Cape Town - Review
#1.01 Relativity & #1.02 Echoes of the Past

Eine deutsche Krimiserie, die sich mit den bestehenden US-Größen wie "Navy CIS" und Co. messen möchte - kann das klappen? Die ersten beiden Episoden sehen auf jeden Fall schon mal sehr vielversprechend aus!
Bei "Cape Town" wird man von der ersten Minute an mitten in die Geschichte hineingeworfen. Gleichzeitig mit den Hauptcharakteren lernt man die drei Mordfälle kennen, die sich wohl durch die gesamten sechs Folgen von Staffel 1 ziehen werden. Dabei schafft es die Serie auch ohne Schießereien oder ähnliches die Spannung beim Zuschauer zu erhalten. Eine sehr intensive Kameraführung zieht den Zuschauer mitten ins Geschehen hinein, während plötzliche Rückblicke in die Vergangenheit einen hin und wieder an passender Stelle aus der Haupthandlung reißen.
Die Charaktere
Allem voran wird die Geschichte von dem Cop Mat Joubert (Trond Espen Seim) erzählt. Sein erster Auftritt ist genauso, wie es die Serienbeschreibung schon verkündet: ziemlich am Ende mit sich und der Welt. Trotzdem merkt man schnell, dass hinter Mats Fassade noch ein ziemlich kämpferischer Mann steckt. Besonders als ihn sein neuer Vorgesetzter aus seinem gewohnten Trott reißt.
Die erste Begegnung mit seinem neuen Partner Sanctus Snook (Boris Kodjoe) verläuft dann auch dementsprechend frostig. Kein Wunder, schließlich passen die beiden auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammen. Mat, der weit weg von jeden Ambitionen nur noch irgendwie durchs Leben kommt und Sanctus, der um einiges motivierter ist. Hier hat man mal wieder auf die beliebte Variante der grundsätzlich verschiedenen neuen Partner zurückgegriffen, die gezwungenermaßen irgendwie miteinander auskommen müssen. Das Modell ist bekannt, klappt sehr gut und liefert dabei auch gleich noch einige amüsante Szenen zwischen den beiden Hauptcharakteren.
Überhaupt gibt Sanctus Snook einen ganz anderen ersten Eindruck ab als Mat. Topfit kommt er gerade aus einer Elite-Einheit. Man sieht ihn zusammen mit seinem Bruder Owen (Irshaad Ally), zu dem er trotz krimineller Vergangenheit ein gutes Verhältnis hat. Der schenkt ihm auch einen tollen neuen Wagen, der im Laufe der Folgen noch für einige lustige Szenen sorgt. Denn schon allein die Wägen von Snook und Joubert sagen einiges über ihre Besitzer aus: Snooks nagelneuer roter Audi gegen Jouberts alten Wagen, in dem er noch eine Kiste mit Kassettentapes herumliegen hat. Ja, der Vergleich passt.
Vom Schauspielerischen her zeigen beide Hauptdarsteller bis jetzt gute Leistungen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir von den beiden auch noch einige tolle Szenen zu sehen bekommen werden, sobald die Geschichte sich ein bisschen eingespielt hat.
Während Mat bei den neuen Kollegen eher unsympathisch und starrköpfig herüberkommt, zeigt er bei den alten Kollegen und den Zeugen ein viel netteres und offeneres Selbst. Langsam zeichnet sich ab, dass Mat sehr wohl bewusst ist, wie es um ihn steht. Er tut eben was er kann, um irgendwie trotz des Verlustes seiner Frau, durchs Leben zu kommen. Gerade diese private Handlung ist es, die "Cape Town" etwas von den vielen anderen Crime-Serien abhebt. Zwar haben heutzutage die meisten Hauptcharaktere in Krimiserien irgendeine tragische Vergangenheit (zum Beispiel Patrick Jane aus "The Mentalist", oder Steve McGarrett von "Hawaii Five-0"), doch die wird eigentlich immer nur am Rande angesprochen. Hier ist das Trauma von Mat Joubert Teil der Serie, wird entweder durch Kollegen oder die Therapeutin direkt angesprochen, oder von Mat selbst in kurzen Flashbacks wiederdurchlebt. Gerade diese Rückblenden geben der Serie noch einen zusätzlichen Reiz, nicht nur, weil man dadurch etwas mehr über den Hauptcharakter erfährt, sondern weil es ja immer noch diesen offenen Mordfall an seiner Frau Lara (Jenna Upton) gibt. Und im Laufe der Folge stellt nicht nur bei den Kollegen die Frage, ob Mat nicht doch irgendwie mit dem Mord zu tun hat.
Die Fälle
Keiner der drei Fälle scheint bis jetzt wirkliches Krimi-Neuland zu betreten. Morde an Undercover-Agenten, hübschen Models oder reichen Geschäftsmännern kennt man. Trotzdem sind es natürlich Geschichten, die interessant sind und eigentlich auch immer gut beim Publikum ankommen.
Die beiden aktuellen Fälle tauchen in die gehobene Gesellschaft Kapstadts ein. Man betritt große Villen im Kolonialstil und bekommt auch sonst einiges von der Szene der Reichen zu sehen. Überhaupt kann man Kapstadt an sich als einen der Nebencharaktere bezeichnen. Immer wieder sieht man wunderschöne Panorama-Aussichten auf die Stadt. Gleichzeitig wird aber auch nicht davor zurückgeschreckt, die Mordopfer genauso klar zu zeigen, wie die Landschaft.
Dadurch, dass die Fälle sich über die ganze Staffel ziehen und eben nicht - wie meistens - nach einer Folge abgeschlossen sind, können sie sich natürlich viel besser entwickeln. Schon nach der zweiten Folge kennt man viele verschiedene Charaktere, die irgendwie mit den Mordfällen zu tun haben müssen. Eine Art Organisation wird vorgestellt, die junge hübsche Models an Kunden vermittelt und die nicht davor zurückschreckt, für ihre Diskretion über Leichen zu gehen. Wie genau da die Maskenmorde an reichen Geschäftsleuten hineinpassen, ist noch nicht klar. Aber man kann wohl davon ausgehen, dass diese beiden Fälle nicht komplett unabhängig voneinander sind. Und dank einer dramatischen Wand, an der insgesamt sechs Masken hingen, wissen wir, dass die Mordserie noch lange nicht vorbei ist.
Doch auch der Fall an Lara Joubert ist immer noch ungeklärt. Viel wissen wir Zuschauer noch nicht, denn gerade da wird viel mit Rückblenden gearbeitet, die eben nur Puzzleteile eines viel größeren Bildes sind. Das erinnert fast ein bisschen an "How To Get Away With Murder", auch wenn die Szenen lange nicht so genau sind und keinen richtigen Tatablauf schildern. Man rätselt trotzdem, was wohl als nächstes kommen wird. Wie gut kennt Sanctus Lara wirklich? Welche Rolle hat Mat bei dem Ganzen gespielt? Was hat es mit seinem Mentor auf sich, der scheinbar mehr für die Bösen als für die Guten arbeitet?
Alles liegt noch im Ungewissen und weckt damit natürlich Interesse auf mehr. Während ich mir sicher bin, dass die beiden aktuellen Fälle in dieser Staffel aufgeklärt werden, frage ich mich jedoch, ob auch der Mord an Lara aufgedeckt wird oder ob sich diese Storyline vielleicht noch länger hinziehen wird.
Fazit
Das grundsätzliche Konzept von "Cape Town" ist kein Neuland, sondern baut sich eher aus Elementen zusammen, die in Krimiserien meistens gut ankommen. Für die Serie spricht einmal ihre exotische Location in Kapstadt und Umgebung, die eben mal eine Abwechslung zu den großen US-Städten bietet. Außerdem ermöglicht die Entscheidung der Serienmacher, die Fälle über die ganze Staffel zu ziehen, mehr Raum für die Charaktere und deren Entwicklung, was bis jetzt sehr gut umgesetzt wurde. Insgesamt merkt man "Cape Town" überhaupt nicht an, dass es sich eben nicht um eine US-Serie, sondern um eine deutsche Produktion handelt. Sowohl vom Inhalt als auch von der Optik her kann "Cape Town" problemlos mit den bekannten US-Größen mitspielen. Mal sehen, ob es dazu auch die Gelegenheit bekommt.
Denise D. - myFanbase
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