naive Jonathan (Schwartzman), der grummelige Ray (Galifianakis) und der charismatische George (Danson) bilden. Jeder der Charaktere ist auf seine ganz eigene Art so verschroben, dass man sie einfach lieben muss: Jonathan meint es gut mit der ganzen Welt, kann wirklich keiner Fliege was zuleide tun und ist als Weißwein trinkender Autor, der sich mit seinem zweiten Buch schwer tut und sich auf der Suche nach Inspiration als Laienprivatdetektiv engagiert, zum Schießen. Sein bester Freund Ray, ein Comicbuchzeichner, ist ein schräger, murriger, aber liebesbedürftiger Typ, der immer wieder in Beziehungsprobleme mit seiner veganen Freundin Leah (Heather Burns) gerät. Und George ist eine Art Mentor und Vaterfigur für Jonathan und später auch für Ray, ein galanter älterer Herr, der die Frauen liebt (und den die Frauen lieben) und der alles mit herrlicher Nonchalance angeht. Was die drei Männer gemeinsam haben? Alle befinden sie sich in einer Art lebensumfassender Langeweile, sind gefangen in einer leichten Melancholie, aus der sie sich gegenseitig immer wieder heraushelfen. Und außerdem lieben sie Gras.
Die Dynamik zwischen diesen drei Herren ist es, die einen in jeder Folge zu lautem Lachen bringt und gleichzeitig auch für allerlei niedliche Momente sorgt. Zwischen den dreien besteht bzw. entsteht im Verlauf der Serie eine aufrichtige, herzliche Freundschaft, die sie durch die abstrusesten Situationen und Detektivfälle trägt. Sei es, dass Jonathan ein Drehbuch für Jim Jarmusch überarbeiten soll und dieses natürlich verliert, dass Ray einem lesbischen Pärchen seinen Samen spendet oder dass George Jonathan darum bittet, ihn zu verprügeln, damit niemand sieht, dass er Herpes hat... die Liste lässt sich unendlich weiterführen. Doch so idiotisch das alles auf Papier klingen mag, im Fernsehen klappt es wunderbar.
© 2013 Home Box Office, Inc. All rights reserved. HBO® and all related programs are the property of Home Box Office, Inc.
Jonathan Ames, der Erschaffer der Serie und gleichzeitig auch das Vorbild für den gleichnamigen Protagonisten, schafft es mit einem sehr guten Händchen für komödiantisch-dramatische Balance, die oftmals absurd anmutenden Fälle nie zu Slapstick verkommen zu lassen. Vielmehr ist "Bored to Death" in seiner Anlehnung an den Film Noir und seiner Intertextualität stellenweise äußerst intelligent. Fast durchgehend werden literarische Klassiker und Vorbilder genannt, so etwa beginnt Jonathan aufgrund eines seiner Lieblingsbücher von Raymond Chandler mit seiner Detektivtätigkeit oder – damit wären wir wieder bei der herrlichen Absurdität der Serie – Jonathan bringt Ray dazu, sein bestes Stück zu inspizieren, da Hemingway und Fitzgerald dasselbe getan haben. "Bored to Death" ist sich seiner leichten Übertriebenheit dabei immer bewusst, verfällt aber nie ins Lächerliche. Vielmehr ist es urkomisch, wenn Jonathan beispielsweise versucht, möglichst überzeugend mit einer Waffe umzugehen, diese dann aber in ihre Einzelteile zerfällt. Diesen schmalen Grat zwischen plumpem Slapstick und charmant-genialer Situationskomik beherrscht die Serie fabelhaft, nicht zuletzt dank ihrer phänomenal agierenden Schauspieler. Schwartzman ist mit einem Wort großartig in seiner Rolle, Galifianakis etabliert hier quasi seine Paraderolle des leicht untersetzten, verletztlich-wackeren und unverblümten Vollbärtigen und Danson ist einfach nur eine Offenbarung als reicher, erfolgreicher und konstant Marihuana konsumierender Casanova
Mit Sicherheit ist "Bored to Death" nicht für jeden Geschmack geeignet, da es doch einen sehr eigenen Humor hat, den nicht jeder lustig findet. Doch lässt man sich darauf ein, wird man mit einer überaus charmanten, lustigen und cleveren Serie belohnt, die wunderbar kurzweilige Unterhaltung bietet und deren Charaktere einem sehr schnell ans Herz wachsen. Jonathan Ames hat hier ein Format geschaffen, das nicht nur großartige Dramedy bietet, sondern auch den Puls der Zeit auf eine besondere Weise sehr gut einfängt, das Gefühl das Dahintreibens, des Versuchs, der langweiligen Bequemlichkeit des Lebens zu entfliehen und die Dinge in die Hand zu nehmen, der Wichtigkeit freundschaftlichen Zusammenhalts. "Bored to Death" ist ein kleines, unkonventionelles Juwel. Prädikat: sehr wertvoll.
Maria Gruber - myFanbase
Kommentare
Links
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare
15.12.2024 21:18 von Daniela
No Good Deed: No Good Deed
Ich will da kommende Woche mal reinschauen. mehr
23.12.2024 12:10 von Lena
News: Blake Lively erhebt Anklage gegen Justin Baldoni wegen sexueller Belästigung
Ich hatte es schon in meiner Review zum Film angedeutet,... mehr