Cloak & Dagger - Review des Piloten

Freeform, ehemals ABC Family, hat bereits im April 2016 den Piloten zu "Marvel‘s Cloak & Dagger" in Auftrag gegeben, somit sind mehr als zwei Jahre vergangen, bis wir nun endlich in die zweite Marvel-Serie nach "Marvel’s Runaways" hineinsehen dürfen, die sich an ein jugendliches Publikum richtet. Das hat mich schon etwas verwundert, da man mit einer schnelleren Umsetzung des Projekts wunderbar an den Superheldenserien-Hype hätte anschließen können. So hinkt man nun etwas hinter her, da selbst The CW, DER Heimatsender von Superheldenserien, wenn auch aus dem DC-Universe, für die neue Season 2018/19 keine neue Serie aus dem Genre in Auftrag gegeben hat. Aber dieses Argument sagt ja nicht automatisch etwas über die Qualität der Serie aus, die ich im Folgenden nun näher unter die Lupe nehme.
Während ich zuletzt bei Piloten überwiegend beobachtet habe, dass diese von Handlungssträngen vollgestopft sind, ergibt sich bei "Cloak & Dagger" das genaue Gegenteil. Es gibt zwei Handlungsstränge, die sehr fokussiert und intensiv betrachtet werden. Auf der einen Seite verfolgen wir Tandy Bowen, die aus gutem Hause stammt und behütet aufwächst und auf der anderen Seite haben wir Tyrone Johnson, dessen Familie sich über Wasser zu halten versucht, so dass Tyrones älterer Bruder Billy Teil einer Jugendgang ist, die für einige kriminelle Aktivitäten verantwortlich ist. In einer schicksalshaften Nacht überkreuzen sich die Leben der Kinder Tandy und Tyrone, die schließlich durch eine undefinierte Kraft getroffen werden und so ihre übernatürlichen Kräfte erhalten. Jahre später hat sich das Bild der beiden Protagonisten dramatisch gewandelt: Tandys Familie hat durch den Tod des Vaters ihre gesellschaftliche Position verloren und da die Mutter abhängig geworden ist, hält es Tandy zuhause nicht mehr aus, lebt auf der Straße und raubt mit ihrem Freund Liam wohlhabende junge Männer aus. So trifft Tandy wieder auf Tyrone, dessen Familie den sozialen Aufstieg mitgemacht hat.
Tandys und Tyrones Leben werden sehr intensiv beleuchtet. Zudem gibt es auch immer wieder Rückblenden in ihre Kindheit, so dass man beide gut kennenlernt und auch zu beiden eine Verbindung aufbauen kann. Diese Erzählweise kann man als langatmig empfinden, aber ich habe es genossen, dass ihren Charakterstudien so viel Zeit eingeräumt wurde. Ihre übernatürlichen Fähigkeiten werden erst verhältnismäßig spät und auch noch recht oberflächlich beleuchtet. Als die beiden sich wiederbegegnen, erkennen sie erst, dass sie Fähigkeiten haben, die sich von da an nicht mehr unterdrücken lassen. Tandy ist Dagger und kann Lichtdolche herstellen, Tyrone ist Cloak und kann mithilfe seines Mantels andere in Dunkelheit hüllen und teleportieren. Entgegen der Comic-Vorlage haben die beiden aber auch noch weitere Fähigkeiten, die nur angedeutet werden und die ich als besonders spannend empfinde, näher zu entdecken. Wenn Dagger Menschen berührt, kann sie deren Hoffnungen erkennen, Cloak auf der anderen Seite wird mit deren Ängsten konfrontiert. Da diese Fähigkeiten den beiden und somit auch uns Zuschauern noch sehr fremd sind, gibt es viel Potenzial, diese gemeinsam zu entdecken.
Mir fällt auch stark ins Auge, dass die Grundausrichtung von "Cloak & Dagger" sehr düster wirkt. Selbst die Szenen am helllichten Tag wirken stets gräulich, aber in dieser Atmosphäre kommen eben auch Cloak und Daggers Kräfte und ihre Gegensätze gut zum Vorschein. In diese Atmosphäre passen dann auch keine typischen Teenieprobleme, die man durch das Alter der Protagonisten durchaus hätte erwarten können. Stattdessen wirkt das Leben sehr hart und die Serie wirkt so deutlich erwachsener als "Runaways". Ob dieser Stil aber dauerhaft beibehalten wird oder ob sich doch noch mehr High School Dramen in den Vordergrund schieben, das wird der weitere Verlauf der Staffel zeigen. Sehr stimmig für eine Serie, die sich an ein eher jugendliches Publikum richtet, ist dagegen die Musikauswahl, da fast jede Szene durch poppige und rockige Musik unterlegt wird.
Der Cast ist relativ klein gehalten, was ich aber gerade im Piloten als sehr angenehm empfunden habe, da so der bereits erwähnte Fokus auf Tandy und Tyrone gegeben war. Zudem handelt es sich um eher unbekanntere Schauspieler, die diese Serie also durchaus als Sprungbrett empfinden können. Olivia Holt und Aubrey Joseph gefallen mir als Hauptdarsteller gut, wie ihre Chemie miteinander ist, muss aber noch abgewartet werden. Der weitere Cast muss ebenfalls noch entdeckt werden, aber vor allem auch die Elternfiguren haben noch viel Potenzial. Neben dem Cast hat aber auch die Handlung viel Potenzial. Es wurden bereits einige Fragen aufgeworfen, deren Antworten ich gerne näher ergründen würde. Warum hat sich die soziale Situation der Johnsons verändert? Wie ist Tandy zu dieser harten jungen Frau geworden? Und was hat es mit dem unfreiwilligen Mörder von Billy auf sich? Dies ist neben den übernatürlichen Fähigkeiten meine Hauptmotivation weiterzuschauen.
Fazit
Ich bin von dem Piloten von "Marvel’s Cloak & Dagger" sehr angetan, da mich die eher gemächliche Erzählweise, die einen intensiven Blick einmal auf die kindlichen und einmal auf die jugendlichen Tandy und Tyrone ermöglicht hat, sehr angesprochen hat. Dadurch wird man emotional schnell an das Geschehen gebunden und es ergeben sich einige offene Fragen, die man als Zuschauer beantwortet sehen will. Die übernatürlichen Fähigkeiten werden gerade erst entdeckt, aber die Ansätze sind schon sehr vielversprechend. Zwar ist "Cloak & Dagger" für ein jugendliches Publikum ungewohnt düster ausgerichtet, aber gerade durch die musikalische Untermalung ist die Zielrichtung klar. Daher sage ich: die Mischung macht’s und die birgt eben viel Potenzial!
Lena Donth - myFanbase
Kommentare
Meistgelesen
Aktuelle Kommentare

29.03.2025 02:08 von Daniela
The Residence: The Residence
Ich bin bei Folge 6 und werde dazu auch was schreiben.... mehr
29.03.2025 16:30 von Daniela
Reviews: Apple Cider Vinegar - Review Miniserie
Ich muss gestehen, dass ich mich oftmals eher dabei... mehr